Re: ??? Die Drei Fragezeichen ???

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bullitt

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CleetusWas ist jetzt hier los? Ich will eine Kritik lesen bevor ich morgen zuschlage! Noch keiner gehört?

Doch, doch. Hab mir in anderen Foren schon die Finger wund geschrieben. Wusste ja nicht, dass es hier jemanden interessiert ;-)

Ich kopiere einfach mal einen Text von mir hier rein (habe die Folge selbst allerdings auch erst zwei Mal gehört, von daher ein eher spontaner Eindruck):

Der Jubiläumsband „Feuermond“ von André Marx entwickelte sich in Fankreisen seit seiner Erscheinung im Jahr 2005 schnell zu einem modernen Klassiker der Serie und zu einer der beliebtesten Episode überhaupt. In ihrem 125. Fall kommt es zu einem Wiedersehen zwischen den ??? und ihrem alten Rivalen, dem Kunstdieb Victor Hugenay.

Geschickt wurden die Möglichkeiten der breiter angelegten Geschichte genutzt, um alte Serien-Elemente und Gimmicks mit modernen Komponenten der Serie zu kombinieren und den Figuren darüber hinaus auch noch eine stärkere Kontur und eine bisher nicht gekannte Tiefe zu verleihen. Entsprechend groß waren die Erwartungen für die lange ersehnte Hörspieladaption.

Die überrascht zunächst mit einer neuen Titelmusik. Mit fröhlichem 80er Jahre Retrosound versucht man sich bei EUROPA wohl an früheren Zeiten zu orientieren, die von der inzwischen legendäre Musik von Carsten Bohn dominiert wurde. Man fühlt sich zwar zunächst an bekannte Sitcoms dieser Zeit erinnert, dennoch ist die Erneuerung des Themes letztlich ein gelungener und überfälliger Entwicklungsschritt. Auch der restliche Soundtrack der Serie wurde generalüberholt. Altbackene Zwischenmelodien wurden durch klassische und teilweise jazzige Kompositionen ersetzt.

Der erste Teil „Das Rätsel der Meister“ beginnt zunächst verhalten. Ermittlungs- und Recherchearbeiten der drei Detektive werden, wie andere Handlungsstränge, stark zusammengestaucht und damit verschwinden einige Schauplätze und Nebenfiguren ganz, andere werden erst später eingeführt. Ihre Erlebnisse werden in langen Gesprächen untereinander erörtert und nacherzählt und verursachen ein etwas spröde Atmosphäre, die bei häufigeren Hördurchgängen sicher auch in Langeweile umschlagen können. Bisweilen könnte man meinen Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich säßen alleine im Studio bis ihre Gegenspieler Viktor Hugenay und Brittany endlich in Erscheinung treten, die glücklicher Weise wieder von den bereits aus dem Vorgänger „Das Erbe des Meisterdiebs“ bekannten Sprechern Dorette Hugo und Albert Giro verkörpert werden. So kommt es erst nach über 50 Minuten zu einer Interaktion der ??? mit weiteren Figuren. Zuvor sind nur Sprecher aus dem Off zu hören, wie eine TV-Moderatorin und die Stimme des verstorbenen Malers Jaccard.

Erst mit Teil 2 „Der Pfad der Täuschung“ endet die eher nüchterne Inszenierung und eine Vielzahl von Figuren mit einem frei aufspielenden Sprecher-Ensemble hauchen „Feuermond“ endlich Leben ein. Mit einer wahnwitzigen Umfunktionierung ihrer Zentrale verschaffen sich Die Der ??? einen entschiedenen Vorteil auf der Jagd nach dem verschollenen Gemälde Feuermond.

Trotz einiger Änderungen und obligatorischen Kürzungen, ohne die auch diese Folge nicht auskommt, funktioniert das Hörspiel besser als alle bisherigen Umsetzungen seit Beendigung des Rechtstreits. Beim Finale „Die Nacht der Schatten“, kommt es schließlich zum Showdown zwischen Justus und Hugenay. Das im Buch beschrieben Psycho-Duell zwischen den beiden, bei dem sich Hugenay zwischen Feuermond und Justus‘ Leben entscheiden muss, wurde allerdings unverständlicherweise vom Skriptautor André Minninger unter den Tisch fallen lassen. Logikfehler diesbezüglich fallen aber erst bei genauerem Hören auf.

Jede CD (nicht auf MC oder Vinyl!) verfügt über einen Hidden-Track am Ende, der je eine entfallene Szene enthält, die man sich dann ggf. nachträglich noch am PC zusammenbasteln kann. Nebenfiguren wie Rubbish-George, Mr Baker und Tante Mathilda tauchen nur hier auf. Für Buchleser sicherlich ein Vorteil, da man ohnehin schon auf viele spannende Abschnitte des Buches verzichten muss. Einige spektakuläre Verfolgungsjagden und Unfälle, sowie ein tollkühner Gleitschirmflug von Peter konnte nicht umgesetzt werden. Dadurch fielen auch die Telefonlawine und einige komplexere Verzweigungen der Geschichte Minningers Schere zum Opfer. Die Bonusszenen federn die Kürzunge zwar etwas ab, auf die Lektüre von „Feuermond“ sollte ergänzend zum Hörspiel aber dennoch nicht verzichtet werden!

Alles in Allem ist „Feuermond“ aber endlich wieder eine eher gelungene Umsetzung einer starken Buchvorlage, die schwach anfängt, sich aber im Verlauf steigern kann, ohne letztendlich das volle Potential der Geschichte ausschöpfen zu können. Während Dirk Bach bei seinem Gastauftritt den Millionär Knox überraschend überzeugend verkörpern kann, wirkt der Formel 1-Star Nick Heidfeld unglaubwürdig und störend. Negativ fällt die schlechte Abmischung der CD auf. Starke Schwankungen in der Lautstärke trüben an einigen Stellen das Hörvergnügen gewaltig.

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