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otisGlaubt jemand wirklich, dass da die Chefredaktion so zu Balzer gekommen ist?
Natürlich nicht. Allerdings beinhaltet Balzers Text einige Karrikaturelemente, die den Kern an manchen Stellen doch recht stimmig herauskerben. Einerseits das übergroße Marketing, das es vermag (quasi über Nacht) übergroße Stars zu stilisieren, eine Persönlichkeit zu vermarkten, hinter der die Kunst schnell zu verschwinden droht, zum anderen aber auch ein Publikum, das derlei zuweilen ja auch genau so verlangt. Ein ähnliches Phänomen findet sich auch in kreuzbiederen und völlig unlustigen Casting-Shows, oder sonstigem Bauersuchthennezumpärchentausch: Es geht ja gar nicht um die Kunst selbst, sondern alleinig um den Unterhaltungswert, der die Kunstperson umgibt. Beweise dafür finden sich schnell: Jegliche Form von musikalischer Ganzkörperkatastrophe wird nicht etwa im Orkus verschwinden, sondern vielmehr die meisten Klicks auf sich versammeln. Während die talentierteren Gestalten rasch in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Der kurze Moment im Rampenlicht, in vielen Fällen als Negativbeispiel, ist die gern gesehene Bühne für Versagungsvoyeurismus.
Ich habe alle Beiträge in diesem Thread gelesen und auch einige weitere, die sich irgendwie mit Lana Del Rey zu beschäftigen scheinen – nur der kleinste Teil nimmt wirklich Bezug auf ihre Musik. Das Gros sind Lippenbekenntnisse, Fragen nach der Halbwertszeit, Hype Definitionen, kurzum das Resumee, dass man entweder gegen den Strom dahinter the next big thing sieht, oder noch mehr schon im Vornherein sicher war, dass da nicht viel mehr als heißen Luft drinsteckt. Plastikpop und so. Früher freilich in jeder Hinsicht besser. „Meinen sie, irgendjemand interessiert sich für die Musik?“ – aber ja, denn es gehört zum guten Ton mitreden zu können. Auch Kunst sollte man abarbeiten! Einmal auflegen, nebenher den Fernseher laufen lassen, einsortieren, ad acta legen. Auf der dreißig Terabyte Platte ist schließlich noch allerhand, das man hören muss.
Ärgerlich ist in diesem Sinne, dass Balzer nicht weitergeht, sondern letztlich genau der eigenen Argumentation zuwiderläuft (und eben nicht versucht, hinter den Mantel des Geschehens zu schauen, sondern letztlich ebenso am Image kleben bleibt). Reine Pose ist das für mich aber letztlich mitnichten.
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Hold on Magnolia to that great highway moon