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AmadeusDiesen Eindruck (Schrott) hatte ich damals auch, wobei ich die guten 10% erst gar nicht kennenlernte, geniale Alben wie „London Calling“ und „Horses“ mal ausgenommen. Punk war aus meiner Sicht in erster Linie Auflehnung, Aggression und Wut. Die Musik war nur eine Plattform. Politisch motivierte Gewalttaten/Terror-Anschläge eine andere. Ich konnte daran nichts gutheißen. Bei der Punk Liste bin ich total leidenschaftslos und wundere mich, wie wichtig diese hier genommen wird.
Für Leute wie dich, Amadeus, hätten Liste und Artikel hochgradig wertvoll sein können. Nicht nur, dass zwischen Horses und London Calling einige Jahre liegen, eben die des Punk, sondern auch um mit den Vorurteilen aufzuräumen , die in manchen Köpfen schwirren, vielleicht auch in einigen der Redaktion.
Punk und Gewalttaten/Terror? Ich bitte dich, wo hast du das denn her?
90% waren Mist, genauso ein Schmarren.
Am schlimmsten aber, dass sich hier nach wie vor die Meinung hält, dass Punk eine Musikrichtung sei, die bestimmte Merkmale aufweisen müsse.
Der Punk von vor 35 Jahren (man sprach ja auch schon Anfang der 70s von Punk und meinte die US-Garagenbands der 60s) war alles andere als eine mit musikalischen Kenngrößen definierbare Musikrichtung, sondern eine umfassende Popkultur auf der Basis von Musik (wohl die erste Popkultur dieser Art).
Genau deshalb gehören hier unbedingt Platten wie Horses und Marquee Moon hinein, ebenso wie die erste Dolls (zumindest) als Vorläufer-Platte. Meinetwegen sogar die ersten beiden Talking Heads. Und aus dem UK sicherlich auch so einiges mehr aus der Zeit. (Gibt es einen besseren und authentischeren Spot auf Punk als auf Roxy London?)
Ob hüben wie drüben, die Punkästhetik war eine, die sich kraftvoll absetzen wollte von der vorherrschenden Rockästhetik, von der Medienlandschaft (neue Layouts, Fanzines…), der Mode, den Vertriebswegen etc pp.
Nicht umsonst gibt es das dicke Buch von Greil Marcus: Lipstick Traces, in dem er eine gerade Linie zieht vom Dada bis zum Punk.
Aber ich wollte eigentlich nicht über die Inhalte der Liste diskutieren, vielmehr noch mal verdeutlichen, dass hier eine Chance ausgelassen wurde, wieder etwas Klarheit in eine sicherlich amorphe Szene zu bringen.
Noch kurz etwas zu dem Schwerpunkt Punk hier: Er kommt sicherlich auch zustande, weil Leute wie ich hier etwas erwarteten, was liebevoll, wenn auch strittig, die Kultur jener Zeit beleuchten würde (keine Abhandlung, keine Seminararbeit, aber Kenner- und Leidenschaft für Punk). Ich habe mir deshalb mal wieder den Stone gekauft. Dem war nicht so, ganz und gar nicht.
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