Re: Bill Callahan – Apocalypse

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tolomoquinkolom

Registriert seit: 07.08.2008

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IrrlichtHmpf, also ein wenig beschreiben, warum denn das bei euch anders ist, hätte ja schon sein dürfen, Mensch! Nur Nein sagen, das geht doch nich. ;-)

Nein, ein Nein war das nicht, eher ein Aber.

Bill Callahan, der famose Bariton und Storyteller, ist ein scharfsinniger, komplexer Lyriker (sein Buch LETTERS TO EMMA BOWLCUT möchte ich hiermit empfehlen), der mit Wörtern, Bedeutungen und Klangähnlichkeiten spielt. Vermutlich ist diese Vorliebe bereits im Elternhaus angestoßen worden, denn Vater und Mutter waren Sprachanalysten für die NSA. Schade, dass in Interviews wirklich interessante Fragen nicht gestellt werden.

Zurück zur Wortakrobatik Callahans und ein paar Beispiele: Die vermeintlichen Freiheiten in einer chaotischen Welt stellt Callahan im Song FREE’S in Frage; alles kann sich auch in Lebenskälte, Unfreiheit und Starre verwandeln (freeze). Seine Zeile in RIDING FOR THE FEELING kann man auch als writing for the feeling hören; die Bedeutung wird dadurch eine ganz andere, sogar eine sehr persönliche. Und die Idylle des im Opener Losgerittenen endet in der Schlusszeile von ONE FINE MORNING im Wirklicher-als-die-Wirklichkeit-Computerprogramm “Dream Calc” (DC 4-5-0).

Für seinen sarkastischen Hieb AMERICA! hat Callahan bekannte Helden gewählt, die etwas mit Militär zu tun hatten: George Jones (U.S. Marines Corps), Johnny Cash (U.S. Air Force), Kris Kristofferson (U.S. Army), Mickey Newbury (U.S. Air Force), denn im Songtext geht es später auch um amerikanische Militärabenteuer (Afghanistan, Vietnam, Iran, Native American), die zwar zu veritablen Desastern führten, trotzdem aber Helden produzierte. Der Cowboy-Mythos sitzt tief. Um Kristofferson, Newbury, Jones oder Cash geht es in diesem Song aber gar nicht; sie tauchen lediglich als Synonyme auf. In Callahans noblem politischem Statement geht es nicht um das besungene grand gold golden America, sondern um das Hinterfragen dieser amerikanischen Mythen.

Die in den Vereinigten Staaten weitverbreitete unreflektierte Heldenverehrung mit militärischem Hintergrund macht Callahan ebenso zornig, wie das zusammengeleimte Weltbild einiger seiner Landsleute. Den Bible belt im Süden und im Mittelwesten der Vereinigten Staaten spricht er ja direkt an (“It’s hard to rouse a hog in delta”). Was die Namen der Country-Recken angeht, so könnten dort auch Politikernamen stehen, die wären allerdings außerhalb Amerikas weniger bekannt.

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America! America! America! America!
You are so grand and gold, golden
Oh I wish I was deep in America tonight
America! America!
I watch David Letterman in Australia
Oh America!
You are so grand and gold, golden
I wish I was on the next flight to America
Captain Kristofferson
Buck Sergeant Newbury
Leatherneck Jones
Sergeant Cash
What an army, what an air force, what a marines
America!
I never served for my country
America! America!
America!
Well everyone’s allowed a past they don’t care to mention
America! America!
Well it’s hard to rouse a hog in delta
And it can get tense around the Bible belt
America! America!
All the lucky suckle teat
While the strong pig knuckle meat
Ain’t enough teat, ain’t enough teat, ain’t enough teat
Ain’t enough teat, ain’t enough teat, ain’t enough to eat
In America
America! America!
In America

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