Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Bob Dylan & Mark Knopfler – Tour Herbst 2011 › Re: Bob Dylan & Mark Knopfler – Tour Herbst 2011
Hallo zusammen,
ich bin neu hier und finde die Diskussion sehr interessant.
Ich war auf diversen Dylan Konzerten seit 1981 und auf einem Dire Straits Konzert.
Ich fand die Kombination äußerst spannend. Die Größe des Konfliktpotentiales hätte ich nicht erwartet. Trotz der Verschiedenheiten waren doch musikalisch Ähnlichkeiten. Auch im Knopfler Teil spielte die Band teils sehr treibend, jedenfalls mit viel Leben drin. Dieser Teil vemittelte sehr positive Gefühle, mit Knopflers Stimme und Gitarre doch alles eher warm und gemütlich. Wenn man nur in ein Konzert geht, um sich in eine positive Stimmung versetzen zu lassen, war das der richtige Teil.
Dylans Vorstellung war mindestens ebenso lebendig, aber hier ging’s eben auch viel um Verzweiflung, Zorn und Trauer – aber mit der Botschaft „es geht immer weiter“. Genau das wurde mit der Musik (meiner Meinung nach) perfekt ausgedrückt. Nein, es war keine Zurücklehn-Schmusemusik, aber es war mindestens ebenso emotional wie bei Knopfler. Nur eben andere Emotionen.
Wenn man ins Theater geht, bekommt man auch in vielen Stücken auf faszinierende Weise die Konflikte des Lebens vorgesetzt, und es werden eben nicht nur hübsch inszenierte Shakespeare Komödien gespielt. Wem nur diese gefallen und nur ein paar Stunden gut unterhalten werden möchte, der kann mit einem fulminanten Ibsen eben auch nichts anfangen.
Ich habe die Werbung nicht gehört, aber wenn mit alten, facettenreich produzierten, melodischen Stücken geworben wird, kann die altersweise, aufs Wesentliche geschrumpfte bare-bones Version nur enttäuschen. Bei beiden.
Ich fand Dylan im Vergleich zu früheren Konzerten sehr lebendig und hochmotiviert. Habe ihn auch stocksteif stehend und ohne ein Wort ans Publikum erlebt. Ohne Emotion beim Singen allerdings habe ich ihn noch NIE erlebt, wenn diese auch in den letzten Jahrzehnten durchaus auf die verschiedensten Weisen ausgdrückt wurde. In Oberhausen war’s eben ziemlich zackig ;-). Dass seine Stimme auch weicher klingen kann, konnte man ungefähr während 30 Sekunden hören. Das ist auf youtube Mitschnitten auf Konzerten mit besserer Stimmung häufiger zu hören. Vielleicht hat sich die Härte des Vortrages durch die vielen Leute, die das Konzert verließen noch etwas gesteigert. Vielleicht ist die musikalische Planung aber auch so professionell, dass solche Kleinigkeiten keine Rolle spielen. Er wird das kennen, es ist ja nun sicher nicht das erste Mal, dass Dylan aneckt. Trotzdem tat es mir leid…
Zur Tonqualität und Atmosphäre der Arens: ich fand beides schlecht. Ich saß im Unterrang dicht an der Bühne. Während Knopflers ersten Songs überlagerte ein tiefes Brummen die Musik, das wurde dann abgestellt. Dann war die Tonquallität gut.
Bei Dylan war (wie eigentlich immer) die Band weit im Vordergrund. Das empfinde ich als Nachteil, macht es doch das Verständnis des Textes noch schwerer. Und die Texte gehören nun mal ultimativ dazu. Nur über die Texte erschließt sich der Vortrag und die Interpretation derselben. Auch die schlechte Beleuchtung und das Dylan sich unter seinem Hut versteckte, taten das ihre. Wenn man ihm beim Singen zusehen kann, sieht man mit wie viel Inbrunst in der Regel die Songs vorgetragen werden. Ich kann verstehen, dass jemand, der beim Singen so viel Emotion preisgibt, in allen anderen Bereichen sehr, sehr zurückhaltend ist, damit die Leute nicht auf falsche Gedanken kommen oder zu vertraulich werden.
Die Atmosphäre fand ich schrecklich. Eine viel zu hohe Grundhelligkeit, die vom Geschehen auf der Bühne ablenkte, und die Leute, die das Konzert verließen, haben mich persönlich massiv gestört. Ich bin für die Zugabe in den Innenraum gegangen, und da war’s dann ein bißchen so wie früher ;-)). Nur VIEL zu kurz.
Also, ich hab mich auch nicht vorher schlau gemacht. Wußte auch gar nicht, wie viel youtube da zu bieten hat. Ich bin nur mit einem offenen Ohr und mit gewisser Grundkenntnis über die musikalische Entwicklung beider Künstler hingegegangen. Beide haben mir gefallen, wie schon gesagt, ich fand sie jetzt nicht soo weit voneinander entfernt in ihrer Tendenz zu den alten Wurzeln der Musik (Folk bei Knopfler, Blues, Rock und fast jazzige Teile bei Dylan). Unterschiedlich war für mich nur der Inhalt, Knopfler eher hell und freundlich, Dylan dunkler, manchmal aggressiv, aber immer voll Leben. Mich hat es mitgerissen.
Ich fand’s KLASSE!. Nächstes Mal will ich aber wieder im Innenraum vorn sein!!! Wenn ich ins Konzert gehe, will ich auch etwas vom Künstler mitbekommen und nicht so viel von den Zuschauern rund rum.
Schöne Grüße
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