Re: Sonny Stitt

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gypsy-tail-wind
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alexischickeWas Stitt hat bei zwei Labels gleichzeitig aufgenommen! Aus der Zeit sind auch meine Roost Alben.

Nur grössere Namen haben regelmässig Exklusiv-Verträge gekriegt und nur vergleichsweise wenigen war es z.B. vergönnt, über Jahre hinweg fester Bestandteil der Blue Note-„Familie“ zu sein. Ich denke mal, dass das Stitt nicht mal richtig gepasst hätte.

Schau Dir die Album-Liste im Sterne-Thread an, da siehst Du, wie das bei ihm durcheinanderging.

alexischickeHöre gerade „Cherokee“ und das swingt doch schön.

Woraus denn? Hat er sicher nicht nur einmal eingespielt, oder? (Prestige mit Ray Mance 1951, Roost mit Hank Jones 1957, Ozone/Black Lion mit unbekannter Band live 1962/63 und noch mindestens zwei weitere, die Du kaum meinst weil man sie wohl schwer kriegt.)

alexischickeStitt,Ammons,Lockjaw Davis,Turrentine, Donaldson höre ich öfters als Parker. Die haben alle einen erdigen Klang-„Soul Jazz“(mit dem Wort wird eigentich oft umeinander geworfen).

Find ich einen schwierigen Vergleich… Ammons ist ja neben Stitt auch ein ganz anderer Saxer. Lockjaw und Turrentine kommen aus einer ganz anderen Tradition (Hawkins, wobei Turrentine ja harmonisch absolut modern war, von einer jüngeren Generation). Donaldson find ich von denen mit Abstand den langweiligsten, alle anderen höre ich sehr gerne (Donaldson manchmal ja auch, aber eher selten und nur ausgewählte Alben einigermassen regelmässig). Sie mit Parker zu vergleichen… klar, kann man schon, muss man auch, je nachdem, unter welchem Gesichtspunkt man sie betrachtet. Aber Parkers Musik hat meist was Manisches, Getriebenes – sowas hört sich nicht so leicht, es macht nervös, es zwingt einen, hinzuhören, nachzudenken. Das ist weniger leicht und angenehm als Donaldson (eitel Sonnenschein), Lockjaw (endloses Faszination auch beim oberflächlichen Hören), Ammons (THE BOSS!), Turrentine oder Stitt, die man alle geradesogut im Hintergrund hören kann. Mit Parker geht das irgendwie nicht, dafür ist brennt er viel zu intensiv, man kann nicht weghören.
Und das – um wieder den Bogen zu Stitt zu kriegen – ist wohl auch einer der Punkte, in denen die beiden sich eben doch sehr, sehr unterscheiden.

Ich höre derzeit grad das Bootleg aus Kyushu (Japan) vom 12. November 1980 – hier die Infos:

Sonny Stitt
Kyushu (Japan)
November 12, 1980

Sonny Stitt – alto & tenor sax
Hank Jones – piano
George Duvivier – bass
Grady Tate – drums

1. Yesterdays (5:57) [tape deterioration during first half]
2. I’ll Remember April (7:58)
3. They Can’t Take That Away from Me (3:24)
4. Stardust (3:42)
5. The Shadow of Your Smile (8:01)
6. unknown blues (7:17)
7. – encore from crowd – (0:40)
8. I Can’t Get Started (4:51)
9. Bye Bye Black Bird (3:56)

TT: 45:50
Source: AUD

Stitt klingt entspannt und locker, in „Stardust“ spielt er wunderschön. „The Shadow of Your Smile“ beginnt Stitt solo und langsam, dann kickt die Band das Stück im mittelschnellen Tempo sehr altmodisch mit two-beat Gefühl vor sich hin, Stitt soliert entspannt am Tenor und flicht dabei auch noch ein paar Zitate ein („Lullaby of Birdland“ etwa). Hank Jones war 1980 natürlich schon längst ein Grandseigneur und lässt sich von gar nichts beeindrucken (manchmal hätte es ihm wohl gut getan, wenn das nicht ganz immer so gewesen wäre). Auch die Zugabe mit „I Can’t Get Started“ (natürlich mit Solo-Kadenz) und „Bye Bye Blackbird“ ist schön. Leider ist die Aufnahme nicht in bester Qualität überliefert, aber Stitt-Bootlegs scheinen generell recht rar zu sein.

Ich muss mir wohl mal die beiden Atlas-Alben mit Art Pepper wieder anhören, ob er da ähnlich drauf ist, jedenfalls erinnert mich die Stimmung hier ein wenig an sie – dieses entspannte, sonnige Musizieren, wie es in Peppers später Karriere so selten war (was ich keineswegs bedaure oder so, es fällt einfach auf).

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