Re: Steven Bernstein

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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gypsy tail windBernstein tanzt eben vor allem – ich glaub das ist das übergreifende Element bei ihm. Ellington machte ja auch oder (auch) Tanzmusik, und da fängt’s bei Bernstein gewissermassen an. Von da weiter zu Bar Mitzvahs, Freilachs, zur Salsa und zum Funk, und für einen Abstecher nach New Orleans ist auch immer noch Zeit…

Das ist sehr schön formuliert oder interpretiert: Steven Bernstein tanzt!

Meines Wissens kommt er tatsächlich von R&B, Soul und Funk her. Das hat er schon in seiner Schulzeit gehört und gespielt, denn das war einfach die Musik, die damals „around“ war. Er kommt daher wohl auch deswegen immer mal wieder darauf zurück. Im Booklet zu Teil 4 der DIASPORA-Serie, DIASPORA SUITE, ist ein – den Frisuren der dort zu sehenden Kids nach zu urteilen – offensichtlich aus den 70er Jahren stammendes Foto einer Schülerband abgebildet, zu der wohl auch Steven Bernstein gehörte. DIASPORA SUITE ist dann auch ein „Jazz Fusion“ Album und SB beschreibt es in den Liner Notes als „a tribute to the music I grew up with“.

gypsy tail windSex Mob ist nicht einfach eine postmoderne Nonsens-Band, auch wenn das manchmal so scheinen mag (das einzige Album, das ich von ihnen kenne, aber nicht besitze, liess mich auch solches Vermuten). Sex Mob ist tief in Ellington drin, macht filmische Musik in Suitenform, in der durchaus Raum für Ernsthaftigkeit ist – so erlebte ich es jedenfalls im Konzert in Köln…

Ich habe Sex Mob mal bei meinem ersten und bislang einzigen New York Aufenthalt im Tonic gesehen. Lang ist’s her, das World Trade Center stand noch … Studentisches Publikum, man schwatzte und trank, wer hungrig war, konnte am Tresen für eine handvoll Dollar einen (zu lasch gewürzten) Eintopf bekommen und außerdem spielte noch eine Jazz Band Popsongs. Der Bandleader scherzte mit dem Publikum und jeder ließ es sich auf seine Art gut gehen. That’s entertainment und das ist auch gut so! In anderem Kontext funktioniert diese Musik sicher anders und dass da auch ein intellektueller Spaß mit dabei ist glaube ich sofort.

gypsy tail wind… und war glaub ich Anlass fürs Interview mit ihm, das ich im Sterne-Thread verlinkt und zitiert habe – …

Sehr interessant! Auch er erwähnt da ja seine Herkunft vom R&B, die traditionellen jüdischen Melodien, mit denen er ebenfalls aufgewachsen ist und das Geldverdienen als Musiker, indem man auch auf Partys und in Restaurants spielt oder Session Jobs annimmt.

gypsy tail windMehr dazu im Tzadik-Thread, den redbeans mal eröffnen sollte ;-)

Das findet meine vollste Unterstützung!

PS.: Das Wort „Hawara“ musste ich erstmal googeln. Dachte zuerst, das ist hebräisch. Aber der Nahe Osten fängt ja auch schon gleich hinterm Wienerwald an. ;-)

PPS.: Danke für das Angebot über weiteres DIASPORA-Aufnahmen. meine Aufnahmefähigkeit ist gegenwärtig leider etwas erschöpft. Vielleicht komme ich später noch mal darauf zurück.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)