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Es wurde ja schon viel geschrieben über die Abscheu vorm Deutschrock, vorm Indiegeleier u. den Versuch amerikanische u. englische Vorbilder zu kopieren. Auch über Thees las ich hier im Thread mindestens so viel Gutes wie auch Schlechtes. Tomte wollte ich früher gut finden, was mir aber nicht gelang. Dass er jetzt solo unterwegs ist habe ich am Rande mitbekommen u. die beiden mir bekannten Songs „Lachse“ u. „Fußball“ waren OK, keineswegs übel aber auch nicht: „Wow“. Keine optimalen Voraussetzungen also um ein Konzert zu besuchen u. doch war ich gestern in Darmstadt u. habe mir ein Bild gemacht (ohne die Platte zu besitzen) weil ich Bock darauf hatte.
Nach Maike Rosa Vogel, die ich pers. (u. auch „Der schreckliche Sven“) wegen ihrer schonungslosen Hippiehaltung u. der Kunst in jungen Jahren ziemlich kantige u. abgespeckte Folkssongs rauszuhauen, wirklich schätze legte sich Thees beim Opener „Römer am Ende Roms“ so dermaßen ins Zeug, dass es mich fast wegblies u. es trotz bewusst fehlender Aura des eher schüchternen Notherners keinen anderen Vergleich gibt als: Bruce Springsteen himself.
Ich gehe auf relativ viele Konzerte aber so habe ich lange niemanden mehr erlebt, der sich körperlich reinhängt u. das auch durch die Musik transportiert. Bereits nach 3 Songs rinnt ihm der Schweiß aus allen Poren doch behält die obligatorische Lederjacke an. Die Jeans hängen dem 38-Jährigen an den Knien u. die Sprache hat er sich teilweise bei den Jungen abgeschaut (z.B. bei Casper, den er auch covert). Mag sein, dass die Platte das nicht transportiert aber live sind der o.g. Opener, „Das Mädchen aus Klasse 2“,“ Vom Delta bis zur Quelle“ u. das wirkliche brennende „Die Nacht war kurz“ definitiv tighte, auf den Punk gebrachte, Indierocker, die sich bei den jeweiligen Helden bedienen (Springsteen, Dylan).
Ich bin kein Hosenfreund aber „Liebeslied“ als Zugabe hat Größe u. „Paris im Herbst“ tatsächlich einen gut verlinkten Chansoneinschlag. Dann sie mit der Platte am Ende u. spielen die besten Stücke eben nochmal. Was für ein Understatement – kein Song von Tomte!
Das Publikum, 20 bis circa…..mein Alter, singt nahezu alles mit u. feiert Thees, dessen zurückhaltende u. ungelenke Art scheinbar zu Riesen-Sympathiewerten führt. Auch was er zwischen den Songs erzählte war witzig, pointiert u. schlagfertig jedoch nie zynisch, z.B. Hallo, ich bin der ältester Newcomer Deutschlands“.
Meine Freundin, ansonsten kein Freund von lauter Musik u. ich gehen nach rund 2 Std. ziemlich zufrieden nachhause. Vielleicht werden wir und die LP doch kaufen.
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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."