Re: blindfold test #2 – vorgarten

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redbeansandrice

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wo ich meine Antworten schon beisammen hatte, vorgarten mir das ok gab, und ich nicht erwarte irgendwas geraten zu haben… ich hab mich natürlich nicht bemüht, höflich zu sein – aber das Hören hat großen Spass gemacht, und wieder erwarten war kein Track dabei, mit dem ich so gar nichts anfangen konnte… (naja, vielleicht zwei) und eine ganze Menge, bei der ich wohl weiterhören werd, wenn ich weiß, was es ist… also nochmal der Aufruf zum Mitmachen, an alle, die neuen Jazz kennenlernen wollen ! :-) :lol:

1) weiß jetzt gar nicht so recht, woran ich das festmache – aber das hier ist nicht so mein Ding… ein bißchen unruhig, ein bißchen karg, der Bass zu aufdringlich… ungefähr (sicher nicht ganz) die Kälte, die man auch bei Steve Coleman bemängeln kann… wobei ich dem ersten Tenoristen noch attestieren würd, dass sein Ton nicht das Problem ist, der ist ein bißchen wärmer als man das oft in so einem Kontext hört… aber letztlich stellen beide die komplexen Bausteinchen aus dem gleichen Bastelkasten übereinander… bei den Fours am Ende liegt es dann in der Natur der Sache, dass man sich nicht ganz so langweilen kann… trotzdem, ich bin dagegen, mit den großen Tenor-Battles von einst hat das wenig zu tun…

2) viel mehr auf Klang gespielt, will gar nicht beschwören (vermute aber stark), dass das andere Musiker sind; mit sowas macht man sich hier sehr viel eher beliebt, bei dem Tempo kann selbst ich nachvollziehen, wie der Saxophonist Sachen mit dem Rhythmus anstellt, und der Bassist ist sehr aktiv, klingt dabei aber super (vielleicht ist er auch einfach anders aufgenommen…); der Saxophonist ist vom Ton her vielleicht nicht grad spektakulär, aber der Ton ist sehr schön, und er verwendet die ganze Range des Instruments, und sorgt so für Abwechslung… wenn es noch drei Prozent besser wär, würd ich das vielleicht auch privat hören… ach, eigentlich auch so schon…

3) das ist jetzt zum Beispiel ziemlich großartig… Solotrompete, für Jacques Coursil oder Bill Dixon vielleicht nicht ganz verhangen genug (ohne die beiden gleich ausschließen zu wollen), da rat ich mal Leo Smith… ne das ist ein tolles Stück, wie er es schafft mit diesen fließenden Linien Flächen zu erzeugen (oder so) und dabei doch energisch zu bleiben; ohne das wirklich beurteilen zu können, klingt das auch technisch sehr gekonnt…

4) das ist so gut, dass es fast Fred Anderson sein könnt… ist es eher nicht, dafür ist es nicht großspurig genug… aber schön, diese Art von Musik (Tenor/Bass/Drums) hält man (also, ich) nur aus, wenn sich alle Mühe geben, dass es nicht stehenbleibt, keiner versucht sich irgendwo auszuruhen, zu hypnotisieren oder übermäßig clever zu wirken – wenn das so gut gelingt wie hier, darf es auch mal 12 Minuten dauern… kann gar nicht sagen, dass ich den Tenoristen jetzt als so eine herausragende Stimme wahrgenommen hätte – aber das durfte wohl auch nicht, dann wär es zerfasert, der Bass ist – blöd gesagt – immer direkt hinter ihm gewesen, dadurch konnt der nicht langweilen und es war alles schön lebendig…

5) das klingt jetzt seltsam vertraut, zumindest das Stück, wenn auch eventuell nicht diese Version scheine ich zu kennen… alles schön matt wie vorhin gefordert, vielleicht eine kleine Spur zu langweilig – und mit Klavier würd das alles direkt viel eindrücklicher klingen – im Rahmen des möglichen aber sehr schön, wenn auch vielleicht ein bißchen lang…

6) endlich Klavier, vor dem Hintergrund hört man auch so eine (dezent gespielte) Posaune gern… nun gut, aber die meiste Zeit steht diese Sängerin im Vordergrund, und die ist nicht total schlecht, aber sie nervt irgendwie… wenn ich raten müsst, würd ich fast Dinah Washington sagen… aber Sinn macht das nicht so recht, zumal mit der kargen Begleitgruppe… ohne es ausprobieren zu wollen, denk ich, das ist schon eine Sängerin, die ich mir gelegentlich anhören könnte, nicht so maniriert wie viele im Jazz, aber doch ein bißchen zu sehr, zumal sie nicht besonders interessant ist… rein vom Klang her find ich sie aber doch vergleichsweise gut…

7) Arrangements, die was hermachen, nur wenn dabei gesungen wird? tsts… der groove ist ein bißchen nach Schema (die Pharoah Sanders Impulse Alben…), aber die Sängerin gefällt mir im Rahmen von Jazzgesang doch ziemlich gut, die Flöte auch, die wohl am meisten…; ok, und dann wird es plötzlich ein Walzer, was ein kleines bißchen albern ist… aber gut, soll mir recht sein, wenn ich das Stück irgendwo beim Einkaufen hören würd, wär ich sehr angetan… [ok, irgendeine Art von Walzer ist es von Anfang an – aber dieser Moment wo die Musik einem „Hallo ich bin ein Walzer“ ins Gesicht schreit, ist trotzdem klar auszumachen…]

8) gut, das ist jetzt mehr so auf Frequenzen gespielt, ich rate mal Bill Dixon… gefällt mir ganz ausgezeichnet, gestrichener Bass ist immer ein großes Plus, ein ganzes Album hiervon zu hören, klar das ist nicht leicht – obwohl die Musik einem absolut nicht wehtut… aber für drei Minuten ist das hier genau richtig…

9) Ist das ein ganz normaler Bass? wirkt alles relativ komponiert, verschachtelte Linien klar, aber der Altsaxophonist gefällt mir trotzdem überaschend gut, geringfügig brennenderer Ton, als bei vielen modernen Saxophonartisten (vielleicht ist er auch nicht soo modern…?), und so komplex das eine oder andere ist, was er spielt, er strahlt dabei nicht diese Sicherheit und Überlegenheit aus, die mir so oft auf die Nerven geht… vielleicht würd ich jetzt echt soweit gehen, das hier als gelungensten Track bis hier zu bezeichnen… ja, warum nicht… was das ist, keine Ahnung… Thomas Chapin stell ich mir zum Beispiel so vor (ohne ihn je richtig gehört zu haben)… diese gestimmten Trommeln sind auch ein interessanter Effekt, wer die hat, darf auch mal ein Schlagzeugsolo spielen… was denen hier wirklich gelingt, ist eine Band die trotz der sparsamen Besetzung interessant genug klingt…

10) Da wünscht man sich die ganze Zeit ein Klavier, und dann kommt sowas … bin ja echt ignorant genug, dass ich nicht mal hören kann, ob es sich hier um ein Duett von zwei Pianisten handelt, oder einen einzelnen… und auch hier gilt – in einem Laden für Sportbekleidung wär ich sehr angetan, sowas schönes zu hören, ansonsten plätschert mir das alles zu sehr, ist nicht völlig ohne Charme, aber ein bißchen ohne Ziel schon… und die ultimative Schönheit, die fehlt auch…

11) tut nicht weh, zieht aber doch ziemlich an mir vorbei… vielleicht kann man sagen, die Sorte Track, bei der ich Angst hatte, dein BFT würde voll davon sein (zumal nachdem ich 1) gehört hatte)… ich kann mal wieder den großen Bogen nicht hören, der Bassist klingt geringfügig besser als manche vergleichbaren Bassisten, aber ist mir alles zu viel Getrommel und Bass, gibt doch so viele andere schöne Frequenzen… und der Saxophonist… vom Sound her kann man dem nichts vorwerfen, auch der ist deutlich besser, als etwa die beiden Herren in Track 1)… sagen wir: Kann tatsächlich sein, dass das hier wachsen würde, wenn ich es mir sehr oft anhören würd/dass es live was für mich wär…)
(Aus Neugier: ist das Geräusch um 5:09 ein Artefakt oder intendiert?)

12) Theoretisch hab ich lange gedacht, Trompete/Bass/Schlagzeug sei genau meine Besetzung, viel mehr als das gleiche mit Saxophon oder Klavier statt Trompete… ist so nicht ganz richtig; glaub von den bisher gehörten Trompetern gefällt mir dieser hier mit am wenigsten, zu sehr aufs Signale geben fokussiert, mäandert zu sehr vor sich hin, spielt zu wenig auf Sound… das Rhythmusteam gefällt mir dafür vielleicht eine Spur besser als andere ähnlich unaufdringliche Rhythmusgruppen… kein Ausfall, aber ein bißchen langweilig dann doch…

13) wie die Faustregel sagt: Ein etwas bunteres Arrangement… dann wird auch gesungen… und zwar auf wenig ansprechende Art mit geringfügigen Unterbrechungen… ich bin nun ein großer Freund von E-Piano und dergleichen… aber das hier ist mir irgendwie doch zu slick – wobei mich eigentlich deutlich mehr stört, dass das Saxophon nicht so richtig integriert wirkt, fast als würd er einfach über einen vorhandenen Track eine Saxophonspur spielen (er kommt dem Sänger ja auch durchaus gelegentlich in die Quere) – vermutlich macht er das wirklich… ohne dem Saxophonisten alle guten Eigenschaften absprechen zu wollen, das hier ist Käse…

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