Re: Bill Callahan – Apocalypse

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irrlicht
Nihil

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„My apocalypse. D.C. 45O“

Ganz anders und doch typisch Callahan. Ich finde, wenn man den Vorgänger mit „Apocalypse“ vergleicht, fällt zunächst auf, dass die Musik wieder zurückkehrt, viele Jahre, tatsächlich besinnt sich so manches wieder auf die Zeit um „A river ain’t too much to love“. Alles ist spärlicher, reduzierter, der Fokus liegt auf den Worten, auf dem Klangbild, das sich um das Gesagte legt, nicht so sehr auf opulenten Arrangements. Mich erinnert hier vieles an Folk (tatsächlich scheint „Astral weeks“ zu den Referenzen gehört zu haben), aber auch an eher abseitige Klänge, die an die Geräuschkulisse an Bahnhöfen erinnert, u.a. „Baby’s breath“, aber auch das stoische „America!“ rufen immermal wieder Erinnerungen an „Dead man“ wach (composed by Neil Young). Das Album hat ein paar zentrale Themen, die Callahan immer wieder aufgreift, schon auf den Vorgängern, hier klingt es allerdings überblickender, beobachtender, abschließender.

„Was nun, wenn die Lösung im Nichts mehr Wollen liegt?“ höre ich da immer wieder, die Definition der Freiheit ist auf „Apocalypse“ vielleicht der eigentliche Dreh- und Angelpunkt. Schon der Viehhändler in „Drover“ spricht von seinem Steckenpferd, einer Herde, die man im Grunde als Verbildlichung jedweder Sucht samt Klammergriff lesen könnte („Don’t touch them, don’t try to hurt them/My cattle“). Es ist der harsche Humor, den Callahan an vielen Punkten aufbringt – am Ende hat sich der kämpfende Zeigefinger beruhigt, aus dem Viehhändler wird eine lange Straße, ein Teil von allem. Callahan lässt das Ego in sich zerfallen.

„Was, wenn Abschluss auch Neuanfang ist?“ – „Riding for the feeling“ ist wieder ein schöner, träumerischer Song, der dementgegen aber mit eitler Träumerei im Grunde humorvoll bricht. Nähe ist nicht gleich Nähe, Abhängigkeit nicht Beziehung, Verlangen nicht Liebe – man mag es vergessen haben. Nicht im Taumel dem Glück nacheilen (ist doch immer schneller), sondern mit Gefühl im Sattel gen Sonne, so rät der Erzähler. Sehr asketisch, diese Bedingungslosigkeit. Da bröckelt sie, Macht und Perfidie.

„Ohne all sie, Irrungen und Wirrungen, was würde ich sein?“ – „Universal applicant“ klingt ein wenig, als habe sich Callahan, allerdings auch schon bei den anderen Titeln, zielgerichtet am Existentialismus vergnügt. Schwerer Geschmack liegt da auf den Lippen, als man plötzlich bemerken muss, dass man der pflichtbewussteb Honigbiene gar nicht so unähnlich ist – träge, nur zum Fliegen bereit, mag die Wohnungssuche anstehen. Und ohnehin: Immer auf Kosten anderer, notfalls in der muffigen Büffelbrust! Sodann Boot zu Wasser gelassen, Fackel in Lavendel getaucht, sollte es doch nicht unmöglich sein, dieser ewigen Nutznieserei Einhalt zu gebieten. Aber o weh, die Fackel fällt und das Boot sinkt ab, mit allen Erscheinungsformen: Der Affe, der Revolutionäre, der Idiot, selbst das Stinktier – alle in einem Punkt gleich: Sind lebendig. Da schwindet sie dann dahin, die Strebsamkeit, gefählich nahe ist doch die Selbstlosigkeit an der Selbstauflösung.

„Ist es (dann) das, was Freiheit bedeutet? Oder was es heißt, zu den Freien zu gehören?“ singt es dann beruhigt kurz vor Schluss in „Free’s“; Flöten, Becken, Pfeifen, Klavierklimpern, ein genügsamer Angler, ruhige See. A suitable end?

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Hold on Magnolia to that great highway moon