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Meine Kenntnisse in Sachen Thema Latin sind eher lückenhaft, aber ein paar Sternstunden scheine ich doch zu kennen. Ich greife daher gerne mal ein paar schon erwähnte Platten auf.
Über Mario Bauzas TANGA wurde schon gesagt, diese Musik ist heiß! Genau das ist sie und das hat mich damals, 1992, auch daran fasziniert. Überbordende Lebensfreude, von allem zu viel, als gäbe es kein morgen. Klar, es gibt auch melancholische Momente, aber auch die werden bis zur Neige ausgekostet, dass die Tränen fließen. Einerseits gibt es in dieser Musik hemmungslos verschwendetes Gefühl, andererseits ist das alles messerscharf und präzise arrangiert. Großartig! Müsste man eigentlich noch mehr zu schreiben, das gibt was her, habe aber gerade keine Zeit dazu.
Cal Tjader: Ein Fall für sich. Nicht nur, weil er kein Latino war, aber von den Latinos hoch geschätzt wurde, sondern auch weil seine Musik zwischen Easy Listening, Cool, Bop und – vor allem – Latin changiert. Gerade das machte wohl seinen Erfolg aus. Es gibt gnadenlosen Kitsch von ihm – die LP Breeze from the East , auf der er Latin mit „asiatischen“ Klängen verbindet, fand es auch selbst zum Kotzen -, aber dann eben auch ganz großartige Sachen. Die Zusammenarbeit mit Eddie Palmieri hat einiges Tolles hervorgebracht und die hier auch schon erwähnte Black Orchid (eigentlich eine Kombination der zwei LPs CJ Goes Latin und CJ Quintet, die auch wiederum aus einem knappen Dutzend verschiedener Sessions zusammengebastelt sind) bildet ein recht breites Spektrum ab, zum Glück eher in Richtung Qualität als Kitsch. Go get it!
Die Erwähnung des großartigen, aber mir ansonsten völlig unbekannten Tenor-Saxophonisten Jose „Combo“ Silva – hört sich ja eher nach der Coleman Hawkins-Schule an – in diesem Zusammenhang freut mich. Der hat einen sehr weichem, schmusigen Ton voller Vibrato, viel zu viel Gefühl. Aber hier passt das! Große Kunst und Großer Kitsch liegen im Latin Jazz oft sehr nahe beieinander.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)