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Herr RossiIch mache ihr selbst auch gar keine Vorwürfe. Es ist ja nicht mal so, dass ich ihre Musik nun „schlimm“ fände. Ich kann nur nicht die fast einmütige Wertschätzung verstehen. Und damit meine ich nicht mal das Forum, sondern allgemein, in der Kritik, bei den Käufern, in den Medien.
Zu größten Freundenstürmen müssen „19“ und „21“ freilich nicht einladen, aber ganz folgen kann ich Dir dennoch nicht. Der Schluss ist ja vielmehr ein anderer: Adele stößt in breiten Kreisen auf positive Resonanz, weil die Alben nunmal auch relativ wenig falsch machen. Und vielmehr: Die Kunstperson Adele gibt nichts mit dem ersten Ton vor, was nicht auch später eingelöst werden könnte. Inszenierung, die es hier natürlich auch gibt, deckt sich demnach mit Inhalt.
Das Greinen nach Authentizität ist natürlich ein leidliches Feld für sich, aber die Frage ist für mich mehr, was letztlich auch dahinter steckt. Als Beispiel: Ich habe kürzlich etwas zu Madonna geschrieben, weil ich Ciccone für weit mehr halte, als eine leere Entertainerin. Inszenierung zur Inhaltsleere zu überführen, ist folgefalsch; zuweilen muss man sich, gerade im Pop, eben die Mühe machen, etwas durch die Schicht zu schneiden, die der Popularität geschuldet ist. Mehr und mehr die leider leidliche Reglerübersteuerung abstrahieren, ein paar Worthülsen verschmerzen, die einen bestimmten Rahmen legen – und manches Mal zeigt sich dann, dass hinter dem plumpen Mantel doch erstaunlich viel Tiefe zu finden ist. Nach meiner Erfahrung zumindest.
In diesem Sinne ist „authentisch“ dann gar nicht so schwer zu fassen. Es ist lediglich die Betrachtung, inwieweit die eigene Selbstdarstellung sich auch wirklich mit der schnöden Wirklichkeit deckt. Bei manchen Künstlern schaut man genauer hin und bemerkt, dass dahinter eben viel mehr steht, als auf den ersten, nicht greifbaren Eindruck hätte folgen sollen. Und manches Mal schaut man auch nur ein klein wenig geschärfter hin und erkennt, dass die ganze Fassade, die ein cleveres Konzept heraufbeschworen hat, eben im Sekundentakt zu bröckeln beginnt. Das mag dann auch unterhaltsam und stilistisch wertvoll und für einen Moment von Interesse sein, bleibt aber auf langes Gehör dann eben doch von oben bis unten völlig hohl. Weil’s nunmal kein Fundament hat.
Und in diesen Aha-Momenten verpufft dann zuweilen eben das etwas überambitionierte, aber letztlich völlig uninteressante Tischfeuerwerk – und man kehrt doch wieder zurück zu den Adeles dieser Welt, die halt die Inszenierungsflamme etwas niedriger halten und damit vor Ent-Täuschung schützen: Durch im Grundsinn nette, nicht schmerzende Pop-Musik, die von Vornherein keinen Hehl um fehlende Spannung gemacht hat…
So oder ähnlich jedenfalls. Mehr ein allgemeiner Beitrag (hat mit Del Rey, die ich durchaus schätze, nicht allzuviel zu tun).
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Hold on Magnolia to that great highway moon