Re: "Django Unchained" – der neue Tarantino

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nail75

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motörwolf1. Such mal Belege dafür, daß es „Mandingo“-Kämpfe gab. Und zwar wie im Film angedeutet einigermaßen regelmäßig und ganz offen.

Wie gesagt, das ist richtig.

2. Schon die Vorstellung, die Masse der Südstaatler, die Sklaven hielten, wären Plantagenbesitzer gewesen, ist falsch.

Das stimmt, aber das behauptet der Film ja auch nicht. Er stellt allerdings die Sklaverei im Wesentlichen auf den großen Plantagen dar, was aber meiner Ansicht nach legitim ist. Denn immerhin lebten 1/4 der Sklaven auf großen Plantagen (50 und mehr Sklaven) und 1/2 der Sklaven auf mittelgroßen (10-49 Sklaven) Siehe Kolchin, S. 101.

In den meisten Fällen hatte man eine sehr überschaubare Anzahl von Sklaven. Diese waren nämlich teuer, und daher wurden sie auch nicht verheizt.

Sehr teuer sogar, aber sie wurde natürlich verheizt. Nicht so wie auf den karibischen Zuckerplantagen, aber die Arbeitskraft wurde natürlich massiv ausgebeutet. Anders funktioniert das System nicht. Und natürlich wurden Sklaven auch umgebracht.

So gab es meist durchaus ein „freies“ Wochenende, die Verpflegung war der Zeit entsprechend einfach, aber ausreichend.

Naja, Wochenende=Sonntag, nicht Freitag Mittag um 2 ist Schluss. Galt natürlich nicht für Haussklaven, die es ansonsten leichter hatten.

Ein einfacher weißer Farmer ohne Sklaven in den Südstaaten ohne Sklaven hatte in dieser Hinsicht oftmals einen Lebensstandard, der dem eines Sklaven ungefähr entsprach.

Das kann man so stehen lassen. Aber natürlich war er kein Sklave.

Ehen unter Sklaven waren im Schnitt sehr langlebig, ein getrennter Verkauf von Eheleuten und / oder Kindern war nämlich auch nicht die Regel (kam aber freilich immer noch viel zu oft vor).

Die Sklavenhalter haben das gerne verschwiegen, aber das kam in der Realität sehr häufig vor, da die Sklavenhalter ihr Kapital in Land und Sklaven investierten und daher im Todesfall oder in Zeiten wirtschaftlicher Krise Sklaven verkauft werden mussten. Da spielte Familienzusammengehörigkeit keine Rolle, Kinder wurden ebenso von ihren Eltern getrennt wie Geschwister untereinander.

Absolut unmenschlich waren natürlich die Auspeitschungen, die tatsächlich wohl noch am häufigsten von den gezeigten Gräueln vorkam.

Und zwar sehr häufig. Manche sadistischen Quälereien mögen selten gewesen sein, aber es gab sie, wir haben ja die Berichte.

All das im Film gezeigte ist nicht per se unrealistisch, aber einen Eindruck vom Alltag der Sklaven gewinnt man nur ganz am Rande.

Am Rande naja…sicher, das ist kein pseudo-Dokumentarfilm, aber ich finde, man gewinnt schon einen Eindruck, abgesehen von den natürlich sehr wichtigen Feldsklaven, die kommen wirklich nur am Rande vor.

Nicht jeder Sklave lebte in einer permanenten physischen Hölle. Psychisch mag das schon wieder ganz anders ausgesehen haben. Die Belastung durch die Unfreiheit und das Wissen darum, als „Untermensch“ (sorry, der Begriff ist hier anachronistisch) zu gelten, mag ich mir nicht einmal vorstellen.

Anpassung durch Verstellung war die Taktik. Es gab sicherlich auch Sklaven, die ihre Herren ernsthaft geschätzt und geachtet hatten. Das Leben als irisches Küchenmädchen mag auch nicht gewaltfreier und leichter gewesen zu sein. Aber die Sklaverei hatte doch durch die vollkommene Entrechtung und die jederzeit mögliche Aufhebung jeder Sicherheit, aller Beziehungen und menschlicher Bande einen besonderen Horror.

Als die Sklaverei abgeschafft wurden, erkannten die weißen Herren, dass die meisten Sklaven absolut keine Loyalität oder Zuneigung zu ihnen empfanden und dass ihr paternalistisches Weltbild ein Trugbild war.

Mick67Nun, ich kann mich noch gut an die TV Serie „Roots“ erinnern, die als ziemlich realistisch galt.

Das stimmt, aber die habe ich nie gesehen. Aber Filme? Wenn jemand Beispiele hat, dann her damit!

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.