Re: Lana Del Rey

#8081005  | PERMALINK

herr-rossi
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Eigentlich wollte ich Dir nur zustimmen, Werner, dass Du so gar nicht dankbar bist.;-)

TheMagneticFieldbezogen auf Rossis Adele-Reflex

Reflexe hat ja nun jeder. Wenn ich Dich aus der Deckung locken wollte, müsste ich nur was zu deutschsprachigem Pop schreiben …

wernerWenn das das Kriterium ist, dann ist Gaga ja deine Frau. So wie über die diskutiert wird.

Ist sie.

Irrlicht
Adele selbst kann da aber freilich eher wenig für. Für mich ist Adele ein sympathisches Mädel, das gerne seine Stimme auslotet, sich stilsicher präsentiert und darüber hinaus einfach das tut, was man keinem Künstler zulasten legen sollte: Gute Songs schreiben. Nicht immer, aber „Rolling in the deep“, „Hometown glory“, „Set fire to the rain“, „Cold shoulder“ – das ist durchaus gekonnter und auch packender Pop. Orginell ist daran natürlich nichts und ein Bilderkatalog in s/w macht aus einem Künstler noch keine Ikone, einem souligen Timbre noch lange keinen Louis Armstrong oder Sam Cooke. Oder Dusty Springfield, you name it.

Ich mache ihr selbst auch gar keine Vorwürfe. Es ist ja nicht mal so, dass ich ihre Musik nun „schlimm“ fände. Ich kann nur nicht die fast einmütige Wertschätzung verstehen. Und damit meine ich nicht mal das Forum, sondern allgemein, in der Kritik, bei den Käufern, in den Medien.

dass das große Gros der Beiträge nur ein hin und her über Image und Lippen ist, relativiert sich da vieles an „Diskussion“. Ähnliches findet sich auch bei ELO, bei Toto, bei Oasis, Threads, in denen nicht aus Leidenschaft, sondern oftmals vielmehr aus purer Langeweile und Stumpfsinn gepostet wird.

Im Prinzip meinte ich nichts anderes mit meinem Hinweis darauf, dass bei Medienphänomenen dieser Größenordnung eben jeder meint, mitreden zu müssen. Dass auch über Optik und Image diskutiert wird, halte ich nicht weiter für schlimm, nur wenn man dabei wieder ganz von vorne anfangen und erklären muss, dass es keine nicht-inszenierte („authentische“) Musik gibt, dann wird es doch etwas anstrengend.

Monroe Stahrargumentative Hilflosigkeit

Die dann besteht, wenn man mehr als zwei Zeilen braucht, um etwas zu erklären? Oder überhaupt etwas erklärt?

Close to the edgeHey, das ist ja wie die seelige Rivalität zwischen The Sweet und den Bay City Rollers. Beide machen irgendwo den gleichen Kram, aber für die jeweiligen Fanlager funktioniert die Huldigung der eigenen Helden nur über das Herabwürdigen der Kontrahenten.

Der Vergleich ist natürlich absolut zwingend, denn das Debüt der Bay City Rollers wurde bekanntlich damals quer durch die Medien bis in die Feuilletons hinein ausführlich kommentiert und wochenlang seziert („enttäuschendes Shang-A-Lang nach dem überragenden Sha-La-La-Lee“, „das Versprechen ihrer retrofuristischen Karos können die Rollers nicht einlösen“, „Les McKeown riskiert eine dicke Lippe und fällt damit voll auf die Fresse“), und The Sweet führten bekanntlich die Jahresbestenlisten aller Musikzeitschriften an, wurden mit Grammys überhäuft und die Welt konnte sich gar nicht mehr einkriegen über Brian Conollys aufwühlenden Soul-Gesang. Den neuen Sam Cooke nannte man ihn damals. Endlich einmal wieder echtes Talent und keine billige Effekthascherei.

Monroe StahrMusik, die anderen gefällt, nicht aber einem selbst. Man selbst hat ja Ansprüche, an denen diese Musik scheitert – und den anderen gefällt sie nur, anspruchslos wie sie sind…

Ich habe doch gesagt, was ich mit „Gefälligkeitspop“ meine: Adele findet fast jeder irgendwie gut, jedenfalls höre und lese ich nie etwas negatives. Über Lana wird dagegen seit Wochen diskutiert. Ich habe nirgendwo behauptet, dass ihre Musik „anspruchsvoll“ wäre. Aber die Behauptung, Adeles Musik sei „anspruchsvoll“, jedenfalls anspruchsvoller als andere Mainstream-Musik, zieht sich doch nun wirklich durch alle Medien, während zumindest die Mehrheit der deutschsprachigen Kommentatoren nicht müde wird zu betonen, wie banal Lana Del Rey doch eigentlich ist und dass der „Hype“ völlig ungerechtfertigt sei.

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