Re: Der deutsche Jazz

#8364113  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 66,854

alexischickeIch glaube,der erste international anerkannte deutsche Jazzstar war Rolf Kühn.

Einige seiner tollen frühen Alben wurden ja neulich von Universal neu augelegt:
Rolf Kühn feat. Klaus Doldinger
Rolf & Joachim Kühn Quartet – Impressions of New York
Rolf & Joachim Kühn Quintet – Transfiguration

Die drei kann ich wärmstens empfehlen! Die Doldinger-Scheibe besteht aus kurzen Stücken (eins gab’s auf meinem letzten BFT), die Band ist eigentlich das Doldinger Quartett (mit Ingfried Hoffman und Cees See sowie dem Bassisten Hermann Schoonderwalt, der für Helmut Kandlberger oder Peter Trunk einsprang).
Die Scheibe aus New York mit Garrison und Aldo Romano erschien auch bei Impulse und ist wie die „Transfiguration“ (mit Karlhanns Berger, heute eher als Karl bekannt) ziemlich nun ja, avantgardistisch… Die Band war vielleicht neben dem Mangelsdorff Quintett die damals beste und wichtigste in Deutschland.

Von Kühn sind in der gleichen Unviersal/MPS-Reihe noch Symphonic Swampfire und Total Space erschienen, die mich allerdings nicht sonderlich ansprechen… früher gab’s schon Joachim Kühns Hip Elegy, eine nicht sonderlich tolle Jazzrock-Scheibe.
Was ich sehr schade finde ist, dass die ebenfalls tollen Kühn-Scheiben „Solarius“ und „In East-Berlin“ kaum zu finden sind. Beide gab’s auch mal auf CD, beide hat mir ein Bekannter mal kopiert… und es sind vielleicht meine liebsten Kühn-Scheiben, noch vor dem Impulse-Album.

Weitere MPS-Reissues gab’s von Volker Kriegel: Octember Variations, Lift!, Tropical Harvest hab ich mir alle letztes Jahr mal billig gekauft, wirklich essentiell ist keines… die beste ist womöglich Inside: Missing Link, die ich noch nicht habe… früher gab’s von ihm noch Spectrum, die auch nicht essentiell ist… Kriegel mag ich irgendwie mehr als Idee denn in der Umsetzung.

Zudem vom Dave Pike Set: Infra-Red, Noisy Silence – Gentle Noise, Four Reasons und Salomão – alles hübsche Scheiben, die mir recht gut gefallen, auf denen auch Kriegel gut ist, aber der heimliche Star ist das tolle Rhythmusgespann aus J.A. Rettenbacher und Peter Baumeister!
Von Pike gibt’s eine weitere Scheibe bei Promising Music, Live at the Philharmonie. Viel schönere Aufmachung aber auch etwas teuer – auch eine gute Scheibe.
Es fehlt noch ein Reissue von „Album“. Und zum Einstieg oder für Nicht-Komplettisten taugt auch die Masterpieces-Compilation, falls man sie billig findet.

Von Peter Herbolzheimer gab’s eine Box mit allen MPS-Aufnahmen und inzwischen mindestens zwei einzelne CD-Reissues, aber mit seiner Musik kann ich bei aller Sympathie für den Mann mit dem Kugelbauch wenig anfangen.

Toll finde ich allerdings das 4CD-Set der gesammelten Philips-Aufnahmen des Klaus Doldinger Quartetts, Early Doldinger – The Complete Philips Sessions (einen Track daraus gab’s ebenfalls in meinem letzten BFT). Auf CD4 sind diverse Raritäten und Live-Mitschnitte zu finden, Tracks, bei denen Doldinger mit anderen Bands spielt, Ausschnitte von NDR Jazz Workshops etc.

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba