Re: "Django Unchained" – der neue Tarantino

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motoerwolf

Registriert seit: 25.10.2006

Beiträge: 6,343

talking headNein.

Die Rückblenden auf Brutalitäten gegen Django und seine Frau finden in „Sepia“ statt.

Die Auspeitschung der Frau, die die Eier fallen gelassen hat, findet nicht statt.

Das zerreißen des Mandingo-Kämpfers durch die Hunde wird nicht gezeigt, sondern findet nur im Kopf des Zuschauers statt.

Wenn ich bedenke, welche realen (Alltags)Gewalten im heutigen Kino gezeigt werden, empfinde ich diese als harmlos und eben als überzogen dargestellt.

„Clockwork Orange“ war (real) brutal, das hier war dagegen für mich ein „Kindergeburtstag“.

Das halte ich für für fast komplett falsch. Grade durch das Zeigen fast aller vorstellbaren Grausamkeiten in Filmen ist ein großer Teil des Publikums gegenüber der graphischen Darstellung von Gewalt gradezu immunisiert. Ich habe Leute über Szenen lachen gesehen, die sensiblere Menschen zum Kotzen angeregt hätten, gerne auch mit dem Argument, als erfahrene Filmegucker hätten sie die Tricks sofort durchschaut. So weit stimmen wir ja noch überein, wenn ich deinen fünften Absatz richtig deute.

Aber: wenn Gewalt nur angedeutet ist, und der Zuschauer auf das Kino im Kopf angewiesen ist, um Bilder zu sehen, verstärkt dieser Kniff oft das Unbehagen beim Zuschauer. Hast du American History X gesehen? Die Szene mit dem „Randsteinbeißen“, das nur angedeutet wird, hat bei mir und spürbar im ganzen Kinosaal für enormes körperliches Unbehagen gesorgt. Und zumindest die Auspeitschung in Django ist in meinen Augen nicht weniger eindrücklich.

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame