Re: Wolfgang Niedecken

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27. November 2011, 11:28 Uhr

Niedecken nach Schlaganfall
„Es war wirklich eng“

Gerade noch mal gut gegangen: Anfang November erlitt Wolfgang Niedecken, 60, Sänger der Kölner Band BAP, einen Schlaganfall. Mit dem SPIEGEL sprachen er und seine Frau Tina nun erstmals über die dramatischen Stunden nach der Entdeckung des Blutgerinnsels – und das Wunder seiner schnellen Genesung.

In der aktuellen Ausgabe des Nachrichten-Magazins SPIEGEL berichten BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken und seine Frau Tina erstmals über die dramatischen Stunden nach seinem Schlaganfall. „Bevor sie mich in Narkose versetzt haben, wusste ich genau: Jetzt geht es um die Wurst. Hoffentlich machst du die Augen noch mal auf“, sagte Niedecken.

Hauptursache für den Schlaganfall sei ein Husten gewesen, den der Sänger sich während eines Amerika- Aufenthalts eingefangen hatte. „Ich hatte eine Art Schleife in der Halsschlagader, eine Ausbuchtung“, so Niedecken. „Durch den Husten hat sich die Halsschlagader an dieser Stelle offenbar verletzt, ein kleiner Riss. Und so hat sich dort ein Blutgerinnsel gebildet.“

Am 2. November gegen 13 Uhr habe er beim Lesen bemerkt, „dass ich nichts mehr kapierte. Ich musste die Seiten immer wieder neu lesen. Dann wurde es nebelig vor den Augen, alles sah merkwürdig aus, mein ganzes Umfeld hatte amorphe Formen. Und dann begegnete ich Gott sei Dank meinem Schutzengel“. Als seine Frau ihn sah, habe sie nur gefragt: „,Wie siehst du denn aus?‘ Es war, als wenn die Seele aus seinem Gesicht gewichen wäre“, sagte Tina Niedecken im selben Gespräch. „Er sah schrecklich aus.“

Wolfgang Niedecken ergänzte: „Ich bin nicht rumgetorkelt, ich konnte noch gehen. Ich konnte nur nichts mehr sagen, alles war so leer.“

In der Kölner Uni-Klinik wurde zunächst sein Blut verdünnt, um das Blutgerinnsel aufzulösen. Das Gerinnsel wanderte jedoch in Richtung Hirn. Gegen 15 Uhr wurde Niedecken deshalb zur Operation in die Neurochirurgie gebracht. „Der Professor und der Oberarzt waren bei unseren zwei Töchtern und mir, sie waren sehr besorgt“, berichtete Tina Niedecken. „Es war wirklich eng.“ Während der letztlich erfolgreichen Operation habe sie große Sorge um ihren Mann gehabt. „Wolfgang hatte über lange Zeit eine Unterversorgung im Hirn. Es war nicht klar, in welchem Zustand er wieder aufwachen würde. Ich saß also auf der Intensivstation an seinem Bett, wartete und fragte mich: Welchen Mann bekommst du nun wieder? Ist er halbseitig gelähmt, kann er noch reden? Wird das noch derselbe Wolfgang sein?“

Nach dem Aufwachen habe er zwar zunächst nicht sprechen und den rechten Arm nicht bewegen können, erzählt Niedecken, sein erster Gedanke sei aber gewesen: „Das ist geil. Ich bin wieder am Start. Es gibt noch eine Zugabe.“ Er sei nur glücklich gewesen, noch am Leben zu sein. „Das ist das eigentliche Geschenk – das weiß ich erst jetzt, da ich dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen bin.“

Inzwischen sei er fast wieder der Alte. Gemessen an der Diagnose sei sein jetziger Zustand „ein Wunder“, sagte Tina Niedecken. „Er sucht manchmal noch nach Wörtern und tut sich mit dem Formulieren schwer.“ Im Gespräch erzählte Niedecken, dass er sein Programm vor dem Schlaganfall übertrieben habe. „Ich habe schon immer am liebsten auf allen Hochzeiten gleichzeitig getanzt, weil mir so viele Dinge Spaß machen. Aber ich habe auch nur 24 Stunden zur Verfügung.“

Offen sprach der Sänger auch über seine Angst, zum Suchtmenschen zu werden. „1987 war das. Ich habe seit 1984 viel Alkohol getrunken“, sagte Niedecken. „In den härtesten Zeiten ging das schon beim Soundcheck los. Erste Flasche Wein, dann vielleicht noch eine, dann während des Auftritts noch eine und dann vielleicht noch eine zum Abfeiern oder zwei.“ Am Tag seien so vier bis fünf Flaschen Wein zusammengekommen. Da habe er gedacht: „Vielleicht hörst du’s mal auf. Mal gucken, ob das geht. Ich habe dann zehn Jahre lang keinen Tropfen angerührt.“

URL:
http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,800180,00.html

Nach dem Aufwachen habe er zwar zunächst nicht sprechen und den rechten Arm nicht bewegen können, erzählt Niedecken, sein erster Gedanke sei aber gewesen: „Das ist geil. Ich bin wieder am Start. Es gibt noch eine Zugabe.“ Er sei nur glücklich gewesen, noch am Leben zu sein. „Das ist das eigentliche Geschenk – das weiß ich erst jetzt, da ich dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen bin.“

Glückwunsch Wolfgang Niedecken!
Nach den Meldungen nach dem Apoplex sah es viel anders aus. Das Spektrum ist sehr groß, viele haben große Defizite oder sterben nach so einem Ereignis. Das Geschenk des Weiterlebens und die Freude überwiegen. Edwyn Collins tritt nach seinem Schlaganfall wieder auf und berichtet darüber. Sogar seine Ehe scheint es bei Edwyn gerettet zu haben… Niedecken hat in diesem Zusammenhang den Alkoholkonsum selber aktuell angesprochen. Die Leute, die sich darüber echauffieren, sind eher scheinheilig. Es gibt sehr viele Alkoholiker, wenn Wolfgang darüber berichtet, ist es seine Sache.

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Man braucht nur ein klein bisschen Glück, dann beginnt alles wieder von vorn.