Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › YES – In The Present – Live From Lyon › Re: YES – In The Present – Live From Lyon
Amazon:
Chris Squire war sehr guter Dinge, er kann jetzt endlich in Ruhe Chef sein. Sein Spiel ist hier sehr lustvoll, ein bischen wie Anfang, Mitte der 70’er, prägnant wie selten zuvor, auch dank des guten Mix.
White ist noch etwas träger geworden, spielt das Set mit wuchtiger Rockeleganz, kein Jazzflair, nicht mal ein bisserl Jazzrock.
Steve Howe ist jetzt unbestritten der Solist, der Virtuose, ja der Star in der Band ( Es gab eine Zeit für Yes, da waren es Fünf Musiker = Fünf Stars‘!) und genießt das für jedermann sichtbar. Er spielt und fiedelt, soliert und brilliert, das es eine Freude ist.
Oliver Wakeman hält sich sehr im Hintergrund, spielt seltsam zurückhaltend, bringt zwar durchaus eigene Akzente, klingt aber irgendwie immer wie eine etwas blasse Kopie des jeweiligen Keyboarders, dessen Part er interpretiert. Nicht so virtuos und exaltiert wie sein preisgekrönter Papa, spielt die Solos‘ nur ansatzweise aus und spielt aber auf der anderen Seite nicht so prägnant melodiös wie Geoffrey Downes. Lediglich die Parts von Tony Kaye bringt er etwas massiver als der für seine punktierte Sparsamkeit bekannte Kaye.
Benoit David macht keinen Hehl aus seiner Position und aus seinen Ansichten. Er ist ein kompromißloser Bewunderer Jon Andersons‘, schätzt und liebt dessen Arbeit sehr und sagt sagt es klar, er fühlt sich als Interpret, nicht als Ersatz für eine lebende Legende.
Er ist noch ein bischen unsicher, immer wieder spüre ich kleine emotionale Unsicherheiten in der Intonation. Aber: Er hat eine eigene Stimme, die zu unerwarteten Erlebnissen führt, bringt manche Momente in überraschender Zartheit und Schönheit, ist nicht von den anderen getrieben, das ‚Rock’n Roll Animal‘ zu machen.
Bei Jon Anderson hatte ich in den letzten Jahren immer etwas den Eindruck, er würde vom Rest der Band getrieben, das Rock’n Roll Tier zu machen und aus seiner Stimme das letzte Bit an Druck ‚rauszuquetschen, von wegen ‚wir sind eine Rockband‘ und so.
Nein, Benoit David erlaubt sich, ausgesprochen zart zu singen, bringt etwas lyrisches Feeling zurück in die Musik, so wie Anderson die Originale eingesungen hatte. Es erinnert mich stellenweise an das Timbre Trevor Horns‘ oder auch von dem ‚Aha‘ Sänger (‚Take Me OOOOOn…‘).‚Live In Lyon‘ ist mehr als nur mal wieder ein Livealbum, es ist ein Statement: Hier sind wir! So klingt YES heute! Wir sind weder von gestern noch tot!
Es gibt ein paar Stimmen die hört man hartnäckig sagen: Yes wären einfach nicht mehr relevant.
Das ist eine Fehleinschätzung.
….bei mir immer noch auf ****1/2.
--
Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“