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Fletcher Henderson Orchestra, 1925 (v.l.n.r.: Howard Scott, Coleman Hawkins, Armstrong, Charlie Dixon, Henderson, Kaiser Marshall, Buster Bailey, Elmer Chambers, Charlie Green, Bob Escudero, Don Redman
Fletcher Henderson, der damals in New York eine der ersten wichtigen schwarzen Bands leitete und manchmal der schwarze Whiteman genannt wurde, hatte Armstrong schon 1921 (Morgenstern in „Portrait of the Artist“) oder 1922 (Nevers in den Liners zur „Intégrale Vol. 1“) mit Ethel Waters in New Orleans gehört und einen Versuch gemacht, ihn anzustellen. Armstrong lehnte ab, im Sommer 1924 nahm er schliesslich das zweite Angebot an (nachdem er die Band King Olivers verlassen hatte… Lil verliess sie ein paar Wochen danach auch) und ging im September nach New York.
Zuvor hatte hatte Armstrong 1924 mit Drummer/Sänger Ollie Powers gearbeitet, bevor er nach New York ging, wo er abgesehen von Henderson niemanden kannte.
Initially, the other natty members of the team were amused by the provincial newcomer who was to blow the third trumpet – that which handles most solos – next to the first trumpet, Elmer Chambers, and the second, Howard Scott, the powerful trombonist Charlie Green, the twenty-year old Coleman Hawkins on the clarinet and saxes, banjoist Charlie Dixon and drummer ‚Kaiser‘ Marshall. Then there was the indispensable Donald Matthew Redman, polyinstrumentalist and the first of the great black arrangers in the domain of big band jazz. The first rehearsal, somewhat strained, included a pretty English waltz with a score indicating pp (pianissimo). Much to the surprise of his colleagues, Louis came out with an ear-shattering performance, finally to explain that he thought the abbreviation made reference to ‚Pound plenty‘. The ice was broken and New Orleans‘ most fabulous jazzman was henceforth accepted by the Fletcher Henderson gang.
~ Daniel Nevers, Liner Notes zu: „Intégrale Louis Armstrong Vol. 1 – „Chimes Blues“ 1923-1924″, Frémeaux & Associés, 2006, english adaption by Laure Wright
1924 war wohl das an Aufnahmen reichhaltigste Jahr in Fletcher Hendersons ganzer Karriere (die Chronological Classics widmen ihm drei ganze CDs sowie jeweils eine mit dem Vor- und dem Folgejahr sich überschneidende). Armstrong fand sich also nach kurzer Zeit bereits mit der Band im Studio. Für Columbia wurden vermutlich am 6. Oktober zwei schöne Titel eingespielt, „Manda“ und „Go ‚Long Mule“, und ein paar Tage danach für Pathé/Perfect drei weitere, „Tell Me Dreamy Eyes“, „My Rose Marie“ und „Shanghai Shuffle“ (sowie ein viertes, „Don’t Forget You’ll Regret Day by Day“ ohne Solo von Armstrong). Nevers unterschlägt oben übrigens – warum auch immer – ein Bandmitglied, Tubist Ralph Escudero.
Die Musik ist ganz anders als was sich Armstrong von New Orleans und Chicago gewohnt war, urbaner, für weisse Tänzer ausgelegt. Dennoch war die Band voller talentierter Musiker – und zumindest mit Posaunist Charlie Green fand sich neben Armstrong noch ein Musiker, der ein Meister des Blues war. Rhythmisch war die Musik viel steifer als Olivers, viel weniger fliessend – und auch Coleman Hawkins klingt auf den Aufnahmen jener Zeit hinter Armstrong wie ein blutiger Anfänger. In den kommenden Monaten sollte sich der Einfluss des Trompeters aber spürbar machen – Redman und Henderson als Arrangeure aber auch Hawkins als Solist profitierten offensichtlich vom neuen Temperament, das Armstrong mitbrachte – ein Temperament, das auf den ersten Aufnahmen mit seinen Soli oft Glanzlichter in ziemlich unbestimmte Musik setzte.
Diese erwähnten fünf Stücke sind übrigens nicht nur auf dem ersten Frémeaux-Set zu hören sondern auch auf „1924 Vol. 3“ von Henderson in der Chronological Classics-Reihe, „Go ‚Long Mule“ und „Shanghai Shuffle“ sind auch auf Hendersons „Study in Frustration“.
Besonders auf „Shanghai Shuffle“ wird schlagartig klar, dass Henderson in seinen Reihen einen neuen König zu präsentieren hat:
Shortly after Louis‘ arrival, the Henderson orchestra was booked to play a midnight show at the Lafayette Theatre in Harlem. In the pit band was Joe Smith, then with the Chocolate Dandies show. When the show opened that night, Joe tore the house down, taking five and six choruses on each number, playing perhaps as well as he ever did at any time in his life. He wanted to let the world know he was someone to contend with, even in if the musicians were all raving about Louis Armstrong. Part of the show was cut in order to bring the Henderson band on stage to cap Joe’s sensational opening. Then the Henderson ensemble swung into Copenhagen and Shanghai Shuffle, everyone in the audience knew that a new trumpet king had been crowned. Great as Joe Smith was, Louis Armstrong had upset the town.
~ Frank Driggs, Liner Notes zu: „Fletcher Henderson – A Study in Frustration“, Sony 1994 (3CD-Edition), S. 24.
Louis Armstrong gehörte in New York rasch zu den vielbeschäftigsten Jazzmusikern und war neben Sessions mit Henderson immer öfter auch als Begleiter von Blues-Shouterinnen gefragt. Die erste solche Session fand vermutlich am 16. Oktober 1924 statt und präsentierte Armstrong an der Seite von Ma Rainey, gemeinsam mit Charlie Green (tb), Buster Bailey (cl), Fletcher Henderson (p), Charlie Dixon (bjo) und einem unbekannten Perkussionisten. Armstrong bläst einfühlsame Begleitungen hinter Ma Rainey in „See See Rider Blues“, „Jelly Bean Blues“ und zwei Takes von „Countin‘ the Blues“, er ist auch mit Dämpfer zu hören, sein Ton ist stark aber sein Spiel lyrisch und nie aufdringlich. Auch Green und Bailey sind als Begleiter zu hören, es ist jedoch Armstrong, dessen kurze Einwürfe einen immer wieder aufhorchen lassen.
Zwischen Oktober und Dezember 1924 brachte es Armstrong auf fast zwanzig Sessions! Sie sind auf CD2 und CD3 des ersten sowie CD2 des zweiten Frémaux-Sets gesammelt. Nach den ersten beiden Henderson-Sessions und der Ma Rainey-Session fand sich Armstrong am 17. Oktober im Studio mit einem alten Bekannten aus New Orleans, Clarence Williams und dessen Blue Five. Es entstand nur ein Stück, der „Texas Moaner Blues“, neben Armstrong hören wir tolle Beiträge von Sidney Bechet (cl, ss), Williams spielt Piano und Buddy Christian ist am Banjo zu hören, die typische New Orleans Frontline wird durch Posaunist Charlie Irvis (dem einzigen nicht NO-Musiker der Session und damaligen Duke Ellington Sideman) vervollständigt. Bechet spielt im Ensemble Klarinette, wechselt für sein Solo dann aber aufs Sopransax – grossartig, was Bechet und Armstrong hier bereits bei ihrem ersten Zusammentreffen zustande brachten, sie beide steuern unglaublich expressive Soli bei.
In derselben Session (für Okeh) nahmen die Blue Five zwei Stücke als Begleitband von Virginia Liston auf: „Early in the Morning“ und „You’ve Got the Right Key But the Wrong Keyhole“.
Am 30. Oktober stand Fletcher Henderson wieder im Studio, für Vocalion wurden „Words“ und „Copenhagen“ eingespielt. Ersteres ein recht süssliches Stück mit ein paar schönen Takten von Armstrong, letzteres eine bedeutend lebendigere Sache mit prägendem Armstrong (diese Nummer ist auch auf „A Study in Frustration“ zu hören, beide finden sich auf der erwähnten Chronological-CD von Henderson). Mit „Copenhagen“ entstand nach „Shanghai Shuffle“ die zweite klassische Nummer von Henderson.
Eva Taylor (die Ehefrau von Clarence Williams) ruiniert mit ihrem Vibrato-reichen Gesang einigermassen „Of All the Wrongs You Done to Me“, das erste Stück der folgende Session, die Clarence Williams‘ Blue Five am 6. November für Okeh einspielten. Aaron Thompson (tb) und Buster Bailey (ss) spielten an der Stelle von Bechet und Irvis, die Musik ist deutlich zahmer, aber Armstrong steuert wieder ein paar gute Takte bei.
Das zweite Stück ist dann wieder pure Magie: „Everybody Loves My Baby“ wurde damals zu einem kleinen Hit. Bailey spielt ein schönes Sopransolo, zwar mit weniger Drive und Emotionen als Bechet, aber sehr flüssig. Taylors Gesang hier ist mehr denn erträglich – und das Stück ist schlicht und einfach gut. Das Highlight folgt am Ende: eins der seltenen Armstrong-Soli mit plunger – eine Kunst, die er noch von King Oliver gelernt hatte.
Eine zweite Version desselben Stückes entstand noch am gleichen Tag mit Josephine Beatty & The Red Onion Jazz Babies. Hinter dem Namen verbergen sich die Blue Five von Williams – aber mit dem Unterschied, dass diese den Platz am Piano für Lil Armstrong räumte, und Beatty ist besser bekannt als Alberta Hunter.
Die Balance bei der zweiten Einspielung von „Shanghai Shuffle“ (diesmal für Vocalion) mit Fletcher Henderson and His Orchestra ist zwar bedeutend besser, aber die Musik ist weniger spontan. In der Session vom 7. November wurde auch ein erstes Mal „Naughty Man“ eingespielt, ein Original von Don Redman und Charlie Dixon.
Am 8. November wurde vermutlich die zweite Version von „Texas Moaner Blues“ eingespielt, von Josephine Beatty, wieder mit den Red Onion Jazz Babies mit Lil am Piano. Ihr Gesang ist rauh und direkt, mit grosser Projektionskraft – man kann sich gut vorstellen, wie sie unverstärkt in einer lärmigen Kneipe den Blues geschriehen hat. Die Musik ist entsprechend nicht sehr subtil.
Die Red Onion Jazz Babies nahmen in derselben Session auch das instrumentale Stück „Of All the Wrongs You’ve Don to Me“ auf. Baileys Sopran hat hier mehr Drive als zuvor, Lil spielt ein schönes unbegleitetes Piano-Solo, aber die Highlights kommen wie üblich von Armstrong, der am Ende eine Art Stop-Time mit der Band spielt, bevor sich das ganze Ensemble wieder einschaltet und das Stück in typischer New Orleans Manier (glänzende Trompete, mäandrierend-nervöse Klarinette, Tailgate-Posaune) beendet. Leider ist die Qualtität der Aufnahme recht schlecht – genau: einmal mehr handelt es sich um eine Gennett-Session.
Am 10. oder 11. November war Armstrong dann wieder mit Fletcher Henderson im Studio. Es entstanden „One of These Days“ und „My Dream Man“. Wieder ist das ganze rhythmisch steif, Green steuert zwar schöne kurze Soli bei im ersten Titel und die Band ist hübsch arrangiert – aber Armstrong ist der einzige, der aufhorchen lässt. Ähnlich ist es im zweiten Titel der Session. Green spielt im Thema eine wichtige Nummer, die Trompeten sind bei ihren Stakkato-Einwürfen leicht nebeneinander, Hawkins kriegt auch mal ein paar Takte, aber das ganz schleppt sich dahin, gefangen im steifen rhythmischen Korsett.
Etwas besser ist das erste Stück vom 14. November, „The Meanest Kind of Blues“ – Louis Armstrong öffnet und spielt später eine Art Dialog mit Green. Sein Spiel ist aber auch das einzige, was hier authentisches Blues-Feeling atmet. Zur zweiten Version von „Naughty Man“ schreibt Dan Morgenstern dazu folgendes:
„Naughy Man“ offers proof of Louis’s natural superiority to his Henderson colleagues. Trombonist Charlie „Big“ Green and Coleman Hawkins are the other soloists (Hawkins on C-melody for his first effort, tenor on the second). When Louis comes in for his too-few bars, it is as if sunshine had suddenly broken through the clouds. In every respect – tone, rhythm, melody – he is light years ahead, and perhaps most significantly, he expresses real feeling when he plays.
~ Dan Morgenstern, Music Commentary, „Louis Armstrong: Portrait of the Artist as a Young Man, 1923-1934“, Columbia/Legacy & Smithsonian Institution Press, 1994, S. 9f.
Das Stück ist dennoch eins der besseren aus dieser Zeit von Henderson.
Zwischen dem 18. und dem 20. November fand ein weitere Session mit Henderson statt, in der „How Come You Do Me Like You Do?“ in drei Takes eingespielt wurde. Der Master davon ist die nächste Nummer, die auch in „A Study in Frustration“ auftaucht. Bei Frémeaux sind zudem von den beiden Alternate Takes kurze Auszüge zu hören.
In der Session entstand zudem „Araby“, allerdings ohne Solo von Armstrong (es ist auf „1924 Vol. 3“ enthalten).
Am 24. oder 25. November entstand eine weitere schöne Version von „Naughy Man“ mit tollem Solo von Armstrong eingespielt, die Band swingt hier ganz beachtlich, Kaiser Marshall dreht richtig auf.
Mit Margaret Johnson und Williams‘ Blue Five nahm Armstrong am 25. November zwei Stücke auf, „Papa, Mama’s All Alone Blues“ und „Changeable Daddy of Mine“. Wieder sind Aaron Thompson (tb) und Buddy Christian (bjo) dabei, Williams selbst spielt Piano, die Band ist eigentlich nur eine „Blue Four“.
Auf „Changeable Daddy“, das auch in „Portrait of the Artists as a Young Man“ zu finden ist, gibt es eine faszinierende Entdeckung zu machen:
… Louis, in commanding charge of the accompaniment from the first note, not only leads a startling double-time feel in the Charleston-beat riffs behind Johnson’s re-entry, he then rips off a cascading break that also serves to restore the original tempo. That break, commented on as early as in the 1942 Jazz Record Book, was not identified as what it really is until musicologist Lewis Porter annotated a Smithsonian Collection anthology, Louis Armstrong and Sidney Bechet in New York, in 1981. The sharp-eared Porter spotted the break as the blueprint for perhaps the most famous of all Armstrong solo passages, the opening cadenza to „West End Blues,“ recorded in June 1928. Was Armstrong carrying this seemingly spontaneous invention in his head for almost four years, until the proper occasion for its reuse arose? Or did he work on it in the intervening time, making use of it in the hundreds, maybe thousands, of solos performed outside the studios? Suffice it to say that this discovery casts new light on the concept of „improvisation.“
~ Dan Morgenstern, Music Commentary, „Louis Armstrong: Portrait of the Artist as a Young Man, 1923-1934“, Columbia/Legacy & Smithsonian Institution Press, 1994, S. 10.
Mit dieser Session endet Vol. 1 von Frémeaux‘ „Intégrale Louis Armstrong“, die kommenden Sessions finden sich auf „L’Intégrale Louis Armstrong Vol. 2: „Sugar Foot Stomp – 1924-1925“
Am 24./25. November war Fletcher Henderson erneut im Studio. Es entstanden zwei Takes von „Everybody Loves My Baby“ – auf dem ersten ist Armstrong nicht nur als wichtigster Solist zu hören sondern am Ende erstmals überhaupt auch kurz als Vokalist zu hören. Dieser Take ist anscheinend zum ersten Mal überhaupt in der ursprünglichen Veröffentlichung von „A Study in Frustration“ zu hören gewesen (die Box erschien 1961 zum ersten Mal, als C4L 19). Nach einer instrumentalen Version (die Vocals wurden weder von Henderson noch vom Label goutiert) ist noch ein Take der neuen Version von „Naughty Man“ zu hören, die schon am Ende von Vol. 1 der „Intégrale“ zu hören war. Der Transfer dieses Takes scheint eine der letzten Arbeiten von John R.T. Davies gewesen zu sein.
Mit den obigen drei Stücken endet „1924 Vol. 3“ von den Chronological Jazz Classics.
Am 26. November folgte noch eine Session mit den Red Onion Jazz Babies, erneut mit Aaron Thompson (tb), Buster Bailey (cl), Lil Armstrong (p) und Buddy Christian (bjo). „Terrible Blues“ von Clarence Williams ist weniger toll als die vorangegangenen Red Onion und Blue Five Stücke, Bailey wirkt zu Beginn auf der Klarinette ziemlich schwach, Lils Piano ist recht träge und unbeweglich, aber Louis lässt sich nicht irritieren und setzt zu einem langen, tollen Solo an.
Der „Santa Claus Blues“ ist bewegter, aber Bailey klingt an der Klarinette zu leise, während das Piano erneut viel zu sehr im Vordergrund steht (übrigens einmal mehr kein Wunder: das ist eine Gennett-Session…)
Die letzte Fletcher Henderson-Session (für Paramount) des Jahres fand Anfang Dezember statt, Armstrong ist nur auf „Mandy, Make Up Your Mind“ zu hören, nicht auf dem anderen eingespielten Titel, „Prince of Wails“ – sie beide machen den Auftakt zu „1924-1925“ von den Chronological Classics.
Über drei Sessions wurden als nächstes mit Maggie Jones vier Titel für Columbia eingespielt. Begleitet wird sie in „Poor House Blues“, „Anybody Here Want to Try My Cabbage“, „Screamin‘ the Blues“ und „Good Time Flat Blues“ nur von Armstrong und Henderson. Jones singt ganz gut. Hendersons Begleitung ist karger als Lil Armstrongs Spiel, klarer artikuliert, ausgespart, sehr schön für eine solche Blues-Session. Armstrong hat viel Raum und entpuppt sich als einfühlsamer Begleiter. Wir hören von ihm einige kurze Solo-Passagen und (in „Try My Cabbage“) auch ein paar seltene growls. Dieses Stück und „Good Time Flat Blues“ sind auch auf „Portrait of the Artist“ vertreten.
Am selben Tag, an dem die dritte Session mit Maggie Jones stattfand, stand Armstrong auch mit Clarence Williams‘ Blue Five im Studio (wie üblich für Okeh). Dessen Frau Eva Taylor war erneut mit dabei, zudem Charlie Irvis (tb), Sidney Bechet (ss, sarrusophone), Williams selbst am Piano und Buddy Christian (bjo). Zuerst wurde eine weitere Version von „Mandy, Make Up Your Mind“ eingespielt, gefolgt von „I’m a Little Blackbird (Looking for a Bluebird)“. Bestimmt keine Sternstunde, aber bemerkenswert für Bechets Spiel auf dem Sarrusophone – in diesem Fall wohl sowas wie ein Subkontrabass-Saxophon (mehr zu diesem seltsamen Intrument hier). Das zweite Stück ist etwas besser, Bechet ist auf dem vertrauten Sopransax zu hören, aber Taylor weiss nicht mehr so zu überzeugen wie auf „Everybody Loves My Baby“.
Am 22. Dezember fand die nächste Session der Red Onion Jazz Babies statt, zuerst begleiteten sie Josephine Beatty (besser bekannt als Alberta Hunter) auf zwei Titeln: „Nobody Knows the Way I Feel Dis Mornin'“ und „Early Every Morn“. Die Band bestand aus Armstrong, Irvis, Bechet, Lil Armstrong und Christian.
Zum Abschluss der Session und zugleich auch als Abschluss dieses Jahres, folgte mit „Cake Walking Babies (From Home)“ ein noch einmal eine instrumentale Aufnahme eines tollen Stückes (dessen klassische Version entstand wenig später im Januar 1925, mehr dazu dann im nächsten Post). Damit endet dieses so geschäftige Jahr mit einem kleinen Highlight.
Armstrong hatte es in New York geschafft, hatte sich einen Platz in der unter schwarzen Musikern begehrtesten Band ergattert und war innert Kürze zu deren wichtigstem Solisten geworden, er war gefragt für die diversen Studio-Projekte um Clarence Williams, wie auch als Begleiter für diverse Sängerinnen – keine schlechte Zwischenbilanz für einen 24 Jahre alten, aus ärmsten Verhältnissen stammenden Jungen! Und das war erst der Anfang… im folgenden Jahr ging es ähnlich geschäftig weiter, bis Armstrong im Herbst Henderson Orchester verliess und seine bahnbrechenden Hot Five gründete. Aber dazu dann wohl im übernächsten Post.
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