Re: Wolfgang Doebeling – Pleased To Meet You

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Das Problem des Buches, wenn es denn eins ist, ist eben das Vorwort, was nicht nur Herablassung sondern eine Umkehrung des Verhältnisses von Interviewer und Objekt erkennen lässt. Es ist immer problematisch, wenn ein Journalist seine Position verkennt. Die Distanz zum Objekt geht eben verloren, wenn das Gegenüber penetrant „parfürmiert“ oder was auch immer ist und es um persönliche Abneigungen geht. Ironische Distanz und Beschreibung ist in solchen Fällen immer das Mittel der Wahl. Genau diese Distanz geht in dem Vorwort verloren. Schlimmer, hier wird eine Konfrontation zwischen Journalist und Objekt aufgebaut, die das Gegenteil des Verhältnisses suggeriert; nämlich das der Interviewte der Bittsteller ist und nicht umgekehrt. — Mit brillianten Ergebnissen wie man, so hoffe ich doch, zugeben muss; denn die rhetorischen Herausforderungen an insbesondere Jagger sind nicht ohne. Und die Herrschaften sind durchaus gewillt, sich solchen Konfrontationen zu stellen, was man Wort für Wort nachlesen kann. Die Befragungen der Leute, die das nicht wollten, haben wir ja noch nicht gelesen; wenn wir es denn jemals können!
Mein Gefühl ist, dass WD mit so manchen Enttäuschungen in diesem Buch noch gar nicht herausgerückt ist und auch nicht tun wird. Dafür spricht schon die Zahl 12 aus unzähligen. Der Zynismus, der im Vorwort zu lesen ist, ist immer eine Form der Enttäuschung. Weiß ich aus Erfahrung, sehe ich ihm nach, kann ich gut nachvollziehen usw. und würde es vor allen Dingen anders machen! –Die Interviews sind übrigens super: endlich erfährt man mal, was den Interviewten überhaupt wichtig ist, wo die Motivation ist, wo alle Musik ihren Ursprung hat und warum bspw. Costello denkt wie er denkt. Liegt am Journalisten!
Ich warte auf den nächsten Band.

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