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Okay, nach Jahren der Unzufriedenheit mit Wellers musikalischem Weg bin ich nach heavy roation des neuen Albums soweit nochmal zum Abschluss der Dine Trilogie, eine Einzelbewertung anzubieten.
Vielleicht erkennt sich der ein oder andere darin wieder?
• Green: Hochnervöses Uptempo zu Beginn. Mit Pop-Art-Poem-artigen Sprachfetzen. Funktioniert trotz aller Vorbehalte gut!
• The Attic: Was nun? Gleich mal einen Klassiker nachschieben. Muss eine zweite Single ergeben. Weller at his best. Die Streicher wurden von Andy Crofts arrangiert u. das Wellergefühl stellt sich umgehend ein.
• Kling I Klang: Weller in der Russendisko. Klingt aberwitzig aber so würde ich dieses erneute Uptempo beschreiben. Die Gesangsführung erinnert tatsächlich an eine Horde Russen die ein Volkslied (immer schneller) rausbrüllen. Aber auch das funktioniert u. macht Laune. Man muss sich nur die imaginären „Hey Hey Hey“ Rufe dazu denken.
• Sleep Of The Serene: Eine Verlinkung zum nächsten Stück, ein Interlude u. kaum wirklich zu bewerten.
• By The Waters: Wie von Jan bereits geschrieben: Think of “Ghosts of Dachau”, “Picadilly Trail”. Nichts Neues aber der Weller, den viele ältere Fans wiedererkennen u. auch hier stellt sich das in letzten Jahren oft vermisste Wellergefühl ein. Für mich ein Höhepunkt der Platte. Leise, zerbrechlich u. doch mutig vorgetragen.
• That Dangerous Age: Für mich nicht die glücklichste Wahl als Leadsingle (The Attic ware besser gewesen). Mittlerweile kann ich mit dem Song umgehen wenn nur nicht J.W. bei jeder Gelegenheit „Shoo-oopp“ säuseln würde.
• Study In Blue: Weller u. Hannah sind nicht ganz Weller u. Dee C. Lee aber das Stück weckt doch zu Beginn Erinnerungen an alte Duettage u. schmeichelt auch hier dem councilgeschulten Ohr. Später, radikaler Bruch u. die Gorillaz übernehmen (nur bildlich) das Ruder. Kurioser Zwitter aus Councilelegie u. Gorillaz Dub. Worth some more spins.
• Dragonfly: Okay, für mich der erste wirkliche Füller. Das Stück ist zu beliebig um es groß zu beschreiben u. von meiner Seite aus ändert sich da wohl auch nichts mehr. Ein paar nette, dramatische licks zum Schluss des Liedes kommen m.E. zu spät, hätten dem Stück aber eine tolle Wendung geben können.
• When Your Garden’s Overgrown: Fängt beschwipst an wie weiland “Tood Rude” von Keef auf dem Dirty Work Album, danach arbeitet sich das Stück mit viel Gefiepe, Blongs etc. zu einem urtypischen Weller Refrain vor, der alle Fenster weit aufreißt u. uns am Freitag bei der „Release-Party“ zu „Ahhhs u. „Ohhhhhs“ hingerissen hatte. Nicht von Simone Dine produziert u. straighter arrangiert wäre das ein all-time fave geworden. Macht aber nichts – das Stück ist wirklich gut.
• Around The Lake: Die Vorab-Download Single (Arrghh) bringt uns den Weller, der mir in den letzten Jahren eben nicht so gut gefällt. Dräuende Gitarren, keine große Hook, noch mehr Gitarren, ein knurrender Weller, Sound Effects u. kein wirklicher Höhepunkt. „Green“ funktioniert viel besser.
• Twilight / Drifters: Ein weiteres verzichtbares Stück mit Vorspiel. Schwere Maschinen, keine wirkliche Melodien sowie Dissonanzen die keiner braucht. Sendende Echo-Mondsonden, Bongos u. Asian Vibes aus der Led Zep Vorhölle. Leider verzichtbar. Sorry – das war aber mein ungefiltertes Brainstorming beim Genuss dieses Duos.
• Paperchase: Da macht es sich der Gute zu einfach. Klingt wie „Beetlebum“ von Blur jedoch ohne dessen Raffinesse. Dauernde Wdh. des Refrains u. zu viel Monotonie dazu nochmal ein paar Asian Vibes, Streichersoftware (als Beatlesloop) von Dine u. auch kleine Beach Boys Chöre als Deko. Kein großer Weller Song aber auch kein Totalausfall. Könnte bei mir noch etwas wachsen.
• Be Happy Children: Wunderbarer Abschluss, wie ein klarer Gebirgsbach. Ansprache an seine Kinder, mit klassischen Pianomotiv u. viel Soul. Ein paar seiner Kinder singen hervorragend mit. Das Streicherrangement von Andy Crofts ist wiederum zeitlos gut. Kurz u. anrührend, wie lange nicht mehr.
Fazit: Maximal 3-4 Stücke die ich pers. nicht brauche aber sonst ein Weller, der zum anstehenden Frühling passt u. wirklich hier & da das Herz öffnet. Da 22 Dreams nach hinten raus teilweise haarstreubend Richtungslos war, WUTN bei mir nahezu komplett durchfiel ist diese Platte bereits jetzt die beste aus der SD Triologie. Da möchte ich mich festlegen. Trotz aller Ablehnung des grausigen, geldmachenden CD/DVD Formats : Devotion u. Starlite sind ein absolutes must-to-have. Ersteres ist immer noch als eigenständige 12“ zu haben.
Jetzt aber auf zu neuen (alten) Ufern, Paul!
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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."