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Ich gehe derzeit selten ins Theater. Seit man den guten Herrn Marthaler mit Schimpf aus Zürich verjagt hat, ist mir die Lust ziemlich vergangen. Unter seiner Ägide gab’s Wunderbares zu sehen, im der Zwischensaison danach noch ein paar schöne Reprisen von Stücken, die ich verpasst hatte. Dann kam Hartmann und mit ihm ein Zeitalter der Finsternis. Pinkelnde Pöbeljungs, die noch jede gut-gemeinte oder halbwegs zu gelingen scheinende Inszenierung kaputtrotzen. Zudem manches, was einfach nur langweilig war. Weg war das tolle Ensemble (unter Marthaler waren u.a. einigermassen regelmässig André Jung, Ueli Jäggi, Joseph Ostendorf oder Bibiana Beglau zu sehen), weg war die Musik. Wie beim „Kirschgarten“ unter Jürgen Gosch – ein Tiefpunkt! – auf der Bühne musiziert wurde, das schmerzte die Ohren, aber buchstäblich. Man lässt doch keine Leute an Instrumente, die nicht mal fehlerfrei eine Tonleiter spielen, geschweige denn einen einzigen Ton sauber intonieren können!? Grausame Inszenierung, pubertär, doof, langweilig. Hartmanns eigene Inszenierung von Botho Strauss‘ „Nach der Liebe beginnt die Geschichte“ (der Text entsprach in etwa dem Titel, abgedroschen) mit einer enorm verbissenen Corinna Kirchhoff war wohl das letzte, was ich sah – und dann endgültig beschloss, dass ich mir das nicht mehr antun muss.
Ich hab’s jedenfalls einige Male versucht unter Hartmann, mag sein, dass ich auch eher die schwächeren Stücke gesehen habe, ich weiss es nicht.
Seit Barbara Frey da ist hab ich kein einziges Stück gesehen (oder ich hab’s wieder vergessen). In schöner Erinnerung habe ich den Abend im Neumarkt mit Schlingensiefs letztem Stück, inklusive Prozession durch die Zürcher Altstadt und Besuch im Schauspielhaus (wo Martin Wuttke zugange war). Ebenfalls im Neumarkt habe ich Birgit Minichmayr in van Goghs „Das Interview“ gesehen – das war verdammt gut, ist allerdings auch schon etwas über zwei Jahre her.
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