Startseite › Foren › Das Radio-Forum › StoneFM › 29.03.2011 "Von der Endeckung der Langsamkeit" & "MMM 37" › Re: 29.03.2011 "Von der Endeckung der Langsamkeit" & "MMM 37"
Von der Entdeckung der Langsamkeit
Nein, das heißt nicht Balladenabend mit Rosemary’s Baby. Ich nemme euch mit auf eine kurze Reise durch die Klangwelten des Doom und Drone, und einigem Artverwandtem. Wenn Ihr euch nun fragt was euch erwarte, vielleicht hilf diese Begriffsdefinition:
[indent]„Was ist Drone?
Eine Frage, die uns das Lexikon lapidar mit „Gesumme“beantwortet. Auch nicht ganz falsch. Ob schichtweise übereinander gelegte Gitarrenspuren, Rückkopplungen, Bandechos, Halleffekte: Hauptkriterium ist meist die permanente Wiederholung und Manipulation eines einzigen Tones. Schreiben wir es im Lexikon mit dem Bleistift daneben: klangliche Flächen, vorzugsweise mit minimalistischen Klangverschiebungen unterpflügt, als Schnittstelle zum Unterbewussten. Drones brauchen Zeit und Konzentration. Die Fähigkeit, in der scheinbaren Abwesenheit von Variation, die Spannung zu entdecken. Natürlich auch die Bereitschaft, dieses als Musik anzuerkennen. Wie breit gefasst dieser Begriff wirklich ist, stellt man fest, wenn man die Ursprünge erforscht. Nicht erst, seit Töne aufgezeichnet, verzerrt, gefiltert, geloopt oder sonst wie bearbeitet werden, ist dem Menschen die grundsätzliche Wirkung der Drone bekannt. Selbst traditionelle Instrumente wie die Drehleier oder ganz besonders der Dudelsack bauen in ihren bisweilen enervierend begrenzten Variationsmöglichkeiten und den daher repetitiven Klangstrukturen auf dieser Wirkung auf. Experimentelle Musik hat sich von jeher mit diesen Phänomenen auseinandergesetzt, aber auch ohne den theoretischen Überbau funktioniert das Prinzip ganz einfach: die Freude am Klang und das Wesen eines Rituals, dessen Inhalt unklar ist, das aber so tief im Unterbewusstsein zementiert ist, dass es auch nicht aus dem kollektiven Bewusstsein verschwindet. Ob nun also , salopp formuliert, der Höhlenmensch auf seinem ausgehöhlten Knochen bläst, der Avantgardist tonnenweise Tapeloops übereinander schichtet oder der Rocker seine Gitarre eine halbe Stunde an den aufgedrehten Verstärker lehnt, um herauszufinden, wie das klingt – es läuft alles auf die gleiche Suche heraus. Die nach einer Tonleiter, die sich dem Zwölftonsystem nicht unterordnet und gleichzeitig aus einem oder hunderten von Tönen besteht. Und damit eine eigene Zeitrechnung bestimmt.“ Jan Bauckhorn, „Kultiviertes Dröhnen“; Visions Nr. 153, Dezember 2005.
Als immer getreu der Prämisse: Maximale Lautstärke gewährt maximale Ergebnisse – viel Vergnügen.
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... und in den Taschen nur Messer und Fussel