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Um nochmal auf den SY-Artikel zurückzukommen. Der ist natürlich auch sehr interessant und gut, aber der Geffen-Teil verwirrt mich, vielleicht auch, weil ich mich mit SY nicht so gut auskenne. Die Band wechselte von ihrem schrottigen Enigma-Label, das nicht in der Lage war, das allseits gelobte Daydream Nation in die Shops zu bringen ja nicht zufällig zu DGC/Geffen. Was nützt es denn, wenn man die beste Musik macht, die niemand hört?
Im Artikel heißt es zu dieser Entscheidung (S. 52): „Zwar waren Goo und Dirty in Sachen Verkaufszahlen tatsächlich erfolgreicher als DN, doch erkannte die Band nach kommenden Rückschlägen, welchen Preis mal gezahlt hatte. Der erste Ausflug ins ganz große Musikgeschäft ging auch mit einem Ausverkauf der eigenen Richtlinien daher.“
Ich muss zugeben, dass ich mit diesen Aussagen große Probleme habe, sie teilweise auch gar nicht verstehe. Zunächst wollten SY ja ein Label, das überhaupt einen Vertrieb hat. Das war bei Enigma offensichtlich nicht der Fall – kein Wunder, wenn sich DN nicht so gut verkauft wie die ersten beiden Geffen-Alben. Abgesehen davon, dass Geffen ja auch das Ausland beliefern konnte – das war ja alles noch vor dem Internet.
Ich verstehe auch nicht wirklich, was Du der Band eigentlich vorwirfst: SY gab es seit einem halben Jahrzehnt, die Geschichte hast Du ja sehr gut erzählt, und zum ersten Mal hatten sie die Chance, ein wenig Geld zu verdienen und das hätten sie aufgrund der „kommenden Rückschläge“ besser sein gelassen? Es bot sich die Chance bei Geffen, das war ja ein riesiger Glücksfall. Hätten sie sich da verweigern sollen? Oder ein anderes Label wählen (es gab ja mehrere Interessenten)? Oder hätten sie anders an die Sache herangehen sollen, nur first takes, billige Produktion, möglichst schroff und rau?
Man mag ja Goo oder Dirty nicht mögen, aber „Ausverkauf“? „Eine Freakshow auf blankpolierter Oberfläche?“ „Bubblegum-Avantgarde?“ „Substanzlose Noise-Attacken?“ Wirklich?
Es mag ja sein, dass Dirty eine Neuorientierung nötig machte, aber das Ergebnis war ja ein sehr durchwachsenes Album, das nicht einmal in Deiner Top 10 vertreten ist. Erst danach wurde es wieder besser, wie Du ja auch schreibst. Aber die Alben erschienen immer noch auf DGC/Geffen bis 2006. Wie lässt sich das mit Deinen Aussagen vereinbaren?
Dass der Artikel diese kontroversen Aussagen macht, finde ich gar nicht nachteilig, im Gegenteil, das kann ja zu interessanten Diskussionen führen, an deren Ende man allseitig klarer sieht.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.