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Die Toleranzgrenze von Brutalität in Filmen hat sicherlich zugenommen.
Absolut. Heute geht mancher Film als FSK16 durch, der noch vor 20 Jahren auf dem Index gelandet wäre, wenn er nicht sofort beschlagnahmt worden wäre (z.B. das Dawn of the dead – Remake).
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Bei Tarantino nahm ich gestern jedoch eine verminderte Darstellung von Brutalität und eine Zunahme von persönlichen Dialogen und kleinen feinen Spitzen war.
Das sehe ich genau umgekehrt. Die Gewalt bei Tarantino ist nicht weniger geworden. Zwar gab es immer schon brutale Szenen in seinen Filmen, aber noch nie so gehäuft wie in Django, und vor allem niemals so wirkungsvoll. Klar, in Kill Bill spritzt mehr Blut, allein schon beim Auftritt der Crazy 88. Aber das ist comichafte Gewalt, und im Vergleich zur Auspeitsch-Szene in Django recht harmlos. Obwohl, oder grade weil letztere Szene die Gewalt weniger graphisch zeigt. Ähnlich wirkungsvoll war höchstens die Ohr-Szene aus Reservoir Dogs.
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Dass es am Ende ein großes Gemetzel im Showdown gab, war ja wohl nicht anders zu erwarten. Das gab es aber auch schon in „High Noon“ oder jedem anderen Western, nur damals eben mit anderen (nicht ganz so drastisch realistischen) Mitteln.
Das „Gemetzel“ war nicht nur zu erwarten, es war folgerichtig. Anders hätte man den Film kaum beenden können, ohne den Rest des Films ad absurdum zu führen.
Allerdings ist nichts realistisches an dem Shotout, das ist reine Comicgewalt. Selbst die Waffen sind zum Teil anachronistisch, wenn ich mich nicht verguckt habe. Das kann ich allerdings erst prüfen, wenn die DVD erscheint.
Apropos Realismus: Seit dem Django läuft, kann ich auf der Arbeit alle Nase lang erklären, daß die Darstellung der Sklaverei in diesem Film alles andere als realistisch ist, und daß der Alltag eines normalen Sklaven deutlich weniger schlimm war als bei Tarantino gezeigt (Zumindest zum Handlungszeitpunkt und am Handlungsort. In der Karibik muß das Los der Sklaven dagegen wohl deutlich härter gewesen sein).
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Ich empfinde es so, dass in seinen Filmen die Brutalität immer mehr hinter feinsinnigen Dialogen zurücktritt und eben das macht ihn für mich erwachsener und auch interessanter.
Tolle Dialoge und Gewalt waren schon immer tragende Elemente von Tarantinos Filmen. Erwachsener sind aber vielleicht die Themen geworden.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame