Re: House und Techno in den 80s und 90s

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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Some Velvet MorningEs ging um die leerstehenden Fabrikhallen im Osten. Das war doch ein Eldorado für Raver, die günstig an einen Laden rankommen wollten. Die haben den Tresor, E Werk etc. alles sehr günstig bekommen und sich dumm und dusselig damit verdient.

Ich steckte damals keineswegs in dieser Szene drin, habe mich als Student in Berlin aber zumindest dann und wann auf dem Dancefloor rumgetrieben. Acid House war schon Ende der 80er (88/89) eine Welle und der Begriff Techno war spätestens 1988 ein Label, wobei die Begriffe selbst wohl eher unbedeutend sind.

http://www.youtube.com/watch?v=6fxtNfszImI

Eigenartigerweise sind die ersten Techno-Clubs in Berlin ausgerechnet nicht im Osten, sondern im Westen entstanden. Die sprossen aus einer kreuzberger Subkultur. An die zweite Inkarnation des UFOs in Schöneberg kann ich mich sogar noch erinnern.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ufo_(Club,_Berlin)

Erst später hat sich diese Szene die leerstehenden Gebäude in vor allem Berlin-Mitte angeeignet. Der Tresor war so ein Fall. Das war zunächst ein echtes Drecksloch im Keller, in dem teilweise knöchelhoch Wasser stand. Ziemlich subkulturell und es gehörte schon ein bisschen Wagemut dazu, sich überhaupt in diese meist nicht ganz legalen Clubs zu trauen. Zwar war das eigentlich völlig harmlos, aber alleine das Image der Halblegalität, die Flüsterpropaganda und das Gefühl in eine geheime Szene einzutauchen, war anziehend und beängstigend zugleich. Zum Big Business ist das erst später geworden. Das Buch DER KLANG DER FAMILIE hört sich interessant an.

In Berlin und Frankfurt scheint es zwei parallele Szenen gegeben zu haben, die wohl sehr unterschiedlich waren. Ich war nie im Dorian Gray, aber UFO und DG sind ja von den Räumlichkeiten und der Szene her offensichtlich völlig gegensätzlich gewesen.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)