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Auf Spiegel-Online wurde die Platte heute auch besprochen und eingeordnet. Das Ergebnis ist wohl mit *** gleichzusetzen.
Neil Young & The International Harvesters – „A Treasure“
Alle Welt blickt zurück in die achtziger Jahre, auf der Suche nach recyclefähigem Material: Die Anti-Atomkraftbewegung, das Kino und die Popmusik schon länger, als uns lieb sein kann. Und nun auch noch Neil Young, der mit „A Treasure“ einen vermeintlichen „Schatz“ an Live-Aufnahmen hebt, die zwischen 1984 und 1985 entstanden sind und zum Teil nie veröffentlicht wurden. Nun muss man fairerweise sagen, dass der Retro-Trip in die Achtziger sich für den Kanadier nicht unbedingt aufdrängt, denn diese Dekade im Schaffen Youngs wird von Fans liebevoll das experimentelle, von weniger Wohlmeinenden gerne auch das vergurkte Jahrzehnt genannt: Auf „Trans“ verstörte er mit Techno-Pop und exzessivem Synthesizer-Einsatz, auf „Everybody’s Rockin'“ zelebrierte er ziemlich nervenzerrend den guten alten Rockabilly – und mit „Old Ways“, von Youngs damaliger Plattenfirma Geffen lange blockiert und 1985 endlich veröffentlicht, widmete er sich dem traditionellen Country. Mit „Landing On Water“ und „Life“ erschienen dann noch zwei Alben, die zu den erfolglosesten des Folkrock-Superstars der Sechziger und Siebziger gehören. 1988 wechselte Young dann wieder zu seinem früheren Label Reprise und fasste mit dem zynischen Jazz-Album „This Note’s For You“ langsam wieder Fuß. Doch zurück in die Mitte der Achtziger: Hintergrund für Youngs beherzten Country-Trip, den man bei Geffen entnervt als zu unkommerziell zurückwies, war Youngs Engagement für die darbenden Farmerfamilien mit den Benefiz-Open-Airs „Farm Aid“. Mit den International Harvesters scharte er eine Reihe erlesener Country-Cracks um sich, darunter den Pedal-Steel-Gitarristen Ben Keith, den Pianisten Spooner Oldham und den Fiddler Rufus Thibodeaux. Gleich der erste Song, „Amber Jean“, ist Youngs damals gerade geborener Tochter gewidmet; „Get Back To The Country“ war zu jener Zeit Youngs musikalische Signatur. Vergurkt ist das alles nicht, im Gegenteil: Neil Youngs beeindruckendes Talent als Songwriter funkelt selbstredend auch im Country-Zusammenhang, letztlich ja ein Musikgenre, das ihn mindestens genauso stark beeinflusst hat wie der frühe Rock’n’Roll und der traditionelle Folk. Deutlich angegilbt (im Young-Zusammenhang müsste man eigentlich sagen: angerostet) ist diese beschauliche, nun nachhörbare Episode aus den Achtzigern natürlich dennoch. Eignet sich also nur für Komplettisten und Youngologen. Und für diese Fanatiker erscheint der Archiv-„Schatz“ denn auch zusätzlich in einer opulent ausgestatteten Vinyl-Edition. (6) Andreas Borcholte
Quelle. http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,768362,00.html
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I'm pretty good with the past. It's the present I can't understand.