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Anonym
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katharsisDas will ich gerne tun. Schmäh ist ja nicht nur – woran Du vielleicht gedacht hast – eine Art leichten wienerischen Humors. Ich verstehe darunter einen durchaus lasziven, auch morbiden Humor, der insbesondere den späten Sonaten gut ansteht. (Wohlgemerkt galt meine obigen Empfehlung den Moments Musicaux, nicht Schubert im Allgemeinen!)
Danke, katharsis! Tatsächlich hatte ich eher an die erste Facette des Schmähs gedacht, wohl auch, weil selbst die andere mir bei Schubert nicht weit genug geht. Der morbide Humor – gerade in den späteren Werken von Schubert finde ich ihn nicht oder suche vielmehr Aufnahmen, in denen er nicht zu finden ist. Das ist mir für diese Musik eine nicht ganz passende Auflösung, eine Dualität, zwei Seiten, die bei Schubert zuletzt nicht mehr einander gegenüberstehen. Oder so: Gerade auch die Geste des morbiden Humors höre ich in der Musik nicht. Aber das liegt eindeutig bei mir an Schnabel und, wenn wir schon beim Tod sind, an der „Winterreise“. Nicht, dass ich da Entscheidungen zum Morbiden wollte, die wieder nur Gesten wären. Ich glaube, ich störe mich gerade nur an der Beistellung des Humors. Das ist kein Humor, jedenfalls keiner aus Wien.
Meinen Faux-pas mit der Rede von den Klaviersonaten, obwohl Du von den „Moments Musicaux“ gesprochen hast, hatte ich dann noch gemerkt, aber es war mir zu spät, das noch zu ändern. Es ist ja wirklich so, dass man nicht einen Interpreten für jedes Werk oder jeden Komponisten wie mit der Rasiermaschine loben oder verdammen kann, da kommt es immer auf die Einzelheiten an und man muss immer wieder nachhören.
katharsisIch finde, dass Brendel Schubert mit dem nötigen Ernst nimmt und sehr an der immanenten Dynamik feilt und doch hinterlistig und sehr bildreich intoniert.
Von Brendel habe ich überhaupt nichts hier, obwohl oft gehört, da musste ich mir jetzt mal mit youtube aushelfen. Wir hören den völlig anders, ich möchte Nerven im Finger, das konnte ich bei den Schubert-Sachen da im Tollhaus leider wieder nicht hören. Das Einzige, was mir von Brendel wirklich nah ging, waren die Mozart-Konzerte mit Colin Davis, aber gerade in diesen Sachen, Schubert, Beethoven, Liszt, zu schweigen von Bach, staune ich nur über die Bewunderung seines Spiels. Das kann aber auch darin liegen, dass ich diesen Eindruck, er hätte ständig zwei Finger auf einer Taste, nicht loswerde. Das ist mir zu dick aufgetragen, mit nicht begründeten Linien. Aber die „Moments Musicaux“ von ihm kenne ich nicht, da mag es also anders sein.
katharsisMit Schubert insgesamt konnte ich mich allerdings noch nicht gänzlich anfreunden, das sind mir teilweise zuviel Noten, zuviel Länge; dann wieder absolut läppische Stücke und daneben tiefgründig-schwarze Werke. Dementsprechend kenne ich viel zu wenig Aufnahmen. Maurizio Pollini, Murray Perahia bspw. sollen alle sehr gut sein. Und Rudolf Serkin natürlich.
Das sind nicht viele Noten, nur viele Akkorde, zumindest in der Klaviermusik. Rachmaninow dürfte da etwas ausführlicher sein. Pollini wird ja immer gefeiert, mir hat er zumindest in den erhältlichen Aufnahmen noch kein Werk „erschlossen“, nicht einmal bei Schönberg, nicht bei Schubert, nicht bei Chopin, nicht bei Beethoven. Perahias Schubert kenne ich nicht. Serkin hingegen – den ich nur mit Busch bei Schubert kenne – sollte ins Haus, hat er tatsächlich das Klavierwerk eingespielt?
katharsisViele Pianisten versuchen, die letzten Sonaten geradezu orchestral aufzublähen. Das ist natürlich legitim, ist aber doch oft reichlich künstlich und verstellt den Blick auf die kleinen Intimitäten der Musik.
Ich finde, Dalberto trifft genau diesen Nerv (ohne die Musik freilich zu salopp zu nehmen) und vereinfacht Schubert. Das fand ich sehr interessant.Deinen Verweis auf Schnabels Herangehensweise musst Du mir bitte noch etwas erklären. Ich kenne seine Deutung nicht.
Zu den Orchester-Interpreten gehört wahrscheinlich gerade Richter, ich habe das heute noch einmal gehört und konnte nicht viel mit ihm anfangen – wie so oft. Er spielt den ersten Satz der B-dur-Sonate unglaublich langsam und das hat er auch noch live nach zwanzig Jahren gemacht. Was ich daran verstehen kann, ist, den Tremor zu katapultieren (die Triller aufzulösen); um das zu tun, wie er es macht, muss das Tempo insgesamt langsam werden, aber das passt mir heute auch nicht mehr. Hier. (Aber halte, wenn Du Lust hast, bis Minute 7 durch.)
Schnabel ist der Andere – er hat nicht einmal die Geste des Abwerfens der Gesten, das meinte ich – und es scheint, dass Dalberto eine Art Schüler sei. Auch seine Schubert-Aufnahmen konnte ich nicht nachhören, weil ich sie nicht hier habe, aber ich glaube, Du solltest einfach den Schnabel besorgen, wirklich. Der spielt das, von dem Du schreibst.
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