Re: Blind Fold Test #10: JanPP

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vorgarten

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FriedrichHier wollte ich noch etwas entgegenen: in meine Ohren zeigt schon das in diesem BFT gefeaturete I HEARD IT THROUGH THE GRAPEVINE die Doppelbödigkeit von (vielem) in Bill Frisells Musik. Er könnte diesen Gassenhauer einfach lässig runterspielen (und Scofield hätte es getan!), er könnte sogar im viel näher liegenden Soul Jazz Idiom bleiben und das Publikum könnte je nach Temperament mit dem Fuß wippen oder mitklatschen und alle Beteiligten wären zufrieden. Tut er aber nicht. Stattdessen baut er eine Drama auf, das anfangs noch vergleichsweise harmlos klingt, in dem sich aber auch schon früh etwas andeutet, das erst am Ende platzt. Und da gibt dann diese verzerrten Sounds, die sich anhören wie ein böser Traum. Aber er fällt damit niemals mit der Tür ins Haus, das kommt immer erst hintenrum, nachdem man es sich mit dieser scheinbar gemütlichen Feierabendmusik bequem gemacht zu haben. So höre ich das. Irgendwann kennt man das natürlich und erwartet es eigentlich auch schon. Zu diesem Zeitpunkt habe ich dann auch aufgehört Frisell zu hören. Aber GRAPEVINE hat mich dann halt doch wieder begeistert

dann haben wir unterschiedliche vorstellungen von doppelbödigkeit – eine fußwippmusik, unter der ein drama brodelt – oder ein fröhliches drama (wie im original) – das wären doppelbödige zugänge. aber wenn’s vom ersten augenblick an klirrend, wabernd, schleppend nach dem drama eines ahnungsvoll verlassenen (mit ansteigender verzweiflung) klingt, dann ist das eine ziemliche gerade-heraus-version! und die verzerrte gitarre allein lässt mich jetzt noch nicht doppelte böden und ungeahnte vielschichtigkeiten erahnen. egal.

der frühe gismonti ist übrigens eine riesenentdeckung – um mal einen bft-beitrag gegen seinen eigenen erfinder zu verteidigen. dazu aber später mehr.

bin ja nach wie vor gespannt auf die auflösung des letzten teils (jarrett & epigonen)…

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