Re: Ich höre gerade … klassische Musik!

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katharsis

Registriert seit: 05.11.2005

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gypsy tail windAllerdings … in den beiden Konzerten störte mich bei Weissenberg genau wie jetzt bei Arrau hin und wieder das übermässige brillieren, das virtuose Glänzen, das immer den Verdacht der Leere weckt.

Da bin ich gespannt, wie sich Deine Hörgewohnheiten weiter entwickeln werden. Bei Chopin ist der von Dir genannte Verdacht nie von der Hand zu weisen und nicht selten weniger den Pianisten, sondern eher dem Komponisten anzulasten.
Chopin war ein Virtuose, aber auch ein kleiner Blender, der es verstand, Klavierstücke aufzublähen, um damit die durchaus vorhandene Leere zu kaschieren.
Ähnliches gilt auch für Liszt, nur dass der einerseits der bessere „Orchester-Schreiber“ war und damit gerade bei den Klavierkonzerten dem Klavierpart einen Gegenpart gegenüber stellen konnte. Andererseits empfand ich Liszt immer als den reiferen, überlegteren Komponisten.
Jedenfalls habe ich mich schon lange nicht mehr an Chopin herangewagt, sehe für mich persönlich aber auch keine Notwendigkeit. Da gibt es anderes, was mich bewegt.

Gerade habe ich das schöne Violinkonzert op. 47 von Jean Sibelius hervorgekramt.

Ein schön aufschneiderisches Konzert, das aber so fragil konstruiert wurde, dass sich die lieblichen Stellen selten lange halten, sondern oft in einen dräuenden Strudel gezogen werden. Tetzlaff hat einen durchaus schmalzigen Ton, der aber nie wirklich ins gefühlsduselig-romantische abdriftet, sondern an den entsprechenden Stellen scharf zu akzentuieren vermag. Auch das Dänische Nationalorchester unter Dausgaard ist in bester Verfassung. Sehr genau, in den tiefen Streichern voluminös und nicht brummig, in den Höhen klar, aber nie zu hell. Gute Einspielung.

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III