Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › Umfrage – Die besten Alben des Jahres 2011 › Re: Umfrage – Die besten Alben des Jahres 2011
Jan LustigerKeine Polly Jean bei dir?
Harveys „Let england shake“ ist in diesem Jahr, wie leider vieles andere auch (EMA, Austra, J. Mascis, Zola jesus, Feist, Kurt Vile, Gilian Welch, Other lives, BPB, 13&god, Low…), der Irrlichtschen Prokrastination zum Opfer gefallen. Große Teile des Werks kenne ich allerdings (natürlich ;-)) dennoch und eine hohe Platzierung ist da in Zukunft das Mindeste. „The glorious land“ halte ich zudem für einen der beeindruckendsten Songs des Jahres.
nail75Davon habe ich noch nie gehört, könntest Du ein paar Zeilen dazu schreiben. Danke.
Gerne.
The Kilimanjaro darkjazz ensemble machten mich zunächst durch ihren Namen auf sich aufmerksam. Jazz findet sich hier allerdings nur bedingt. Das Ensemble aus den Nierlanden verwebt hier im Grunde Muster klassischer Musik, lässt Anklänge an Jazz und ambientlastige Töne einfließen und verdichtet das Gewebe mit allerlei Percussion und Electronica. Das Ergebnis ist meisterlich: Vor dem Auge entrollen sich dunkle Straßen zur Sternstunde, die bis zum abschließenden „Past midnight“ im tiefsten Nebel verborgen bleiben. Der große Trumpf der Band ist dieses Wagnis, Songs, die zu jeder Zeit solche sind, mehr als Konturen anzudeuten, nicht mit Klischees zu überfrachten, sondern atmen zu lassen. „From the stairwell“ ist vollends plattitüdenlos. Manches erinnern an verschollene Filmsoundtracks, vergilbt, manches an Walker’sche Ausflüge ins Groteske, auch Bohren & der Club of Gore mag man ein ums andere Mal heraushören. Sehr beeindruckende Angelegenheit jedenfalls. Für den etwas gemächlicheren Zugang. Achja: Kopfkino/Kopfhörerkunst.
Sound of rum mögen böse Menschen in ein enges Hip Hip Korsett peitschen, aber damit greift man doch im Grunde an allen vier Ecken zu kurz. Hinter Sound of rum verbirgt sich Kate Tempest, die sich unter Sound of rum an Schlagzeug und Gitarre begleiten lässt. Tempest ist für mich, gleich allen meinen favorisierten Rappern, keine Rapperin (wie auch -texterin) im eigentlichen Sinne. Die Ästhetik ist eine andere, die Sounds erinnern mehr an Pop, an Funk, an freie Improvisation zuteilen, auch die Texte besitzen andere Schwerpunkte. Grob umdacht, würde ich das mehr als Poetry meets music bezeichnen, Dichtkunst, die durch euphorisch polternde, beschwingte Sounds zudem belebt wird. „Balance“ ist wahnsinnig frisch und unverbraucht – und eine ähnlich authentische, gefühlsstarke Dame am Mic habe ich selten, vielleicht nie gehört. Eines der schönsten Debuts schlechthin.
Hier zwei: Die erste Single und das Herzstück live on air.
Eine durchaus treffsichere Beschreibung findet sich hier.
Esmerine zählt – ähnlich auch Exhaust, A silver mountain Zion, Fly Pan Am oder Shalabi effect – zum großen Constellation-Umfeld, das sich unter dem Schirm der kanadischen Koryphäe Godspeed you! black emperor entwickelt hat. Grob einsortiert handelt es sich bei Esmerine also um Post-Rock/Instrumentalrock, wobei das Augenmerk dann doch zunächst deutlich mehr auf melodienreichen, gefühlsstarken Kompositionen, denn impulsiven, entarteten Kontrasten lag/liegt.
Ein wenig Esprit muss man für derlei Fließgewässer sicher mitbringen, aber Esmerine ist allemal eine Band, die ich immer wieder gerne genieße. Ein Favorit, allerdings des Vorgängers, wäre dieser.
In diesem Sinne Kudos an lovely_creature und die Möhre für immerzu wache Ohren und Augen.
--
Hold on Magnolia to that great highway moon