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SolsticeIch weiss nicht, ich finde das Box-Bashing hier sehr schade. Natürlich ist es ärgerlich, wenn ein Stück wie WONDERFUL WOMAN fehlt. Das ist mir, ehrlich gesagt, gar nicht aufgefallen.
Dennoch finde ich die Box toll, weil sie superb klingt (ich sage das jetzt zum dritten Mal, aber anscheinend bemerkt das hier keiner) und ich es toll finde, solch ein Monster im Plattenschrank stehen zu haben.
Die Diskussion um Neuauflagen kann ich jedoch nicht verstehen, denn wenn man nicht mit der Gnade der frühen Geburt gesegnet ist, fällt es richtig schwer, tadellose Erstpressungen der Smiths zu einem erschwinglichen Preis zu ergattern. Alleine für alle Singles dürfte man schon mehr hinblättern als für die gesamte Box.
Und ich frage mich, was daran verwerflich ist, den Fortschritt der Technik in besseren Klang umzumünzen? Natürlich wollen Plattenfirmen in erster Linie Geld verdienen, aber das ist doch legitim! Wenn man sogar versucht, aus alten Bändern mit neuer Technik das Beste herauszuholen und selbst ein Johnny Marr mit dabei ist… nun, was gibt es dann daran auszusetzen? Für mich, als Fan, dessen alte Platten abgenudelt sind, ist das ein Freudenfest.
Da sind alle am Meckern über den miesen Klang von mp3s und CDs… und dann entdecken die Firmen eine Marktlücke und versuchen hochwertige Qualität auf verschiedenen Medien (Vinyl, Download, BluRay) zu liefern und das ist dann auch wieder nicht recht…
„Ich für meinen Teil würde es gerne so hören, wie die Platte beim Erscheinen klang, weil ich schon schlechte Erfahrungen mit Remaster.Platten gemacht habe (wer nicht?)“
Noch so ein tolles Argument, zu dem mir nicht viel einfällt, weil es eine Art von Authentizität suggeriert, die nie erreicht werden kann. Ganz ehrlich… ich habe keine Ahnung ob die Erstpressungen besser klangen oder nicht. Denn ich habe auch schon lange nicht mehr die Anlage von damals. Mit 16 begeisterten mich die Smiths auf einer Schneider-Kompaktanlage für 400 D-Mark. Heute tun sie das auch noch, aber auf einer Anlage von der ich als Teen nur träumen konnte. Und warum das alles?
Weil ich Musik liebe, weil mich Musik berührt. Und wenn sie toll klingt, noch mehr.
Und ja, mich berührt diese Box. Ich finde sie grandios. In jeder Hinsicht. Selbst wenn ein Song fehlt.
Ich möchte hier gar kein Boxen-Bashing betreiben, und bestimmt ist THE SMITHS COMPLETE auch eine schöne Sache, an der manch einer viel Freude haben kann, die ich ihm herzlich gönne. Wenn die Box zu Weihnachten bei mir auf dem Gabentisch landen sollte, würde ich mich auch freuen.
Nimm es mir nicht übel, aber ich habe mir halt mal erlaubt, laut darüber nachzudenken, welchen Sinn es eigentlich hat, die gleichen Sachen immer-und-immer-wieder neu zu veröffentlichen. Auch ich finde eine Vinyl-LP schön, erst recht ein altes Original und eine gut klingende CD ist auch was feines. Aber brauchen tut das in der x-ten Veröffentlichungsvariante eigentlich kein Mensch. Alter Wein in – zugegeben – sehr schönen neuen Schläuchen. Es ist doch sowieso schon alles massenhaft verfügbar. Man bekommt jedes The Smiths-Album gebraucht auf CD für teils deutlich weniger als € 3,00 und neu für € 5,50. Der größere Posten wäre in manchen Fällen da sogar Porto und Verpackung. Irgendwie hat das ja sogar schon wieder was gutes, denn durch jede Wiederveröffentlichung wird die jeweils vorherige Version so gut wie wertlos und landet zu Dumping-Preisen auf dem virtuellen Flohmarkt. Da sollte man zugreifen! Alleine schon aus diesem Grunde sollte man jede Wiederveröffentlichung gutheißen.
Freitagabend im Plattenladen gesehen: Pink Floyds DARK SIDE OF THE MOON in einer neuen Deluxe Edition mit allem Tamtam für etwa 100 Euronen. Mal ganz abgesehen davon, ob man PF mag oder nicht: Unverzichtbar? Begehrenswert? Schön aber eigentlich überflüssig? Oder nur noch zum an-die Stirn-Tippen? Ich weiß es nicht …
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)