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IrrlichtIch habe Deine Ansicht zu Callahan gerne gelesen – und vieles kann ich sogar nachempfinden, auch wenn es bei mir ganz anders ist. Callahan hat für mich etwas, das andere nicht haben und es ist doch so, dass er für mich in den letzten Wochen und Monaten zu so etwas wie einem Lieblingsmusiker geworden ist. Wenn sich Instrumente und Gesang vermischen entsteht für mich hier etwas, das ich, ein besserer Begriff fällt mir momentan noch nicht ein, friedvoll bezeichnen würde. Etwas, das ich fragmentarisch bei Dylan höre, selten bei Cohen, oft bei Oldham, manches Mal auch bei Drake, in gewisser Weise auch bei Cash – aber zu keiner Zeit in dieser Deutlichkeit. Callahans Musik ist für mich paradox – sie ist nie vollends glücklich, den sie ist stets von Sorgen geplagt, aber sie betrauert sich niemals. Sie zweifelt – aber anstatt beim reinen Zweifel zu bleiben, löst Callahan all diese auf – in Harmonie, in einer inneren Ruhe. Und in bedingungsloser Liebe, womöglich die einzige Waffe, die man Hass, Tod und Hysterie entgegenbringen kann (also ganz ähnlich, wie schon Bonnie „Prince‘ Billy in „Black“ dem Schatten zum Ende freundschaftlich die Hand reicht). Allerdings ist die Musik, schon zu Zeiten von Smog, zu keiner Zeit dogmatisch, Ansprüche schon längst das Licht gesehen zu haben, gibt es nicht. Dafür linzt der Gute ja auch viel zu gerne den Abyssos hinunter. Die Musik ist einsam, weltabgewandt, schlicht – und sie ist es dennoch nicht, weil sie zuletzt zutiefst menschlich ist. Eindimensional kann ich sie übrigens nicht finden – dafür ist sie zu farbenreich, zu dynamisch, zu opulent (gerade in den letzten Jahren), zu harmonisch in ihrer Melodieführung und letztlich: Mal ist Bill der verwunderte Partner, der dem naivlich fragenden Mädel die Begrifflichkeit von Liebe erklären soll („Liebe ist ein Ding, das in einer leeren Box aufbewahrt wird“ – „Wie kann etwas in einer leeren Box aufbewahrt sein?“), dann der gerissene Zyniker („Dress sexy at my funeral, my good wife, for the first time in your life!“), der Schwärmer („Our anniversary“), der Gesellschaftskritiker („I feel like the mother of the world“ – Kain und Abel?), der Gläubige, der bis zum Rock bottom dem goldenen Ring nacheilt (aber auch: „It’s time to put god away“), der Phönix, der in „Say valley maker“ wieder zum Leben erwacht („now I’m galloping back!“, wie belebend!), der Hoffende („Baby’s breath“), der mit Segen Abschiednehmende („My friend“ – und wie er „My friend“, im Grunde reduziert sich alles auf diesen Zweiwortsatz, ausspricht ist derart aufrichtig, dass mir immer wieder klar wird, was mir bei vielen anderen Künstlern fehlt) – und der einsame Südvogel, isoliert von allen, die ihm in ihrer überschäumenden Kraft doch nur die Arme aus den Gelenken reißen würden. Dass sich Callahan zunehmend mehr der Öffentlichkeit zuwendet, ist, finde ich, ein gutes Zeichen, das zeigt, dass der große Blick ins Dunkel von „A river ain’t too much to love“ nunmehr dem gewichen ist, was ich oben schon angeschnitten hatte: Seligkeit, Fröhlichkeit, Glückseligkeit. Ein neuer harmonischer Wind und so, die Streicher und verstärkte Ryhthmusfraktion kommen wohl nicht von ungefähr. Wenn ein Musiker mir das vermitteln kann, dieses Lächeln, obwohls an allen Ecken und Enden schon zu bröckeln anfängt, nehme ich ihm nicht mehr übel, dass er streng genommen seit zwanzig Jahren das stimmungstechnisch (weitestgehend) gleiche Werk unters Volk bringt. Ja doch, von all den Songwritern für mich mit Abstand der vielseitigste; wahrlich ein Poet. Und sexy ist die Stimme dazu auch noch.
„My ideals have got me on the run/Its my connection with everyone“.
Erstmal freut es mich dass du wieder im Forum bist und danke für die sehr ausführliche und auch persönliche Beschreibung, viel besser lässt sich das Phänomen Bill Callahan und diese Platte wohl nicht in Worte fassen. Für mich ist es bisher einer der Veröffentlichungen diesen Jahres und ich ringe mit den ***** Sternen.
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Oh, the wind, the wind is blowing, through the graves the wind is blowing, freedom soon will come; then we'll come from the shadows.