Re: Lana Del Rey – Born To Die

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ich finde die rezension der „Berliner Zeitung“, wenn man diesen artikel denn als solche bezeichnen darf, mehr als zutreffend:

Berlin –
Der Hype um Lana Del Rey ist ungebrochen. Doch nach dem Hören der CD von Lana Del Rey weiß der Hörer nicht genau, ob sich zu viele oder zu wenige Ideen auf der Platte befinden.

Freitagnachmittag im Büro des Popredakteurs; letzterer hat es sich voller Vorfreude aufs Wochenende gerade mit ein paar Butterkeksen, einem Kännchen Ingwertee und der hervorragenden neuen CD der kanadischen Witch-House-Sängerin Grimes gemütlich gemacht, da klingelt das Telefon. „Balzer.“ – „Hier ist die Chefredaktion.“ – „Na toll.“ – „Herr Balzer, wieso haben wir keine Rezension der Platte von Lana Del Rey?“ – „Von Lana Del Rey?“ – „Ja, von Lana Del Rey. Schauen Sie sich mal die anderen Zeitungen an! Überall Lana Del Rey! Und wir?“

– „Wir? Äh… Wir hatten vor zwei Monaten ein 350-zeiliges Porträt auf der Seite 3 und vor einem Monat ein 250-zeiliges Interview mit Lana Del Rey im Feuilleton. Unsere Leser wissen seit etwa Mitte November alles über die schief aufgespritzten Lippen von Lana Del Rey sowie über ihre betont schläfrig vorgetragene Hollywood-Diva-auf-Drogen-Pose; auch die für Lana Del Rey typische Ich-bin-ein-böses-Mädchen-aus-den-Sechzigerjahren-Retro-Ästhetik haben wir ausgiebig beschrieben… beim Interview fing sie an zu weinen… reicht das nicht langsam mit Lana Del Rey?“ – „Aber Herr Balzer! Heute erscheint die Platte! Man will wissen, wie die Musik klingt!“ – „Musik?“ – „Musik!“ – „Meinen Sie, irgendjemand interessiert sich für die Musik?“ – „Herr Balzer! Die Chefredaktion interessiert sich!“

An einer Stelle versucht sie sich vergeblich an einer Art Sprechgesang

Wohlan. Habe mich also sogleich in den nächstgelegenen Multimediamarkt begeben, um von einem Sonderverkaufstischchen eine Lana-Del-Rey-CD herunterzunehmen und diese, nachdem ich an der Multimediamarktkasse 13,99 Euro dafür entrichtet hatte, im Büro zur Freude meiner Nachbarn laut abzuspielen. Was hörten meine Nachbarn und ich? Zum einen hörten wir die seit einigen Monaten bekannte Single „Video Games“, in der Lana Del Rey in mittlerem Taktmaß zu dick aufgetragenen Streichern davon singt, dass sie starke Männer mag, die böse Mädchen mögen. Zum anderen hörten wir elf weitere Songs, in denen Lana Del Rey in mittlerem Taktmaß zu dick aufgetragenen Streichern davon singt, dass sie starke Männer mag, die böse Mädchen mögen.

Manche von den Songs sind mit etwas unterlegt, was die Vertreter der Plattenfirma wohl für zeitgenössische Clubmusik-Rhythmen halten; an einer Stelle versucht sich Lana Del Rey vergeblich an einer Art Sprechgesang. Man weiß nach dem Hören mithin nicht genau, ob sich nun zu viele oder zu wenige Ideen auf dieser Platte befinden. In jedem Fall sind es zu wenig gute. Sehr gut haben mir hingegen die Butterkekse geschmeckt, die ich während des Hörens der Lana-Del-Rey-Platte genießen durfte. Und an einem frostigen Tag geht auch weiterhin nichts über ein frisch aufgegossenes Kännchen Ingwertee

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