Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Lana Del Rey – Born To Die › Re: Lana Del Rey – Born To Die
Herr RossiEinige der Tracks kursierten tatsächlich schon länger in der Demo-Version auf Youtube, meines Wissens aber nur drei. Bei „Diet Mountain Dew“ sind die Beats tatsächlich etwas „fetter“ geworden, es ist aber kein grundsätzlicher anderer Track. „National Anthem“ war in der Demo-Version geradliniger, hat in der Albumvsion mehr „Gewaber“ und „Sounds“, hat seinen Charakter aber ebenfalls nicht völlig verändert. Das gilt eigentlich nur für „Lolita“. Das Demo hatte ich ja schon in meiner Besprechung verlinkt: klick Den Track hat man leider für mein Empfinden völlig vermasselt. Andere Demos wie „Kinda Outta Luck“ und „Driving In Cars With Boys“ haben es nicht aufs Album geschafft.
Ich finde die Beats nicht „heftig“, sie ordnen sich dem Gesamteindruck unter. Erinnert an manche 90er Jahre-Produktionen von z.B. Massive Attack. Breakbeats sind in gewisser Weise auch schon „retro“.
Der Autor der Artikels (Christoph Fellmann, „Oh Yea, Baby, wow wow“, Tages-Anzeiger, 27. Januar 2012, S. 27) schreibt von „sieben Songs, die im Herbst an die Presse gingen, als Lana Del Rey in Deutschland erste Medienauftritte absolvierte“.
Neffi Temur, der sie bei Universal Deutschland unter Vertrag genommen hat (anscheinend lief das über Universal DE, nicht über die USA) habe sich in einem Interview in der Spex über die unterschiedlichen Auffassungen über die Produktion und den Sound geäussert – was eben quasi darauf hinauf läuft, so Fellmann, dass Amerika gesiegt habe.
Ein weiterer Auszug aus Fellmans Artikel:
„Die Musik von Lana Del Rey“, schrieb die „New York Times“, „spiegelt unsere amerikanischen Albträume über Zynismus und Verlogenheit.“ In den aufgebockten Discopop-Versionen ihrer Songs, die jetzt die Hitparaden erobern sollen, spiegelt Del Rey den Zynismus nicht mehr. Sie verkörpert ihn. […]
Mit den patenten Formeln des Kommerzpops wurde der Horror Vacui exorziert, der aus den Liedern von Lana Del Rey sprach. Und Leere erst geschaffen.
Das klingt ein wenig nach enttäuschter Liebe… ich hab die CD zwar nicht gekauft (und weiss auch nicht, ob ich das tun soll), aber die ganze Argumentation Fellmanns klingt einigermassen nachvollziehbar. Dass „Lolita“ weggestrichen wurde nennt Fellman zum Ende übrigens eine „traurige Pointe“ und lässt die Kritik so enden:
Universal hat es vom Album entfernt – und durch Songs ersetzt, in denen Lana Del Rey nun selber klingt wie das morgen schon wieder vergessene Siegermädel aus „America’s Got Talent“. Die Nächste, bitte.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba