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Habe ich je etwas anderes behauptet als das meine Meinung zum Album eine subjektive, persönliche ist? Ob das ein „Soul-Album“ ist und Adele eine „Soul-Sängerin“, darüber ließe sich trefflich streiten. Für mich ist das Pop mit Soul-Einflüssen, kann man gut neben George Michael und Whitney Houston stellen, was ja nichts schlechtes ist in meiner Welt.
Gegen Soul-Einflüsse im Pop habe ich auch nichts, aber ich reagiere schnell allergisch, wenn mir eine Musik eine „Realness“ suggeriert, die ich da nicht finden kann.
„Texte, die man selbst teils voller Inbrunst jemandem ins Gesicht schmettern kann.“ Nichts gegen zu sagen, und so wenig ich „Rolling In The Deep“ abgewinnen kann, hat sie hier noch einiges aggressives Potential, da spürt man noch das aufgeklappte Messer in der Jackentasche, aber danach zergeht für mein Empfinden alles in Selbstmitleid und Gejammer. Andere (Soul-)Sänger haben auch schon ganze Alben um eine gescheiterte Beziehung vorgelegt? Klar. Aber man kann die altbekannten Geschichten ganz unterschiedlich erzählen, singen, inszenieren und das kann ganz großartig sein oder langweilig. Hier sage ich: Langweilig. Wer’s anders hört, meinetwegen.
Was kann einem denn an einem Album faszinieren: Die Stimme? Mich erreicht sie hier nicht. Die Songs? Kaum etwas, das mich mitreißt oder mir im Ohr bleibt, keine Formulierungen, die irgendwo aus bekanntem Einerlei herausragen. Die Produktion? Sauberes Handwerk, aber nichts, was mir einen zusätzlichen Kick geben könnte, dieses Album ist eben nur um die Sängerin und ihre Songs gebaut, was ja okay ist, aber irgendeine Form von musikalischer Erkennbarkeit und eigenem Sound vermisse ich hier. Was genau ist der Sound von Adele, wenn man sich ihre Stimme wegdenkt? Da fällt mir nicht viel zu ein.
Ein ganz anderer Punkt ist für mich die allgemeine Rezeption bzw. Wahrnehmung des Albums. Was mich fasziniert bzw. irritiert ist die völlig ungewohnte Einmütigkeit zwischen Kritik und Publikum, auch zwischen Hörern, die sich sonst kaum einig sind, das Tim Bendzko-Mädchen und der Wilco-Hörer finden hier auf einmal zueinander. Das Album, auf das sich alle einigen können. Und dieser Einmütigkeit entspricht die von mir so empfundene völlige Reibungslosigkeit dieser Musik. Das ist offensichtlich der kleinste gemeinsame Nenner. Wenn es je Musik gab, die niemandem oder kaum jemanden „weh tat“, wie man gerne so leichthin sagt, dann diese. Bei Gaga beispielsweise sorgen ja allein schon die Beats dafür, sofort Freund und Feind zu trennen.
Und was mich weiter fasziniert, ist die Art und Weise, wie dieses Album hier im Forum behandelt wurde. Irgendwie finden es auch fast alle gut, aber es erzeugt offensichtlich keine Leidenschaft. Vier Wochen nach Erscheinen wird ein Thread eröffnet, es gibt drei Kommentare, alle klicken ihre Sterne an, hier und dort taucht das Album mal auf, das war’s. Aber man muss wirklich penetrant werden, um irgendeine Art von Reaktion derer zu provozieren, die dieses Album gut finden.
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