Re: Quartalsauflage Rolling Stone

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der-hofacker

Registriert seit: 07.04.2005

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wernerSo eine Art Relaunch ist sehr komplizierte und komplexe Sache, gerade bei einer etablierten Zeitschrift. Deshalb traut man sich häufig auch nicht dran. Aber man kann ja ein Szenario durchspielen:
Wenn du den RS zum Metal hin öffnest, sprichst du theoretisch neue Käufer- oder zumindest Leserschichten an. Faklt ist natürlich, dass Metal seine eigenen Organe und Netzwerke seit Jahrzehnten etabliert hat. Was bedeutet, dass der Informationswert, den der RS vermitteln könnte, für diese Schichten nicht existiert. Will sagen: Sie werden nicht RS-Leser, nur weil der RS jetzt auch etal bespricht. Okay, bleiben die bisherigen RS-Leser. Die können ja bestenfalls nur davon abgehalten werden, den RS NICHT mehr, oder wieder (die Enttäuschten) zu kaufen. Dies setzt voraus, dass der Mehrwert, der in der Aufnahme eines neuen Genres besteht, diese derart attraktiert,dass sie bleiben/zurückkommen. Was wäre dadurch gewonnen? Eine Zeitschrift, die Classic Rock thematisiert, daneben Indie Rock, jetzt noch Metal, darüber hinaus gibt es den Gesamt-kulturellen Anspruch des Magazins (Politik, Film, Buch, etc.). Übrig bliebe ein Magazin, das beliebig ist, das verwässert, das in der Tat dann sich zwischen den Fronten aufreibt.
Für Metal (das ist klar) kann man auch andere Genres einsetzen: Techno, Elektro, Black, Rap, etc.
Ich will das Thema hier auch nur mal anreißen, um zu zeigen, dass es nicht damit getan ist, einfach mal eine neue Musikrichtung aufzunehmen. Ganz abgesehen davon, wie die Anzeigenkunden reagieren (die ja letztlich das Heft finanzieren, und nicht wir Käufer). Also auch da muss man äußerst sensibel vorgehen.
Mein Anstoß wäre, das Heft von innen zu verändern, neue Kolumnen zu schaffen, Gastautoren aufzunehmen, und (das, was viele hier zurecht anprangern) streithafter zu werden, kontroverser, giftiger.

Interessanter Beitrag! Mein Klugscheißer-Senf dazu: Ich glaube, man darf nicht vergessen, dass der Rolling Stone noch immer Journalisten/Autoren an Bord hat, die zu den besten im Lande gehören. Wenn diese Leute sich z. B. mal mit dem einen oder anderen musikalisch härteren, chartstechnisch erfolgreicheren oder auch „schwärzeren“ Thema befassen würden statt immer nur mit den „sicheren“ Themen bzw. den eigenen Vorlieben, kämen da ganz sicher auch deutlich anspruchsvollere Geschichten heraus als in den allermeisten Genre-Heftchen, die in der Regel über das Niveau allenfalls durchschnittlicher Besinnungsaufsätze nicht hinaus kommen. Das ist ein Pfund, mit dem der RS wuchern kann!
Abgesehen davon gibt es eine Menge junge, sehr talentierte Autoren, die man allerdings erst suchen, ansprechen und ausprobieren muss. Was natürlich a.) Arbeit macht und b.) die alteingesessenen Autoren-Erbhöfe gefährdet und möglicherweise zu Konflikten führt.
Meines Erachtens kann aber nur so eine Erneuerung/Öffnung funktionieren (man muss es natürlich wollen).
Außerdem: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die meisten RS-Leser und Forumianer nichts dagegen haben, wenn man ihnen das eine oder andere musikalische Phänomen, mit dem sich bislang nichts rechtes anfangen konnten, auf vernünftigem Niveau näher bringt. Solange sie sich ernst genommen fühlen und auch ihre „traditionellen“ Vorlieben im Heft in adäquater Gewichtung wiederfinden. Schließlich kauft wohl keiner ein Musikmagazin, um immer nur die eigene Meinung bestätigt zu bekommen. So blöd sind nur Fanzine-Leser. Ich denke, der RS-Leser erwartet von seinem Magazin auch, dass er darin lernen, Neues erfahren und Denkanstöße finden kann. Und natürlich: mal was zu lachen kriegt.
Was im übrigen nicht zu einer Verwässerung führen würde, sondern im Gegenteil zu einer Ausweitung der RS-Kompetenz, die sich dann auf sämtliche Felder der populären Musik beziehen würde. Zumindest finde ich, dass das der Anspruch sein sollte.

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