Re: "Django Unchained" – der neue Tarantino

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mep

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(Hier ist wohl eigentlich die rechte Stelle, für meine bescheidenen Ersteindrücke und nicht unbedingt nur der Letzte Film – Thread)

Nachdem die Kälte etwas nachgelassen, konnte sich heute endlich mal wieder in die plüschigen Kinosessel geflüchtet werden: Django Unchained.

Vorab und ganz und gar unabwendbar: Wie jeder Tarantino zuvor auch absolut sehenswert, vermutlich sogar der beste Film der vergangenen Saison und tatsächlich endlich mal wieder ein wirklicher echter Film. Nicht nur eines dieser postmodernen Schnittgewitter einer mediokren CGI – Phantasie, wie sie inzwischen fast unausweichlich geworden sind. Also ansehen und zwar auf einer möglichst großen Leinwand (wie großartig würde solch´ ein Film nur auf Zelluloid aussehen und nicht mittels dieser immer schwächer werdenden digitalen Projektionen)!

Leider stimmen dann aber auch die meisten, der hier und da bereits hin und wieder aufgetauchten Einschätzungen. Zu lang, zu streckenweise langatmig, zu zerfahren. Tarantino neigt dazu, wirklich alles immer in einen einzigen Film packen zu wollen. Das führt dann mitunter dazu, dass seine Filme gleichzeitig zu lang und auch wieder zu kurz ausfallen. Und nicht wirklich wie eine Einheit wirken. Aus diesem Django hätte man gut und gerne eine ganze Trilogie machen können! So ist das erste Drittel herausragend spritzig, voller memorabler Wort- und Schussduelle, mit einem spektakulären Christopher Waltz (Oskarmaterialverdächtig!) *****. Das zweite Drittel nimmt dann vollkommen unerwartet das Tempo heraus und bringt den Film dann fast vollständig zum Stillstand. DiCaprio ist erstaunlich und die Härte und Unerbittlichkeit mit der Tarantino hier die Verbrechen an den schwarzen Sklaven darstellt beeindruckend ****. Es ist aber plötzlich auch ein ganz anderer Film geworden und Waltz Figur irgendwie fehl am Platze. Und das dritte Drittel bietet dann ein explosives Ende nach dem anderen, mit nahezu im Minutentakt wechselnden Schauplätzen und (western)-ikonischen Bildeinstellungen und Kadrierungen. Hier fehlt dann eben doch die Zeit, um allem noch die gebührende Aufmerksamkeit schenken zu können ***1/2. Könnte mir hier tatsächlich einen gelungenen BR Directors Cut vorstellen; vermutlich musste für die 2 1/2 Stunden dann doch so einiges dem Cutting Room Floor geopfert werden. Zudem liegt Django am Ende doch wieder näher an Inglourious Basterds, als man es den beiden Filmen wünschen würde.

Fazit: Der beste Film der letztjährigen Saison. Nicht Tarantinos bester Film… ****

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STANdground.