Re: Top of Switzerland

#8351845  | PERMALINK

skylord

Registriert seit: 27.12.2002

Beiträge: 3,321

The Hydrogen Candymen – Within’ a Dream / Mr. Blanchard
Private Asshole Records/86

http://i39.tinypic.com/1j59n7.jpg

The Hydrogen Candymen

5 Basler Musiker, Mitte der 80’s auf dem 60’s Trip. Alle hatten schon Band Erfahrungen gesammelt und kamen in der Regel aus dem Punkrock Bereich. Viel Information zu ihren früheren Aktivitäten sind nicht bekannt mit Ausnahme des Bandgründers Lori Hersberger, Heute ein bekannter Kunst Architekt. Er war nach seiner Teenagerzeit, die er Standesgemäss als Fan von Glamrock verbrachte, Mitglied in einer der ersten Basler Punkband, der Gruppe „Heilsarmee“. Diese brachte es aber lediglich auf ein paar Auftritte sowie einer Demokassette entstanden in ihrem Uebungskeller. Basel hatte Mitte der 80’s eine kleine aber feine 60’s Fanbase mit einigen Bandsund Musikern geschaffen. Neben den Hydrogen Candymen war da noch die Arhoolies, Baboons, Wondergirls, Trashcats, Bourbon Babies, Bikinis, Glorias und die Zodiacs. Alle diese Bands haben im laufe ihrer Karriere Platten und Kassetten veröffentlicht, aber die beste und zugleich seltenste bleibt nach wie vor „Within’ a Dream“ der Hydrogen Candymen.

Nach einigen Fehlschlägen und unbeantworteten Mails ist es mir doch noch gelungen einen Musiker der Hydrogen Candymen ausfindig zu machen und gerne hat mir ihr ehemaliger Schlagzeuger und heutiger Fotograph Nik Bürgin auf ein paar Fragen geantwortet.

Mit was für einer Auflage seit ihr mit der Single an die Oeffentlichkeit?
Nik: „Wir haben da schon eine 500er Auflage pressen lassen, verkauft davon haben wir aber nie alle, eigentlich sollte unser damaliger Organist der den ganzen Vertrieb gemacht hat, noch einen satten Packen davon irgendwo im Keller/Garage zu stehen haben“.

Gab es damals (1987) von Seiten der Presse eine Resonanz auf die Platte?
Nik: „Nein, eigentlich überhaupt nichts, wir waren ja auch nach denn Aufnahmen bereits daran uns anders musikalisch zu orientieren, eine Presse oder gar Internet wie wir das heute kennen gab es in der Schweiz zumindest für uns nicht.“

Gab es überhaupt Live Konzerte?
Nik: „Ja wir haben Live gespielt, wenn auch in Bescheiden Rahmen. Wir hatten wohl 2-3 Konzerte im Raum Basel und unserer Band eigenes Highlight war das ausverkaufte Konzert als Vorband von Gun Club im Kaufleuten in Zürich. Wir wurden da richtig gehend abgefeiert, was selbst für uns überraschend kam.“

Eure Single würde heute wohl als typischer „Freakbeat“ verkauft werden, wie habt ihr Euch damals eingeschätzt?
Nik: „Wir waren am Anfang schon eher die Beatband, haben uns dann aber schnell und auch über die Single hinaus, mehr in die Experimentelle Richtung entwickelt, was ja dann auch nicht mehr zum Bandnamen gepasst hat und als Konsequenz stand dann am Schluss auch die Auflösung der Band“

Gab es noch weitere Aufnahmen?
Nik: „Ein Kassettenlabel (Ja so was gab es damals noch) welches in Biel (Calypso) beheimatet war, veröffentlichte auf einem Sampler noch 2-3 Stücke von uns, die vermutlich zusammen mit der Single entstanden sind. Das war es dann auch“

Speziell finde ich auch das tolle Coverbild der Single?
Nik: “Als angehender Fotograph zu dieser Zeit war es mir natürlich ein besonderes Anliegen hier nicht nur die 08/15 Variante zu wählen, sondern etwas besonderes zu schaffen. Die Bilder der Bandmitglieder z.B. wurden vorher separat gemacht und jeweils in alte Amulettrahmen eingelassen um sie dann im Coverbild zu verstecken
So konnte man immer wieder etwas neues entdecken.“

Die Single

A Seite / within’ a Dream
Der Song ist ein ganz klarer Fall von 60’s US Garagenrock. Orgelklänge, einsetzende Fuzz-Gitarre und das Schlagzeug welches gleich das Tempo anzieht. Vom Sound und Gefühl her würde ich hier als Vergleich die Electric Prunes oder Music Machine nennen. Nur beim Gesang fehlt mir eine gute Vergleichsmöglichkeit, der ist nämlich etwas dünn ausgefallen. Im Mittelteil des Songs dann ein Tempowechsel. Alles eine Stufe runter mit orchestrale Orgel Einschüben und einigen psychedelischen Spielereien zudem wird ein „Spooky-Feeling“ erzeugt mit sehr viel Fuzz Gitarre im Hintergrund, gegen Schluss wird dann noch einmal der erste Teil des Songs wiederholt.

B Seite / Mr. Blanchard
Nicht mehr ganz so stark angelehnt an die 60’s wie noch die A Seite. Im leichten Blues Schema behaftet, fällt als erster der wieder recht dünne und auch etwas schiefe Sprechgesang auf. Gitarre sehr Fuzz lastig und das lockere Schlagzeug mit Triangle Begleitung (! Retten aber die Sache und auch hier ein Mittelteil der sowohl wieder von psychedelischen Einschüben wie auch von genügend „Oh’s und Ah’s“ aus dem Chor bereich lebt.
Ein klein wenig erinnert mich diese Aufnahme an die Animals (ohne Eric Burdon Gesang).

Die Single kann man heute gelegentlich immer noch auf Flohmärkten und Brockenhäusern rund um Basel finden und wenn man Glück hat zu einem absolut moderaten Preis. Wenn man ihrer ausserhalb von Basel habhaft werden möchte braucht es schon etwas mehr Geduld und vor allem kann es dann auch schon mal etwas teurer werden. Auf Börsen sind Preise zwischen 20 und max. 40 Euro inzwischen keine Seltenheit mehr. Es dürften damals übrigens keine 200 Stk. verkauft worden sein, dazu kommt noch ein grosser Teil von Promo weitergaben der Single. Ohne Cover würde ich aber diese Single nie kaufen, da das Cover alleine schon den Kauf wert sein dürfte.

--

Ich bin ein Arbeiter der Liebe, ich habe immer Vollbeschäftigung