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gypsy tail wind… Sie mit Parker zu vergleichen… klar, kann man schon, muss man auch, je nachdem, unter welchem Gesichtspunkt man sie betrachtet. Aber Parkers Musik hat meist was Manisches, Getriebenes – sowas hört sich nicht so leicht, es macht nervös, es zwingt einen, hinzuhören, nachzudenken. Das ist weniger leicht und angenehm als Donaldson (eitel Sonnenschein), Lockjaw (endloses Faszination auch beim oberflächlichen Hören), Ammons (THE BOSS!), Turrentine oder Stitt, die man alle geradesogut im Hintergrund hören kann. Mit Parker geht das irgendwie nicht, dafür ist brennt er viel zu intensiv, man kann nicht weghören. – Und das – um wieder den Bogen zu Stitt zu kriegen – ist wohl auch einer der Punkte, in denen die beiden sich eben doch sehr, sehr unterscheiden. …
Ich sehe das auch weitgehend so: Parker war auf einem anderen Level. Wobei ich seine Musik keineswegs als „manisch“ und „getrieben“ empfinde, sondern einfach extrem gut. Sie macht mich auch nicht nervös, sondern ich krieg ein spezielles, sehr feines Gefühl dabei. Nachdenken ist auch nicht das, was ich dabei tue. Dazu ist keine Zeit. Einfach hören. Soviel mitkriegen wie geht und ein Gefühl für diese Linien, für ihre Rhythmik, Bewegung und ihre Reime kriegen. Und den Steve-Coleman-Artikel über Parker lesen und dabei wiederum mitkriegen, soweit es für einen als Laien möglich ist.
Ich hab eine CD-Box von Stitt mit den Aufnahmen mit Bud Powell und weiteren – so ein Querschnitt. Ich mag die Sachen mit Bud Powell. Stitt am Tenor. Aber die späteren Aufnahmen sind so „soulig“ usw., also nach meinem Gefühl mehr für den Markt. Ich mag das nicht. – Mir ist Stitt lieber, wo er sich von Parker nicht „sehr, sehr unterscheidet“. Nach meinem Gefühl war er rhythmisch nicht so gefinkelt, aber speziell sein Tenor-Spiel ist für mich eine echte Bereicherung. In der Dizzy-Gillespie-Band aus den 1940er Jahren höre ich ihn auch gerne. Von der „Sonny Side Up“ gefallen mir die zwei schnellen Stücke – schwer zu sagen, wer mich da mehr beeindruckt: Stitt oder Rollins.
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