Re: 30.10.2011

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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@ otis

Wieso sollte sich denn die Qualität von Flipsides umgekehrt proportonial zur Qualität ihrer A-Seiten verhalten? Im Gegenteil: je weniger Genialität in Singles investiert wurde (der relative Abstieg begann ab 1966 und war ’69 bereits auf Talfahrt), desto weniger Aufmerksamkeit wurde auch den B-Seiten geschenkt. Bis ’66 hatte die Wahl der (meist exklusiven) Flipside eine erhebliche Wertigkeit (künstlerisch wie kommerziell), die dann sukzessive verloren ging, als Künstler/Labels nicht zuletzt des Geldes wegen das Album prioritär behandelten. Ab 1970 waren Singles weitgehend dazu degradiert, den Verkauf von Alben anzukurbeln (Ausnahmen wie Glam Rock oder Punk bestätigen die Regel). Nimm‘ die Stones als Beispiel: „Jumpin‘ Jack Flash“ war 1968 noch völlig unabhängig vom nachfolgenden „Beggars Banquet“, selbstredend mit ganz und gar eigener Rückseite, während das 1969 zwar noch für die A-Seite („Honky Tonk Women“) galt, für die Flipside („You Can’t Always Get What You Want“) aber nur bedingt – die wurde in veränderter Form dann auf „Let It Bleed“ zweitverwertet. Die folgende Single („Brown Sugar“/“Bitch“/“Let It Rock“) bekam noch einen exklusiven Live-Track angehängt, die nächste („Tumbling Dice“/“Sweet Black Angel“) nicht einmal mehr das. Weshalb – ich erinnere mich gut – nicht wenige Stones-Fans auf den Kauf der Single verzichteten und die zwei Wochen bis zum Release von „Exile On Main Street“ halt am Radio hingen. Kein Wunder, daß „Dice“ zwar noch die Top5 schaffte, aber nicht mehr den Spitzenplatz in den Charts erobern konnte. Ein Parameterwechsel, wie es heute gern wichtigtuerisch heißt. Kurzum, der (marktspezifisch) abnehmende Stellenwert der Single als solche minderte auch den Aufwand für deren Rückseite. Umso schöner, wenn auch später so herrliche Tracks wie „10.15 Saturday Night“ (doch!) oder „Apothecary“ auf Flips gefunden werden konnten.

@ latho

Der Anfang des Absturzes (ja, natürlich von Faithfull), danach ging es für sie leider nur noch rapide bergab (Fehlgeburt, Trennung, Drogen/Exzesse/Gosse…).
„Something Better“ gab es nicht nur in UK-Auflage (Verkäufe 1000+) und als US-London-Promo (worauf „Sister Morphine“ nicht in voller Länge zu hören ist), sondern auch als holländische und schwedische Pressungen, beide mit PS. Es soll auch eine italienische geben, doch habe ich die nie gesehen (vielleicht weiß otis da genaueres).

@ Prodigal Son

„Blue“ war nur auf einer extrem limitierten Radio-Promo-7″ eine Flipside (tauchte mal im RC auf, ging für rund 150 Pfund weg), überdies stark gekürzt. Sonst gibt es den Track nur in Form von Digi-Crap.

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