Re: Urheberrechtsverletzungen im Internet

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demon

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gollum
Den Spreeblick Artikel hat die GEMA gleich für ihr Magazin genutzt:
https://www.gema.de/fileadmin/user_upload/Presse/Top-Themen/virtuos_youtube.pdf

Zitiert wird – verständlicherweise – aber nicht, wie Spreeblick die GEMA
charakterisiert: „Ein seit Jahren furchtbar agierender und gemeinsam mit
dem geltenden Urheberrechtsgesetz dringend erneuerungsbedürftiger […]
Verein“.

Und genau hier liegt doch der Hund begraben: GEMA und Musikindustrie
sind doch nicht deshalb zu uncoolen Feinbildern geworden, weil „die
Gesellschaft“ (wie Regener das demagogisch vereinfacht) ihre Künstler
prinzipiell nicht mehr entlohnen wollte, sondern weil die Art und Weise,
wie das – durchaus als legitim empfundene – Musikgeschäft betrieben
wird, und wie es in der Zukunft betrieben werden soll, als unangemessen
empfunden wird (freundlich ausgedrückt).

Um bei Regeners Bild vom Supermarkt zu bleiben: Die Masse ist durchaus
bereit zum Bezahlen, aber ein bisschen was wird trotzdem immer geklaut.
Das wird in die Kalkulation eingerechnet, und wir sind nicht insbesondere
nicht bereit, uns zum Polizeistaat zu machen, nur um dieses letzte bisschen
zu verhindern. Genau letzteres versucht die Musikindustrie aber im Bereich
der Rechtewahrnehmung: DRM, Aushöhlung des Rechts auf Privatkopie,
Privatisierung der Strafverfolgung, Schnüffelei, unangemessene Ahndung
von Bagatelldelikten usw.

Dazu kommt noch, dass die Geschäftsmodelle der Musikindustrie (einschl.
GEMA und GVL) zunehmend den Eindruck erwecken, nur noch Lizenz zum
Gelddrucken für paar wenige und etablierte Stars und Labels zu sein. Hat
sich an der vor paar Jahren bei Telepolis (klick) zu lesenden Beschreibung
der GEMA denn seitdem strukturell was geändert? Oder: Siehe die geplante
Verlängerung des Leistungsschutzrechtes für Tonaufnahmen auf 70 Jahre,
die vor allem der Industrie zugute kommt.

Es ist eine bodenlose Frechheit, wenn den Kritikern dieser Entwicklungen
nun pauschal unterstellt wird, den Künstlern „ins Gesicht zu pinkeln“
(O-Ton Sven Regener). Ist der Mann wirklich so dumm, oder hält er seine
Zuhörer für so verblödet, dass sie diese Argumentation schlucken?

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Software ist die ultimative Bürokratie.