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AmadeusHmmh. Falls dem wirklich so ist, muessten die fruehen Smog Platten schon sehr genial sein. Vielleicht sollte man sich diesem Werk unvorbelastet naehern. Faellt mir leicht und ich empfinde Freude daran, diese Scheibe zu hoeren.
Die ganz frühen Sachen kenne ich auch nicht, die sollen lo-fi sein und schwer anhörbar. Das älteste Album, das ich gehört habe, The Doctor came at Dawn von 1996, ist zwar anders (düsterer und monochrom), aber nicht besser als …Eagle oder Apocalypse. In mancher Hinsicht ist es sogar schlechter: Callahan setzt seine Stimme heute effektiver ein (was nicht nur eine Frage der Aufnahme ist, sondern auch der Abmischung) und er hat im Lauf der Jahre einiges dazugelernt, was Arrangements angeht und den Umgang mit Klangfarben. Es gibt aber einen Aspekt, auf den der Pitchfork-Rezensent hingewiesen hat: In den 90ern konnte man Smog als Teil eines spannenden Trends in der amerikanischen Indieszene wahrnehmen, während er heute einfach sein Ding macht und nur noch in seiner eigenen Strömung segelt.
Mike PowellWhen his first records as Smog started coming out, it would’ve been easy to situate Callahan in an axis of singer-songwriters who sounded both rooted in American folk traditions but also radically disjointed from them: Dave Berman (of Silver Jews), Cat Power, and Will Oldham (then playing as Palace). Berman has retired, Cat Power has slowed down, and Oldham, like Callahan, has become the kind of musician who only makes sense within the context of himself. Callahan has nothing to add to the general conversation about music in 2011 but is making the best albums of his career.
In der Kritik ist beiläufig von Callahans „beißendem Humor“ die Rede. Das ist ein Aspekt, den ich in Irrlichts Text etwas vermisse, der ansonsten das jüngere Schaffen Callahans gut charakterisiert hat. Seine Musik ist schon seit längerem frei von Depressivität und Selbstmitleid und sein Vortrag strahlt eine innere Ruhe aus. Wenn viel von seinen lyrics die Rede ist, so braucht das nicht zu wundern – sie sind oft ganz hervorragend: unprätentiös und frei von Phrasen, sehr konkret und transparent und doch geheimnisvoll, fast magisch – als blicke er anders auf die Welt als andere Menschen. Die Musik auf dem neuen Album spart aber auch nicht mit Reizen: sie ist erstaunlich groove-betont oder alternativ auch wunderbar entspannt, sie wirkt spontan, frei fließend und farbenreich – Nikos Astral Weeks-Assoziation hat da etwas getroffen, nicht nur wegen der Flöte. Großartige Platte (mindestens: * * * *).
In irgendeiner Kritik habe ich den Hinweis gelesen, dass „DC 450“, der Schlusspunkt des Albums, einfach die Katalognummer von Apocalypse ist: am Ende steht der Hinweis auf den Artefaktcharakter. „My Apocalypse“ bedeutet für Callahan eben etwas anderes als für die Charaktere in seinen Songs (der Viehtreiber des ersten Songs, der von seiner Herde zu Boden gerissen wird, hat sich am Ende in eine Straße verwandelt).
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To Hell with Poverty