Re: US-Radio-Singles

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ricochet

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Balladen, einst das Salz in der Suppe jedes durchhörbaren Radioprogramms sind im Zeitalter des 10-Minuten-Konsums nicht mehr gern gesehen. Zumindest im amerikanischen Mainstream-Radio.

[B]Jason Allen – He’s Still Dancing with Her

Ich stelle ihn mir gerade im heutigen Radiobetrieb vor zwischen Jason Aldean und Brantley Gilbert…

[B]Muse – Panic Station

[B]Shinedown – I’ll Follow You

[B]Lorde – Royals

[B]The Band Perry – Done

„Pioneer“ heißt das neue Album der „Band Perry“, das im Sommer die Nr. 1 der Country-Single-Chart erklomm. Mit 728.000 Downloads folgte die flotte Tanznummer auf drei Platinum-Hits und eine Gold-Single, die die Geschwister Kimberley, Neil und Reid Perry zu jungen Erfolgsgaranten des Country-Formats machen. An ihrem Beispiel kann man erkennen, wie segensreich sich gezielte Radio-Promotion auf die Downloadzahlen auswirkt.

[B]Country Radio May 2013

Ein Mann und seine Gitarre:

[B]Drake White – The Simple Life

Wer soll sich an all die Namen erinnern, die zu Beginn des Jahrtausends auf den Promo-CDs prangten?

[B]Alecia Elliott – I’m Diggin‘ It

Das Country-Sternchen war damals sogar zu Gast bei Jay Leno. Meredith Edwards?

Ja, die gab es auch noch.

[B]Meredith Edwards – Ready to Fall

Der weiblich geprägte, schmusige Country-Pop war eine der Hauptströmungen zwischen 1998 und 2004, auf der die großen Radiostationen zumindest mitschwammen. In diesen Jahren herrschte bei den Nashville-Dependancen der Plattenmultis stilistische Unentschlossenheit über die musikalische Ausrichtung, es gab jede Menge Mischexperimente (Neotrad-Pop, Hochglanz-Gitarrenpop, Rockballaden, Neotrad-Rock, Blues-orientierter Rock mit poppigen Arrangements etc.). Es gab zudem ein Überangebot an „poppiger“, femininer und balladenhafter Musik, ein Tend, der auch das Management arrivierter Interpreten erfasste:

[B]Faith Hill – The Secret of Life

Der Musikstil schleifte sich in den Folgejahren immer mehr ab und näherte sich dem damals eher verschlafenen aber von Frauen jenseits der 25 gern gehörten AC-Format, das mangels Nachwuchs mehr und mehr austrocknete. Ein Problem, das das demographisch ausgewogene Country-Format nie hatte. Die ganze Musikindustrie war zu jener Zeit im Aufruhr, man sah sich angesichts der MP3-Tauschwelle im Internet schon am Rande des Abgrunds und so versuchte man zunächst große Stimmen mit austauschbaren und stilistisch unebenen Kompositionen formatübergreifend zu positionieren. Die Hörer goutierten diese Praxis aber gar nicht und anders als heute war der Hörer noch wichtiger als der Käufer, der die Musik letztendlich in den Schrank stellen sollte.

Das Top-40-Format befand sich nach 2000 quotentechnisch im Sinkflug, Adult Contemporary konnte zulegen („Schönes bleibt“) und Country blieb über die Jahre erstaunlich stabil. Die Rockformate degenerierten allesamt zu Kleinsparten, aber blieben werbe- und verkaufsstark (junge, männliche Plattensammler). Der jugendliche Musiktrend ging vermehrt in Richtung Hip-Hop und die Über-20-Jährigen verteilten sich auf Country und AC, die Masse der Schwarzen zerfiel in eine Non-Rap (Urban-AC) und eine Rap-freundliche Hörerschaft (Urban CHR).

Mittlerweile hat sich der Trend wieder gedreht, Country kultiviert den Gitarrengroove und das AC-Format zerfällt in seine Einzelteile – die jüngeren Abkömmlinge lieben adulten Dance-Pop, die meisten aber konzentrieren sich auf die fest etablierten Titel aus den letzten 40 Jahren, die sie immer, immer und immer wiederkehren lassen. Hot-AC ist modern, innovativ und bietet gute Werbeflächen, ist aber zugleich quotenschwach und bei keiner gesellschaftlichen Gruppe das bevorzugte Radioformat. Top-40 ist wirtschaftlich gesund aber auf die in Amerika nicht so heiß begehrten Unter-20-Jährigen fokussiert, die lieber downloaden als Platten kaufen.

[B]Delta Rae – If I Loved You

[B]Dawes – From a Window Seat

Die dritte Single von Country-Newcomer Dustin Lynch, der mit seinem Nr.-2-Debüt und einem Album, das in Windeseile Platinum-Status erreichte, manch einen überraschte. Er steht beim Label „Broken Bow Records“ unter Vertrag, das pro forma unabhängig ist, in Wahrheit aber bis ins kleinste Glied mit SONY verbandelt ist. Anders ist der Sprung in die Single-Top-Ten nicht zu schaffen.

[B]Dustin Lynch – Wild in Your Smile

[B]Scotty McCreery – See You Tonight

Im US-Radio gibt’s jede Menge guten Soul:

[B]Israel Houghton & New Breed – It’s Not Over

[B]Tamar Braxton – Love and War

[B]Glenn Lewis – Can’t Say Love

[B]Fantasia – Lose to Win

[B]Tamela Mann – Take Me to the King

[B]Keyshia Cole – Trust and Believe

Marc Anthony wurde in eine New Yorker Latino-Familie hineingeboren und ist einer der Stars der quirligen spanischsprachigen Musikszene (ich erwähnte ihn bereits). Im Juni belegte er im Latino-Airplay mit folgender Tanznummer Platz 1:

[B]Marc Anthony – Vivir Mi Vida

[B]Avant / KeKe Wyatt – You and I

Ein furioses Stimmenpaar, das im frühsommer die Urban-Airplay-Chart emporkletterte.

[B]Cassadee Pope – Wasting All These Tears

Cassadee Pope gewann im September 2012 den NBC-Contest „The Voice“. Sie gehörte dem Team von Blake Shelton an, das sich gegen die Lager von Christina Aguilera, Cee Lo Green und Adam Levine („Maroon 5“) durchsetzte und mit Jermaine Paul (Mai 2012), Cassadee Pope (Dezember 2012) und Danielle Bradberry (März 2013) bereits die dritte Staffel in Folge für sich entscheiden konnte.

Cassadee gehörte noch bis vor kurzem der progressiven Rockband „Hey Monday“ an, die im Grenzbereich zwischen Mainstream-Pop und Gegenwartsrock anzusiedeln ist. Mit „How Do You Love Me Now“, der einzigen erwähnenswerten Single-Auskopplung ihres zweiten Albums „Hold On Tight“, konnte sich die Formation in den Top-40 der CHR-Pop-Airplay-Chart platzieren. Ihr zweites Album Beneath It All , ein Neo-Punk-Sammelsurium, wurde in der Billboard-Rock-Chart auf Platz 9 notiert, produzierte aber keine erfolgreiche Single.

[B]Shinedown – I’ll Follow You

[B]Lorde – Royals

[B]Toby Keith – Drinks After Work

[B]Thompson Square – Everything I Shouldn’t Be Thinking About

Toby Keith’s neue Single war wochenlang in der Radio-Promo–Phase und ist jetzt auch als Online-Video verfügbar. Sie wird Bestandteil seines neuen Albums sein, das am 29. Oktober erscheint.

Ein Urban/R&B-Airplay #1-Hit von Anfang Juli :

[B]Ciara – Body Party

Interessanter Titel, passt aber nicht zum internationalen Pop-Mainstream und wird deswegen auch nicht exportiert. Das letzte R&B-Crossover-Wunder (natürlich war das Wunder kalkuliert) hieß Beyoncé Knowles und wird von heimischen Hitverwertern auch heute noch unablässig rekapituliert…

Das wenige, das man importiert, läuft eben um so öfter…

Kann gut sein, dass man von diesem bemerkenswerten New Yorker Duo noch einiges zu hören bekommt. Das Radio ist immerhin schon darauf aufmerksam geworden:

[B]A Great Big World – This Is the New Year

Hier noch ein Geheimtip:

[B]Dean Brody – Dirt

Läuft verstärkt auf unabhängigen Country-Stationen.

Fitz and The Tantrums – Out of My League (Alternative)

[B]Chris Cagle – Dance Baby Dance (Country)

Harry Connick Jr. – Every Man Should Know (Adult Contemporary)

[B]Jana Kramer – I Hope It Rains (Country)

[B]Grooveatech Orchestra – One More Time (Adult Contemporary)

[B]The Villains – Rainy Day Girl (Adult Contemporary)

[B]David Nail – Whatever She’s Got(Country)

Außer Konkurrenz lief dieser Titel:

[B]David Nail – I Know I Shouldn’t

Zwei ruhige Titel für den Abend:

[B]Kellie Pickler – Someone Somewhere Tonight

[B]Love and Theft – If You Ever Get Lonely

Auch die kantige Eli Young Band macht ihren Weg:

[B]Eli Young Band – Drunk Last Night

Nach Sheryl Crow ist nun auch Kelly Clarkson ins Country-Lager abgewandert. Ein neuer, formatuntypischer Trend, aber Kelly hat derartige Absichten schon vor Jahren bekundet:

[B]Kelly Clarkson – Tie It Up

Rock:

Halestorm – Here’s to Us

Airbourne – Live It Up

Country:

[B]Frankie Ballard – Helluva Life (Hell of a Life)

Urban-Airplay, Top-Ten:

[B]Tamar Braxton – The One

Musik, die an bessere Pop-Zeiten erinnert.

Brandneues Material von der Rock-Front:

[B]ZZ Ward – 365 Days

Was für eine Stimme!

Etwas mehr Hardcore:

[B]Brand New Machine – Girls Like You

New Country:

Phil Vassar – Love Is Alive

[B]Kenny Chesney – When I See This Bar

New Alternative:

[B]Pepper – F**k Around

[B]The 1975 – Chocolate

Neu im Urban-Radio: leiser, gitarrengebundener Soul

[B]Leon Timbo – Don’t Call

Ihre Single wurde bereits vor längerem an die Country-Stationen verschickt, am Musikvideo wird allerdings noch gefeilt. Deswegen ausnahmsweise mal eine Live-Version:

[B]Jennifer Nettles – That Girl

Drei Balladen aus der aktuellen Urban-Radio-Playlist:

[B]Eric Benét – Runnin‘

[B]John Legend – All of Me

[B]Glenn Lewis – Can’t Say Love

Urban ist das Format mit der längsten durchschnittlichen Hördauer in den USA, das erklärt den hohen Balladenanteil.

Die Neue von Hunter Hayes ist ein klassischer Missing-You-Ohrwurm:

[B]Hunter Hayes – Everybody’s Got Somebody But Me

Neue Rockmusik (Mainstream Rock):

Rob Zombie – We’re An American Band

Volbeat – Lola Montez

Einer meiner seltenen Abstecher in Richtung Hip-Hop:

[B][B]J. Cole – Crooked Smile

Die Aktuelle von J.A:

[B]Jason Aldean – Night Train

Zwei Mal Country:

Kellie Pickler – A Little Bit Gipsy

[B]America Young – Love Is War

[B]Leah Turner – Take the Keys

Dan & Shay – 19 You + Me

Cole Swindell – Chillin‘ It

Cole Swindell klingt wie Luke Bryan? Kein Wunder, die beiden gehen miteinander auf Tournee.

Keith Urban & Miranda Lambert – We Were Us

Parachute – Can’t Help

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