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Über das wichtigste Instrument der Musik – die Stimme – gibt es eigentlich nur zwei Meinungen: gefällt mir oder gefällt mir nicht. Bei Justin Vernon war für mich schnell klar, dass ich seine Stimme nicht mag. Umso gewichtiger galt das für mich als jemand, dessen Lieblingskünstler (Young, Oldham, E. Smith) gerne mal ins Falsett hochrutschen und mir gerade das so manche Gänsehaut beschert. „For Emma“ habe ich seinerzeit trotz der Hochjubelei mancher Printmedien und Indie Blogs übergangen. „Bon Iver, Bon Iver“ machte mich auch nur deswegen neugierig, weil (wie sollte es anders sein) eine stilsichere Freundin mir vorschwärmte, wie toll Bon Iver doch seien. Joachims Hentschels Kritik gab mir im Vorab schon mal Recht, dass ich soviel wohl nicht verpassen würde, wenngleich mich der unfehlbare Mark Richardson doch noch umstimmen sollte.
Perth beginnt schon mal hoffnungsvoll, elektrischer als der Klischee-Folk der Vorgänger Platte. Vernons Stimme bzw. sein omnipräsentes Falsett ist schon sehr einnehmend, auch wenn es seine Zeit braucht, sich daran zu gewöhnen. Dass er auf Englisch singt und dass seine Texte keinerlei erkennbaren Sinn ergeben, braucht ebenso seine Zeit. Mit Minnesota, wi gibt es dann doch einen Song, wo Vernon seinen angenehmen Bariton gebraucht, wichtiger ist aber die melancholische Umsetzung des Songs mit Banjo, Bläsern und Mellotron und das man im Refrain (immer wieder: never gonna break, never gonna break) zumindest ahnen kann, dass es um das Ende einer Liebesbeziehung geht. Denn eigentlich, und da hat Joachim Recht, sagt Vernon uns nämlich fast gar nichts mit „Bon Iver, Bon Iver“ und ganz sicher nichts, was nicht schon tausendmal gesagt wurde.
Was das Album dann doch wieder über jedes x-beliebige Singer/Songwriter Album hebt, ist seine tief romantische Idee hinter der immer wieder besungenen (un-)glücklichen Liebe. Die Idee sich an Orte und Gegenden zu wünschen, zu denen man reisen kann, wo man sich verstanden fühlt oder wo die eine Liebe wartet. Fast jedes Lied trägt einen realen oder ausgedachten Ort im Titel, mit denen der Songs nichts weiter zu tun hat, außer der reinen Imagination, wie es sich dort wohl leben und lieben könnte und das ist es, gepaart mit den abwechslungsreichen Melodien, was „Bon Iver, Bon Iver“ zu einem guten, vielleicht sogar sehr guten Album macht. So reisen wir im nostalgisch traurigen Michicant zurück als wir noch „ab boy“ im „tender age“ waren, die Vergangenheit ist per se ja immer schöner. Nur so können wir sogar Gefallen an dem kitschigen Beth/Rest finden, dem Ort der Jugend, wo man Phil Collins’ böse Ohrwürmer mochte. Und wenn selbst das nicht mehr ausreicht, gibt es noch Tracks wie Calgary mit einer so einfachen und bezaubernden Melodie, dass man sich glatt wünscht, nach Kanada zu fliegen. 1-0 Mark Richardson.
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and now we rise and we are everywhere