Re: Kate Bush – 50 Words For Snow

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werner
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Go1Abgesehen davon, dass das etwas übertrieben ist (das Album ist sehr sehr gut, aber bei weitem nicht vollkommen), stört mich an der Rezension der faktische Fehler, den Arno Frank da eingebaut hat: „Wie in ‚Snowflake‘, der Geschichte einer fallenden Schneeflocke, bei dem Bush die erste Strophe ihrem 13-jährigen Sohn Albert überlässt.“ Bertie singt und spricht aber doch das ganze Lied, also den Part der Schneeflocke, und Kate Bush übernimmt den anderen Part („The world is so loud, keep falling, I’ll find you“) – beide zusammen machen aus der Geschichte ein emotional verständliches Mutter-Kind-Ding.

Die ersten drei Tracks sind umwerfend großartig, aber die anderen vier sind nur (mehr oder weniger) gut.

„Snowflake“ ist radikal in seiner Repetition und Langsamkeit; es zeugt von Kühnheit, ein solches Stück an den Anfang zu setzen. Andererseits ist es dermaßen tiefentspannt, dass beim Zuhören der ganze Stress des Tages von mir abfällt. Ein echter dual-use-Artikel: bewundernswert und brauchbar!

„Lake Tahoe“, das an- und abschwillt und sich steigert und eine Gespenstergeschichte präsentiert, ist dann eine ganz andere Art von Aufnahme als „Snowflake“. Für mich ist das der Höhepunkt des Albums und einer der schönsten Tracks des Jahres: nicht etwa zu lang, sondern viel zu schnell vorbei!

Auch „Misty“ kommt mir keineswegs zu lang vor. Das Spiel des Klaviertrios mit Kate am Piano, Danny Thompson am Bass und Steve Gadd am Schlagzeug hat Substanz genug und später kommen noch Gitarre und Streicher dazu. Kates Gesang finde ich hier sehr stark: Sie schafft es irgendwie, ihre exzentrische Idee (im Bett mit einem Schneemann) überzeugend rüberzubringen. Klar, der emotionale Aufruhr am nächsten Morgen, wenn nur noch ein feuchtes Laken an die Geschehnisse der letzten Nacht erinnert, ist musikalisch als Höhepunkt des Tracks gestaltet – aber ich finde auch die ersten neun Minuten keineswegs langweilig.

Die übrigen Aufnahmen können für mein Empfinden dieses hohe Niveau nicht halten. „Wild Man“ ist zwar ein feiner Song, gegen den nichts zu sagen ist, aber ich würde ihn nicht als großartig bezeichnen. „Snowed in at Wheeler Street“ ist dann beinahe großartig: Die Theatralik der Aufnahme ist absolut passend für dieses schwer romantische Lied über zwei Menschen, „die füreinander bestimmt sind“, und den Synth-Sounds könnte ich stundenlang zuhören und würde nicht genug davon kriegen. Aber ähnlich wie Carrot Flower und Tina Toledo, wenn auch weniger ausgeprägt, finde ich Elton Johns Gesang ein bisschen zu ölig. Er ist nicht besonders ausdrucksstark – auch die demonstrativen Gefühlsausbrüche, die er einbaut, klingen für mich nach Rockbühnenroutine (dagegen hat es mich wirklich überrascht, wie Kate Bush am Ende für einige Sekunden zur Rockröhre mutiert).

Den Titelsong halte ich, ehrlich gesagt, für eine Schnapsidee (immerhin weiß ich jetzt, was Schnee auf klingonisch heißt…). Steve Gadd und der Bassist John Gilpin spielen gut genug, um ihnen acht Minuten lang zuzuhören, aber auch professionelles Musikantentum kann einen ausgedehnten Scherz nicht in einen großartigen Track verwandeln. Und nach dem Titelstück könnte das Album eigentlich zu Ende sein: „Among Angels“ ist durchscheinend und schwer zu fassen und hinterlässt keinen großen Eindruck bei mir; auch die Streicher können nicht verdecken, dass dieser Song bloß mittelmäßig ist (nicht schlecht, aber auch nicht zwingend).

Das macht dann * * * * insgesamt (gute * * * * 1/2 für die erste Hälfte und knappe * * * 1/2 für die zweite).

Schöner, nachvollziehbarer Text zur CD/Platte. Ich kann daran schon erkennen, was man an der Musik mögen kann. Dass ich das Ding dennoch (ich weiß, ich wiederhole mich) stinklangweilig finde ist ja mein Problem (wobei ich damit keines habe). Ich hör dann halt lieber ihre alten Lieder.

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