Re: Lady Gaga – Born This Way

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nail75

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Herr RossiAlles gesagt über „Born This Way“? Ein totaler Ausfall?

Auf keinen Fall. Dafür hat das Album zu viele

große Gaga-Momente, die entdeckt werden wollen

„I Get Around“? Ach komm, diese Beach Boys klingen doch immer gleich … So ungefähr lauteten die ersten Kommentare zu JUDAS. Natürlich ist das ein Gaga-Trademark-Song, der an „Poker Face“ und „Bad Romance“ anknüpft, aber mit wieviel Grandezza, Coolness und melodischer Brillanz! Auch nach 100 Spins bekomme ich nicht genug davon. ****1/2 – und bald sind es 5!

Tja, ich mag das Lied nicht besonders. Es repräsentiert für mich den Moment, wo mich Gaga mit allzu knalliger Penetranz nervt. Nun ist Gaga immer penetrant und knallig, aber das hier fühlt sich an wie eine Wiederholung von bereits gesagtem. Da nehme ich lieber die Hymne Born This Way.

„I met a girl in East LA, in floral shorts as sweet as May. She sang in eights in two-barrio chords, we fell in love, but not in court.“ Ein Traum von einem Intro. Aus dem man dann allerdings brutal geweckt wird. AMERICANO ist tatsächlich die Kirmes-Beschallung, die man Gaga so gerne attestiert. Vielleicht will uns die Herrin aber auch nur eine Prüfung auferlegen … **

Das Lied ist wirklich absoluter Rotz.

Wem das zu pathetisch war: SCHEISSE hat alles, was man sich von Gaga wünscht. Die Hooks, den Charme, das Herz und die Lässigkeit. Und nie zuvor hat jemand das Lieblingswort der Deutschen so elegant gesungen. ****1/2

Ein wirklich gutes Lied mit gewöhnungsbedürftigem Beginn, aber dafür einer klasse Melodie.

Zu wahrer Größe findet Gaga dann wieder auf ELECTRIC CHAPEL. Die Verschmelzung von Rock und Dancefloor gelingt hier ohne schalen Pathos. ****

Gefällt mir auch gut, die Überbenutzung von Autotune wird hier auf die Spitze getrieben, aber die gelungene Dramaturgie überwindet alle Widerstände.

Einen versöhnlichen Abschluss bietet THE EDGE OF GLORY, eine weitere Verneigung vor dem Boss, die schönste Melodie des Albums und die Rehabilitierung des Saxophons als pop-affinem Instrument ****1/2

Nie war Gaga dem Boss näher als hier – aber gleichzeitig erinnert mich das an 80er Hardrock, der ja auch im Album-Cover zitiert wird. Prima Lied.

Aus „Born This Way“ hätte ein konsistentes, überzeugendes Mini-Album wie „The Fame Monster“ werden können, wenn man sich auf Tracks wie Hooker, Bad Kids, Bloody Mary und Electric Chapel konzentriert und das Rockpathos im Zaum gehalten hätte.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto stärker glaube ich, dass es gar nicht ihr Ziel war, ein konsistentes Album zu machen. Stattdessen sollte das eine knallbunte Collage aus verschiedenen Stilen werden, die letztlich durch ihre Persönlichkeit zusammengehalten wird. Und so schwach manche Einzelstracks auch sein mögen, ihre künstlerische Vision ist stark genug, um dieses Konzept zu tragen.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.