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Da ist es also, das neue Kettcar Album.
Vier Jahre haben sie sich Zeit gelassen nach „Sylt„, dem letzten, für mich doch etwas enttäuschenden Album. Unterbrochen nur durch ein Live Album, welches zwar durchaus sehr stimmungsvoll, am Ende des Tages aber eben doch nur ein Live Album war. Alter Wein in neuen Schläuchen und Live Musik wird für mich spätestens auf Platte überflüssig.
Da ist es also, das neue Kettcar Album.
Und man hat sich ein bisschen verändert und ein klein wenig auch zurück. Was sicherlich am deutlichsten auffällt ist der sehr ruhige Grundton des Albums, der selbst die an früher erinnernden hymnenvollen Stücke („Im Club“, „R.I.P.“, „Der apokalyptische Reiter und das besorgte Pferd“) durchzieht. Und Hand in Hand mit diesem Grundton geht auch ein Thema, das große Thema „Liebe“. Die offensichtliche, aber auch die, die gerne flankiert wird durch Abschied, Veränderung, Verlust. Da bleibt es völlig unwesentlich, ob es sich dabei um die Frau des Lebens, einen guten Freund oder einfach nur Orte handelt. Liebe schwebt nahezu über jedem einzelnen Song dieser Platte. Vieles geht dabei mittlerweile schon fast in eine Singer/Songwriter-Richtung, die Kettcar sehr gut steht, die über das ganze Album hinweg eine wunderbar einheitliche Stimmung erzeugt. Einzige Ausnahme stellt in diesem Fall wohl das kritische „Schrilles buntes Hamburg“ dar, das mich zu Beginn ähnlich abgeschreckt hat wie „Stockhausen, Bill Gates und ich“ auf dem „Von Spatzen…“-Album. Aber selbst dieser Song erzeugt mit seinem etwas ungewöhnlichen Aufbau mit der Zeit einen Sog, der ihn zwar nicht zu einem Höhepunkt doch aber zu einem schönen Kontrapunkt des Albums werden lässt.
Und wenn das Album dann mit „Zurück aus Ohlsdorf“ abschließt, erwische ich mich fast mit ein paar Tränen in den Augen (was sicherlich auch an einer hier nicht näher zu erläuternden Geschicht liegt).
Da ist es also, das neue Kettcar Album.
Und wenn auch dieses Album sicher nicht an „Du und Wieviel von Deinen Freunden“ herankommen wird, einfach weil es nicht mehr so „neu“ und überraschend ist wie 2002 (und auch da war es ja nur so neu und überraschend weil ich zugegebenermaßen …But Alive nicht kannte), so hat man doch vieles richtig gemacht. Hatte man auf „Sylt“ noch den Eindruck, sie wollten auf Teufel komm raus irgendetwas anders machen, von mir auch auch „anspruchsvoller“, rudern sie hier ein paar Meter zurück und doch nach vorn und machen das Beste, was ihnen möglich war. Im Rahmen ihres Kosmos erwachsen werden.
Btw Choci, ich glaube nicht, dass dieses Album Monroe auch nur annähernd gefallen wird
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!