Re: Richard and Mimi Fariña

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Ok, das Ergebnis des Nachhörens hat Folgendes erbracht. Bitte nicht als persönlichen Angriff missverstehen, die Meinung habe ich eigentlich schon seit Jahren, aber jetzt gibt es den Thread zur Meinung. ;-)

Celebrations For A Grey Day ***
Reflections In A Crystal Wind ***

Ich habe die Alben in dem Vanguard 3-CD Set, das offensichtlich mit No-Noise-Technik behandelt wurde. Ich gehe mal davon aus, dass das Vinyl klar besser klingt. Aber selbst dann, ändert es vermutlich nur wenig an meiner oben bereits angedeuteten Kritik:

1. Die Dulcimer ist aufgrund ihres hellen Klangs, der fast an ein Cembalo erinnert, ein gewöhnungsbedürftiges Saiteninstrument. Ich bevorzuge klar eine akustische Gitarre.

2. Die Instrumentalstücke stören den Fluss des Albums weniger, als dass sie eben für Leute gemacht sind, die die Dulcimer für ein ganz fantastisches Instrument halten. Dazu gehöre ich wie gesagt nicht.

3. Richard Farina ist kein guter Sänger. Ich bin eigentlich so ziemlich der letzte, der am Gesang herumkrittelt, aber Richard Farina kann nicht singen. In manchen Songs trifft er keinen Ton – und klingt dabei auch nicht gut.

4. Wenn er nicht singen kann, kann er dann wenigstens Lieder schreiben? Ja, mit Einschränkungen. Auf „Celebrations“ finden sich zwei ganz hervorragende Lieder, nämlich „Pack Up Your Sorrows“ und „Reno, Nevada“. Der Rest ist eher durchschnittlich, setzt sich jedenfalls nicht unbedingt in meinem Gedächtnis fest.

5. Reno, Nevada ist ein tolles Lied, aber die wortlosen Donna-Godchaux-ähnlichen säuselnden Background-Vocals von Mimi Farina funktionieren gar nicht. Keine Ahnung, warum sie das ausgerechnet auf diesem Stück macht, ansonsten singt sie normal. Ich höre lieber die Version von Fairport Convention (auf Heyday/BBC Sessions).

6. Auf „Reflections“ finden sich weniger Instrumentals, aber auch keine Klassesongs von der Stärke von Reno, Nevada oder Pack Up Your Sorrows. Dafür sind einige politische Lieder mit klarem Dylan-Einfluss enthalten, die mir persönlich wenig zusagen.

7. Es mag sein, dass das alles besser in geschriebener Form funktioniert. Richard war ja hauptberuflich Schriftsteller (ein enger Freund von Thomas Pynchon) und hat mit Been Down So Long It Looks Like Up to Me einen Klassiker der 60er verfasst – sagen jedenfalls andere, ich habe das Buch nicht gelesen. Die Musik ist eher ok als brillant.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.