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Mit 450 Leuten in einem Kinosaal zu sitzen und bei geschlossenem Vorhang und gedimmtem Licht eine Drei Fragezeichen-Folge zu lauschen ist zugegebenermaßen schon eine etwas nerdige Erfahrung. Spaß macht es trotzdem, schließlich lauscht man Angesicht zu Angesicht mit der deutschen Hörspiel-Koryphäe höchst selbst: Oliver Rohrbeck, der mit seiner Lauscher Lounge Gastgeber dieser Record Release Party im Marburger Cineplex ist. Bundesweit und sogar aus Zürich sind Fans angereist. Zum Auftakt plaudert Rohrbeck aus dem Nähkästchen von den Aufnahmen in Hamburg mit einem etwas verpeitlen Martin Semmelrogge, der in der heutigen Folge „Zwillinge der Finsternis“ einen der Bösewichte mimen wird. Dann fährt Rohrbeck die Folge ab, verbietet allen Anwesenden das Einschlafen und nimmt selbst auf der spärlich beleuchteten Bühne Platz.
Die Folge lässt sich gut an, mündet dann aber – wie zuletzt so oft- in ein ziemlich hanebüchenes Laber-Finale, in dem die bösen Buben selbst ihre Machenschaften erklären. Doch statt sich zuhause einsam darüber zu ärgern nimmt man’s im Kollektiv mit Humor und auch Rohrbeck schlägt sich ab und an belustigt die CD-Hülle an den kahlen Schädel.
Nach dem Ende der Folge beginnt der aktivere Teil des Abends. Rohrbeck holt aus dem Publikum acht Freiwillige (bedingung: lesefest) für das Mitmachhörspiel „Die Drei Fragezeichen und die geheimen Steine“ auf die Bühne, das bei jeder Record Release Party stückweise fortgesetzt und anschließend kostenlos zum Download angeboten wird. Nach 10-minütiger Einarbeitungszeit für Sprecher und Geräuschemacher liefern fast alle Hobby-Mimen eine beachtlich solide Leistung, von der sich Martin Semmelrogge locker eine Scheibe hätte abschneiden können. Wer die Fanhörspielreihe, in der Justus und Kelly auf der Suche nach den verschwundenen Kollegen sind, bisher verfolgt hat ist zwar klar im Vorteil, lustig ist es aber auch so. Als alle Szenen im Kasten sind mischt Rohrbeck direkt vorgefertigte Geräuschkulissen dazu und schildert dabei die Aufnahmepraxis mit Heikedine Körting bevor er das fertige Ergebnis abspielt. Als Belohnung winkt den Protagonisten eine CD oder MC der neuen Folge. Weitere zehn Exemplare werden an das Publikum verlost und von Rohrbeck verteilt.
Für Geduldige gibt es zum Abschluss im Foyer noch eine Meet & Greet-Autogrammstunde mit Rohrbeck. Eine rührende Szene ergibt sich, als eine junge, blinde Frau völlig aufgelöst zu Rohrbeck geführt wird, den sie nur stammelnd mit „Justus, Justus, Justus“ anspricht. Sie traf dort wohl die leibhaftig Projektion ihres Hörspielhelden, ohne je den Darsteller dahinter gesehen zu haben, der optisch so gar nichts mit seiner Figur gemein hat. Eine kleine, bescheidene und sympathische Veranstaltung, für die man nicht unbedingt extra aus Zürich anreisen muss, die man aber mitnehmen sollte, wenn sich die Gelegenheit in der Nähe ergibt.
Foto 1: Mitmachhörspiel aus meiner Perspektive
Foto 2: Rohrbeck während „Zwillinge der Finsternis (Quelle: Lauscher Lounge)
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